Norderstedt. Französischer Luftfahrt-Konzern Safran zieht mit neuer Zentrale von Hamburg nach Norderstedt – ein Weltmarktführer kommt.
Der nächste Global-Player siedelt sich im 36 Hektar großen Gewerbegebiet Nordport im Süden Norderstedts an. Bis Ende nächsten Jahres baut dort auf 6000 Quadratmetern Land, direkt in der Einflugschneise des Hamburger Flughafens, der französische Weltmarktführer im Bau von zivilen und militärischen Hubschraubermotoren, Safran Helicopter Engines, für 15 Millionen Euro seine neue Deutschlandzentrale. Anschließend wird er seinen bisherigen Standort in Hamburg aufgeben, der für das Unternehmen zu klein geworden ist, und mit allen 70 Beschäftigten nach Norderstedt umziehen. Sie wird dann HanSafran heißen, in Anlehnung an die Hansestadt, die das Unternehmen verlässt.
Mit dem symbolischen ersten Spatenstich am Mittwochvormittag besiegelte Safran-Präsident Cedric Goubet aus der Konzernzentrale im südfranzösischen Pau diese Unternehmensentscheidung. „Vielen Dank für Ihren herzlichen Empfang“, bedankte sich der Safran-Chef bei Stadtpräsidentin Petra Müller-Schönemann und Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, die ihn mit warmen Worten als „liebe Gäste“ in Norderstedt „herzlich willkommen“ hießen. „Wir sind froh und stolz, ein so erfolgreiches, internationales Unternehmen bei uns begrüßen zu können.“
Zentrale bietet Platz für 100 Mitarbeitende
Ihre Kollegen in der Bauabteilung im Rathaus seien gerade mit Nachdruck dabei, den eingereichten Bauantrag des französischen Luftfahrtkonzerns zu bearbeiten, versprach die Oberbürgermeisterin. Denn Eile ist geboten. Im zweiten Quartal dieses Jahres will Safran mit dem Bau des zweistöckigen Gebäudes an der Spenglerstraße beginnen, wie Deutschlandchef Francis Larribau ankündigte.
Von Ende 2025 an sollen dann von hier in Norderstedt aus die etwa 2000 Hubschraubermotoren gewartet, repariert und instandgehalten werden, die Safran an ihre 300 Kunden in 30 Ländern in Deutschland, Zentralasiens sowie Nord- und Osteuropa ausgeliefert hat und die heute noch im Einsatz sind.
Mit MTU konzipiert Safran einen Kampfhubschrauber
Deutschland sei für das französische Unternehmen von besonderer Bedeutung, betonte Vorstandschef Goubet. So flügen sämtliche Polizeihubschrauber und auch die Bundeswehr hierzulande mit den Antriebsturbinen Made in France. Mit dem deutschen Luftfahrtkonzern MTU habe Safran den Transporthubschrauber Tiger gebaut. Aktuell seien sie in dieser deutsch-französischen „strategischen Partnerschaft“ gerade dabei, die nächste Generation eines neuen Kampfhubschraubers bis 2040 zu entwickeln. „Diese Allianz wird in Zukunft wichtig für die Sicherheit Europas sein.“
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Aber auch in der zivilen Luftfahrt sei Safran Helicopter Engines Weltmarktführer mit seinen Triebwerken, betonte Präsident Goubet. „70 Prozent aller Hubschrauber in Deutschland nutzen unsere Triebwerke.“ Ob es die „Gelben Engel“ des Automobilclubs ADAC oder die Rettungshubschrauber von der Deutschen Luftrettung und anderen Rettungsdiensten oder Kliniken seien. Für den 1938 in Südfrankreich in den Pyrenäen noch unter dem Namen Turbomeca gegründeten Konzern, ist auch der europäische Flugzeughersteller Airbus ein sehr wichtiger Auftraggeber. Safran wartet auch deren Triebwerkstechnologie.
Airbus ist ein wichtiger Kunde für Safran
Heute erwirtschaftet der führende Hersteller von Gasturbinenmotoren für den Hubschrauberbau mit weltweit 83.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 19 Milliarden Euro. Seit Firmengründung seien etwa 75.000 Triebwerke von Safran produziert worden, die an 2500 Kunden in 155 Ländern ausgeliefert wurden. In Deutschland beschäftigt Safran 1300 Mitarbeitende an zwölf Standorten.
Das neue Hauptquartier von HanSafran, das nun von Groß-Borstel im Süden des Hamburger Flughafens auf die nördliche Seite umzieht, werde den neuesten Standard an Energieeffizienz am Bau erfüllen, sagte Deutschlandchef Larribau. Der Strom werde aus Photovoltaikanlagen auf dem Dach gespeist, das zudem begrünt sein wird. Das Heiz- und Kühlsystem werde mit einer Wärmepumpe betrieben.
Firmenzentrale wird klimaneutral
„Wir wollen damit CO₂ absorbieren und einen möglichst klimaneutrale Betriebsweise erreichen“, sagte Larribau. Die zunächst 70 Beschäftigten hätten hier 3000 Quadratmeter Platz. Für die Büros sowie die technischen Räume für Wartung und Reparatur würden jeweils 1500 Quadratmeter zur Verfügung stehen, sodass 100 Beschäftigte hier arbeiten können. Ladestationen für die Elektrofahrzeuge und E-Bikes werde es geben. „Wir werden unsere Mitarbeitenden auch zum Radfahren, Bilden von Fahrgemeinschaften und Nutzen des Öffentlichen Nahverkehrs anhalten.“
Oberbürgermeisterin Schmieder pries den französischen Firmenchefs „die junge Stadt Norderstedt“ als „weltoffen“ und fast familiär. Hier gebe es viele kulturelle Angebote und auch gut ausgebildeten Nachwuchs aus den Schulen, sagte sie. „Unsern Stadtpark werden Sie lieben lernen.“
EGNO: Nordport als Erfolgsmodell
Marc-Mario Bertermann, Chef der Norderstedter Entwicklungsgesellschaft EGNO, die das Gewerbegebiet Nordport vermarktet, freute sich über den weiteren Weltmarktführer in der Stadt. Vor 18 Jahren habe alles mit der Ansiedlung von Matzen und Timm begonnen, der Hightech-Schlauchsysteme herstellt. Später folgten die Europa-Zentrale des japanischen Elektronikkonzerns Casio, die komplette Unternehmenszentrale des Klebemittelherstellers Tesa mit etwa 1000 Beschäftigten, der Finanzdienstleister Serrala mit 400 Beschäftigten sowie die Condair-Gruppe aus der Schweiz, die Luftbefeuchtungssysteme für die Industrie fertigt.
„Wir überzeugen mit dem verkehrlich hervorragend angebundenen Nordportgelände und unserer akribischen Ansiedlungspolitik“, sagt Bertermann. Aktuell seien hier noch fünf Hektar für weitere erfolgreich wachsende Unternehmen frei.