Norderstedt. Verzögert durch die Corona-Pandemie geht das Projekt der Kino-Betreiber K-Motion nun in die entscheidende Phase der Genehmigung.

Eine neues Großkino in Norderstedt: Seit Jahren wird geplant, nun wird es konkret. Schon in den nächsten Wochen fällt die Entscheidung über dieses Projekt, mit die Kinobetreiber Matthias Kemme und Christof Gläser von K-Motion eines der größten und modernsten Lichtspielhäuser Norddeutschlands mitten nach Norderstedt bringen wollen.

An der Ulzburger Straße, zwischen dem Rechenzentrum und Bürogebäude an der Ecke Ulzburger Straße, Buchenweg und dem Rüsternweg im Norden entsteht ein Kino mit sieben Sälen und 1000 Sitzplätzen - vorausgesetzt Norderstedts Politiker und die Entwicklungsgesellschaft (EGNO) sind mit den überarbeiteten Plänen einverstanden. Doch da sieht Matthias Kemme eigentlich keine Probleme. Die entscheidenden Gespräche würden demnächst geführt.

Cinemotion Norderstedt: Mit zwei Jahren Verzögerung soll gebaut werden

Ein Grundsatzbeschluss über die Bebauung des freien Geländes an der Ulzburger Straße war bereits 2018 gefasst worden. Am südlichen Ende will die K- Motion ihr Kino bauen. Nach Norden hin soll sich ein Hotel, Boarding-House oder Gastrobetrieb anschließen. Den nördlichen Abschluss auf dem Filetgrundstück werden 280 Wohnungen mit einer Kita bilden.

Für das Cinemotion Norderstedt, so der Name des künftigen Kinos, haben Verwaltung und Politik einen eigenen Bebauungsplan mit der Nummer 324 auf den Weg gebracht. Es gab bereits eine Bürgeranhörung, aber das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

K-Motion Geschäftsführer Mathias Kemme (l.) und Christof Gläser in ihrem Kino in Norderstedt.
K-Motion Geschäftsführer Mathias Kemme (l.) und Christof Gläser in ihrem Kino in Norderstedt. © Eric Shambroom

Eigentlich hätte das Kino längst in Betrieb sein sollen, aber die Pandemie mit all ihren gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen haben Planern und Betreibern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Stadt Norderstedt erwartet jetzt eine pandemiegerechte Planung und legt sehr viel Wert auf Details. Kemme und Gläser haben ihre Architekten mit der Neuplanung beauftragt, sind aber trotzdem etwas verwundert: „Wir wollen auch in Ahrensburg ein Kino eröffnen, aber dort hat niemand nach Pandemieplänen gefragt.“

Nach zwei Jahren Verzögerung wird an eine Eröffnung in zwei Jahren gedacht. Matthias Kemme ist zuversichtlich, aber genau kann er es immer noch nicht sagen. Fest steht, dass Norderstedt ein Kino nach modernsten Maßstäben bekommt. Mit viel Platz für die einzelnen Besucher, breite Sitze, breite Gänge.

Im vergangenen Jahr gab es ein Gespräch zwischen Kinobetreibern und Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, in den nächsten Tagen steht ein Gespräch mit der EGNO an. Und die hat ein gewichtiges Wort mitzureden: Sie ist im Besitz des Grundstücks, dass im Falle eines Kinobaues an die K-Motion GmbH & Co. KG vom Matthias Kemme und seinem Geschäftspartner Christof Gläser verkauft wird. Ein Hamburger Investor kommt dabei ebenfalls ins Spiel: Er möchte das vorgesehene Boarding-House oder ein Hotel mit Gastronomie direkt neben dem Kino bauen.

EGNO-Geschäftsführer Marc-Mario Bertermann lässt sich nicht in die Karten blicken und beantwortet eine Anfrage des Abendblatts vage: „Wir befinden uns in Gesprächen mit einem möglichen Kinobetreiber. Das vorliegende Konzept wird gemeinsam mit der Stadt und dem Investor bewertet und dann unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen das weitere Vorgehen abgestimmt.“

Das Spectrum-Kino spielt künftig Arthouse-Filme

Die beiden Kinobetreiber glauben nicht, dass es noch Steine im Wege geben könnte, bleiben aber vorsichtig. „Erst wenn die Stadt dem Projekt zustimmt, wird das Grundstück gekauft“, sagt Matthias Kemme. Seine Gesellschaft betreibt bundesweit 15 Lichtspielhäuser. Das neueste wurde kürzlich in Lüdinghausen bei Münster eingeweiht. Die Kinos Nummer 16 und 17 sollen in Norderstedt und Ahrensburg entstehen. Kemme und sein Partner sind die „Könige der Provinz“: In Orten wie Winsen, Schleswig, Itzehoe, Bremerhaven, Hameln oder Hoyerswerda befinden sich die Kinos des 2006 gegründeten Unternehmens.

In der Liste taucht Norderstedt bereits auf. Denn hier betreiben die K-Motion schon seit längerer Zeit auch das Spectrum-Kino an der Rathausallee. Lohnt sich ein zweites Kino in Norderstedt? Die beiden Geschäftsleute sehen für Norderstedt und Umgebung ein Potenzial von etwa 230.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich – genug Publikum für beide Kinos. Mit 140.000 zahlenden Gästen pro Jahr gehört das Spectrum zu den Top Drei der insgesamt 14 K-Motion-Kinos bundesweit. Diese Zahlen wurden allerdings vor Pandemie und Lockdown ermittelt. Das Spectrum-Kino soll künftig Raum für besondere Filme mit Arthouse-Charakter bieten, Blockbuster und sonstige Mainstream-Filme sollen im Cinemotion das Publikum anlocken.

Knapp neun Millionen Euro kalkuliert das Unternehmen für den Neubau, der mit modernster Sound- und Leinwandtechnik ausgestattet werden soll. Geplant sind außerdem Leder bezogene Wohlfühlsessel, mit Nackenstütze und Fußablage, quasi die First Class unter den Kinosesseln, dazu noch sogenannte D-Box-Motion-Seats für das 4-D-Erleb-nis, also Stühle, die wackeln, wenn im Film ein Erdbeben wütet oder die Protagonisten auf hoher See in einem Boot schaukeln.

Dazu soll das Cinemotion natürlich ein großzügiges Foyer bekommen, wo sich die Norderstedter vor dem Filmgenuss mit Popcorn und Softdrinks eindecken können. Unter dem Kino ist eine Tiefgarage angedacht, in der 80 bis 110 Autos parken können. Außerdem soll ein Saal mit einer Bühne und Präsentationstechnik ausgestattet sein, die sowohl Veranstaltungen, also Live-Acts, Lesungen und Kabarett, als auch Firmenfeiern und ähnliches möglich machen.