Norderstedt. Häuser wurden ausgespäht, Dinge verschwanden von Fensterbänken: Was hinter der ungewöhnlichen Polizeiaktion steckt.
Da staunten Hausbesitzer in einigen Wohngebieten in Norderstedt am Montag nicht schlecht, als es am Nachmittag plötzlich an der Tür klingelte. Davor standen Polizeibeamte. Und sie hatten Dinge dabei, die gerade von der Fensterbank herunter aus dem Haus gestohlen worden waren. Hatten die Polizisten die Einbrecher gefasst und die Beute gesichert? Mitnichten: Die Polizisten waren selbst die Einbrecher gewesen.
Es handelte sich um sogenannte Präventionsstreifen des Polizeireviers Norderstedt. Und um eine Polizeiaktion, die den Bürgerinnen und Bürgern ganz plastisch vor Augen führen soll, wohin Leichtsinnigkeit in Zeiten hoher Aktivität von Einbrechern in Norderstedt führt. Die Beamten hatten das offen stehende Fenster in dem Haus entdeckt, schlichen sich an und stibitzten einige Dinge von der Fensterbank. Dann präsentierten sie ihre Beute umgehend dem nichtsahnenden und verdutzten Hausbesitzer an der Haustür.
Sechs Streifen waren sechs Stunden unterwegs
In einem anderen Fall standen die Polizisten vor der weit geöffneten Terrassentür eines Hauses und hatten freien Blick und potenziellen Zugriff auf einen hochwertigen Computer und weitere teure Geräte. Sie ließen diese Option aber verstreichen und konfrontierten den Hausbesitzer mit der Sicherheitslücke.
Mit sechs dieser Streifen war das Polizeirevier am Montag in Norderstedt unterwegs. Die Stadt zählt zu den bei Kriminellen sehr beliebten Tatorten. Mit der Aktion will die Polizei die Menschen sensibilisieren, es den Einbrechern nicht zu leicht zu machen. Die sind nämlich gut ausgerüstet, schlagen Tag und Nacht zu und nutzen dabei jede Option, die sich ihnen bietet.
75 Gespräche mit Bürgern
Mit 76 Bürgerinnen und Bürgern kamen die Beamten auf ihren Streifen ins Gespräch. Und genügend Anlass für die Ansprache gab es auf allen Grundstücken. Die Beamten entdeckten zum Beispiel 26 gekippte Fenster, während die Hausbesitzer nicht im Haus waren. In zwölf Fällen hatten Hausbesitzer geradezu einladend Leitern ungesichert an der Hauswand stehen.
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Einmal stießen die Beamten auf eine unverschlossene Haustür, in drei Fällen steckte der Hausschlüssel noch von draußen. 24 Hausbesitzer ließen ihre Garage sperrangelweit offen stehen und gaben potenziellen Einbrechern damit freie Sicht auf brauchbare Beute. Das Gleiche galt für drei unverschlossene Schuppen, aus denen Kriminelle mit Leichtigkeit Gartengeräte hätten stehlen können.
Überall standen nicht abgeschlossene Räder
Auffallend leichtsinnig scheinen Hausbesitzer mit ihren Fahrrädern auf dem eigenen Grundstück umzugehen. Offenbar fühlen sich die meisten so sicher, dass sie ihre Fahrräder unverschlossen vor dem Haus stehen lassen. 51 Räder hätten die Beamten an diesem Präventionstag ungehindert mitgehen lassen können.
Und dass überquellende Briefkästen für Einbrecher immer ein sicheres Zeichen für infrage kommende Objekte sind, scheint sich auch nicht bei allen Hausbesitzern herumgesprochen zu haben. Zwei vollgestopfte Briefkästen entdeckten die Polizisten in den Wohngebieten.
Zwischen 9 und 15 Uhr waren die Polizisten als Einbrecher in Norderstedt unterwegs. Die Bürgerinnen und Bürger reagierten positiv auf die Aktion und sie hätten die Ratschläge in den Gesprächen freundlich angenommen, teilt das Polizeirevier mit.