Norderstedt. Kino-Projekt an der Ulzburger Straße scheiterte 2023 an den Kosten. Warum es jetzt wieder Hoffnung für die Umsetzung gibt.
Es hätte Norddeutschlands modernstes Kino werden sollen, aber im vergangenen Frühjahr wurden die Pläne beerdigt: kein neues Großkino für Norderstedt. Allerdings nur vorläufig; denn die Suche nach einem Standort geht weiter. Mathias Kemme und Christof Gläser von der K-Motion GmbH in Hamburg, die auch das Spectrum-Kino an der Rathausallee betreiben, planen nach wie vor ein Großkino in Norderstedt.
Jahrelang hatten Klemme und Gläser ihre Pläne vorangetrieben: An der Ulzburger Straße sollte ein schickes Popcorn-Kino der Extraklasse für Blockbuster und Mainstream-Filme entstehen. Sieben Kinosäle mit einem Gesamtfassungsvermögen von 1000 Besuchern, Tiefgarage, Gastronomie und Hotel und direkter Nachbarschaft – ein Millionenprojekt. Die Stadt Norderstedt und die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) unterstützten die Planungen. Die nötigen politischen Beschlüsse waren gefasst.
Norderstedts Superkino – die Suche nach einem Standort geht weiter
Doch im letzten Moment wurde die Reißleine gezogen. Im Mai vergangenen Jahres verkündeten die Initiatoren das Aus des ehrgeizigen Projekts auf einem der letzten Filetgrundstücke in Norderstedt. Fünf Jahre Planung, viele Diskussionen und letztlich Beschlüsse, das Aufstellen eines Bebauungsplanes – alles umsonst. „Das Projekt war für uns durch die Kostensteigerungen nicht mehr darstellbar“, sagt Christof Gläser heute. „Die gestiegenen Zinsen und die hohen Baukosten hatten schließlich dazu geführt, dass wir keinen Investor finden konnten.“
Die ursprünglichen Pläne sind zwar eingestampft, aber keineswegs beerdigt. „Wenn wir irgendwo einen Strohhalm finden, greifen wir zu“, sagt Christof Klemme. Denn der Traum von einer Kinokonstellation mit Niveau besteht nach wie vor: Arthouse- und Blockbusterkino in einer Stadt, wenn möglich nur wenige hundert Meter entfernt voneinander.
Ausreichend Potenzial für ein zweites Kino in Norderstedt
Nach den im vergangenen Jahr aufgegebenen Plänen hätte das bestehende Spectrum-Kino ein Haus für Cineasten werden sollen, das neue Haus hingegen ein Palast, in dem die neuesten Kassenschlager die Zuschauer anlocken sollen. Denn aufgrund der Erfahrungen mit dem Spectrum, das K-Motion GmbH seit 2006 betreibt, sehen Klemme und Gläser ausreichend Potenzial für ein zweites Kino in Norderstedt.
Mehrere Optionen habe es in den vergangenen Monaten bereits gegeben, sagt Christof Gläser. Aber ein geeignetes Grundstück sei bisher noch nicht dabei gewesen. Man habe auch bei der gegenüber dem Kino liegenden Moorbek-Passage nachgefragt, als dort Räume frei geworden seien. Allerdings vergeblich. „Es ist auch ein kleinerer Raum denkbar, um anspruchsvolle Filme zu zeigen.“
K-Motion betreibt 15 Kinos in Deutschland
Auch mit dem Vermieter des Spectrum-Kinos, dem Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck, habe man bereits über geeignete Grundstücke oder Objekte verhandelt. Ebenfalls vergeblich. Christof Gläser ist verhalten optimistisch: „Wir suchen weiter!“
Das Norderstedter Spectrum ist eines von 15 Kinos, dass die K-Motion GmbH aus Hamburg bundesweit betreibt. Darunter ist eines in Berlin, die meisten anderen Kinos aber sind in Klein- und Mittelstädten angesiedelt. Die direkte Konkurrenz von Multiplex-Palästen ist dort meist nicht vorhanden.
„Avatar“ war der Hit 2023: Steigende Besucherzahlen im Spectrum-Kino
Mit der Entwicklung ihres Kinos in der Rathausallee sind die beiden Kinounternehmer Mathias Kemme und Christof Gläser zufrieden. Steigende Besucherzahlen nach der Corona-Flaute machen ihnen Mut für die kommenden Jahre. Noch seien die Zuschauerzahlen der Vor-Corona-Zeit nicht ganz wieder erreicht, aber man sei auf einem guten Weg. „2024 fallen die Kinos wieder auf die Füße, 2025 und 2026 werden die alten Zahlen wieder erreicht sein“, vermutet Christof Gläser.
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Der Streik von Filmschaffenden in Hollywood habe zu einer spürbaren Filmflaute geführt, aber auch in dieser Hinsicht gehe es wieder bergauf. Nach Ansicht von Klemme und Gläser hat sich inzwischen herausgestellt, dass sich Streamingdienste und Kinos gut ergänzen.
Streamingdienste und Kinos befruchten sich gegenseitig
„Die Streaminganbieter haben erkannt, dass Kinos gute Einfallstore für ihre eigenen Portale sind“, sagt Christof Gläser, der die Situation mit der vor 60 Jahren vergleicht, als die Kinobetreiber wegen der Fernsehkonkurrenz das Aus befürchteten. „Letztlich haben sich Kino und TV gegenseitig befruchtet, genauso sieht es heute aus.“
Die meisten Eintrittskarten wurden nach Angaben der K-Motion GmbH im Spectrum-Kino im vergangenen Jahr für den bereits 2022 gestarteten Film „Avatar: The Way of Water“ gekauft. Auf den nächsten Plätzen der internen Kino-Charts folgen „Oppenheimer“, „Barbie“ und „Napoleon“.