Norderstedt. Die singenden HSV-Fans treffen sich immer montags. Wer beim Supporters Chor dabei sein will, muss kein begnadeter Sänger sein.

Dass der HSV am Tag zuvor in der 2. Fußball-Bundesliga gegen den Karlsruher SC zu Hause mit 3:4 verloren hat, spielt an diesem Montagabend in den Räumen der Fachschule für soziale Arbeit an der Sengelmannstraße 49 in Hamburg-Alsterdorf nur eine untergeordnete Rolle. Spätestens als alle zusammen im Kreis stehen und auf Socken voller Leidenschaft „Mein Hamburg lieb ich sehr“ schmettern, ist der Schmerz der Niederlage vergessen.

20 Männer und Frauen verschiedenen Alters haben sich an diesem Abend zur 90-minütigen Probe des HSV Supporters Chores eingefunden. Alle tragen dabei ein blaues Polo-Shirt mit dem eigenen Vornamen und der Raute drauf.

HSV Supporters Chor: ein einmaliges Fan-Projekt

Seit April 2019 gibt es dieses in Fußballkreisen wohl einmalige Fan-Projekt, bei dem ein Chor Fußball-Songs anstimmt, die sonst nur im Stadion zu hören sind. Mittendrin ist auch die Norderstedterin Julia Kreutz – HSV-Fan und Dauerkarteninhaberin. Seit vier Jahren singt sie jeden Montagabend ab 19 Uhr HSV-Lieder: „Man startet direkt etwas glücklicher in die Woche. Natürlich tauschen wir uns auch über den HSV aus. Durch den Chor sind auch schon viele Freundschaften entstanden. Hier werden gleich zwei Leidenschaften geteilt: die Musik und der HSV.“

Geleitet wird der Chor von Dennis Bischoff. Er ist nebenbei auch noch als Lehrer am Norderstedter Lessing-Gymnasium tätig und leitet dort unter anderem die Big Bands. Auch Bischoff ist glühender HSV-Anhänger. An einem Montagabend HSV-Lieder zu singen, ist für ihn: „Sehr schön. Man hört die Songs ja sonst nur im Stadion und freut sich, diese dann auch einmal in einer anderen Fassung zu hören. Wir singen die Lieder ja nicht im Original, sondern mehrstimmig als Chor.“

Man muss kein begnadeter Sänger sein – Einsatz ist wichtiger als Perfektion

Man muss übrigens kein begnadeter Sänger sein, um beim Supporters Chor mitmachen zu dürfen, verrät Anna Stöcken. Die Lehrerin hat den Chor 2019 gemeinsam mit Flughafenpastor Björn Kranefuß (singt immer noch mit) ins Leben gerufen. Inzwischen besteht dieser aus 25 Sängerinnen und Sängern, die sich jeden Montag von 19 bis 20.30 Uhr zur Chorprobe treffen.

„Ich bin immer für verrückte Ideen zu haben. Ich kannte damals die richten Leute, und so fand drei Monate nach der ersten Idee auch schon die erste Probe statt. Als Chorleiter habe ich sofort an Dennis Bischoff gedacht, mit dem ich früher zusammen studiert habe. Das passte einfach alles“, betont Anna Stöcken.

Frauen sind in der Überzahl beim HSV Supporters Chor

Was auffällt, ist der Frauen-Überschuss. Männer sind in diesem Chor noch klar in der Unterzahl. Daher würden sich Stöcken & Co. auch noch über weitere Gesangstalente freuen –egal welchen Alters.

Bankkauffrau Beatrix Ahlers aus Bramfeld ist ebenfalls von Anfang an dabei: „Es bringt mir viel Motivation und gute Laune. Man kommt oft ein bisschen abgespannt von der Arbeit. Dann wird gesungen, und man geht hier immer wieder freudestrahlend und fröhlich heraus.“

Zum Repertoire des Chores gehören nicht nur HSV-Songs wie „Hamburg, meine Perle“, „Trotzdem HSV“ oder „Hey HSV“, sondern auch andere Hamburg-Lieder. Ab geht die Post an diesem Abend ganz besonders beim Song „Vom HSV, da bin ich Fan von“. Es wird immer wieder geklatscht, gesungen und getanzt. Der Rhythmus geht ins Blut, und den Refrain hat hier jeder drauf und schmettert lautstark mit: „Und macht der Ivan einmal Ding Dong, dann lauf ich splitternackt nach Hongkong. Ding Dong.“

Supporters Chor kann auch für Feiern gebucht werden

Auch Julia Kreutz fährt nach den 90 Minuten wieder glücklich und zufrieden zurück nach Norderstedt. Einen großen Wunsch hat sie aber noch: „Ein Weihnachtssingen im Volksparkstadion. Mit ganz vielen Menschen zusammen. Das ist es doch, was am meisten Freude bringt.“ Der Supporters Chor kann auch für Geburtstage oder Jubiläen gebucht werden.

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Haben denn HSV-Spieler wie Bakery Jatta oder Robert Glatzel auch schon einmal angefragt, ob sie mitsingen dürfen? „Noch nicht. Über die verschiedenen Social-Media-Kanäle bekommt man aber mit, dass einige Spieler gerne singen. Es wäre schon cool, wenn mal jemand aus der Profimannschaft vorbeischaut“, lächelt Anna Stöcken. Interessierte sind immer herzlich eingeladen, einmal bei den Proben vorbeizuschauen und mitzumachen.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage www.hsv-ev.de/supporters-club/supporters-chor. Der Chor ist auch über Facebook und Instagram zu erreichen.