Norderstedt. Betreiber K-Motion beerdigt das ambitionierte Kino-Projekt. Was nun auf der Fläche entstehen könnte, ist völlig offen.
Es sollte das vielleicht modernste Kino in Norddeutschland werden – das Cinemotion an der Ulzburger Straße in Norderstedt-Mitte. Doch nun haben die beiden Projektentwickler, Mathias Kemme und Christof Gläser von der Gesellschaft K-Motion GmbH in Hamburg, das Millionen-Projekt beerdigt.
„Der Betreiber nimmt Abstand von der Realisierung eines Multiplex Kinos an der Ulzburger Straße“, teilte Norderstedts Baudezernent Christoph Magazowski im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr mit. Als Gründe hätten Kemme und Gläser unter anderem die stark gestiegenen Kosten für Bau und Innenausbau angegeben. Für eine Stellungnahme zum Ende des Projektes waren die beiden K-Motion-Geschäftsführer am Dienstag für das Abendblatt nicht zu erreichen.
Bauprojekte: Zu hohe Baukosten – das Aus für Norderstedts Superkino
Dass es an der Umsetzung des ambitionierten Kinoprojektes hapert, war allerdings schon in den letzten Monaten deutlich geworden. Obwohl das Projekt seit seiner Ankündigung 2017 in den politischen Gremien begrüßt und ausdiskutiert und das Bebauungsplanverfahren Nummer 324 fortgeschritten war, überraschten die Betreiber Kemme und Gläser Ende 2022 mit der Ankündigung, dass die geplante Realisierung 2024 nicht möglich sei. „Vor 2025 wird das nichts“, sagte Christof Gläser gegenüber dem Abendblatt.
Geplant war auf einem der letzten „Filetgrundstücke“ in Norderstedt ein Popcorn-Kino der Extraklasse für Blockbuster und Mainstream-Filme. Kemme und Gläser betreiben seit 2006 auch das Spectrum-Kino an der Rathausallee. Es sollte neben dem Cinemotion als „Arthouse“-Kino für den besonderen Film weiterbestehen.
Stadt Norderstedt wünscht sich weiterhin ein Kino auf dem „Filetgrundstück“
Sieben Kinosäle für 1000 Besucher sollte das Cinemotion umfassen. Die Ausstattung – gediegen. Leder bezogene Wohlfühlsessel, mit Nackenstütze und Fußablage – die außerdem noch stilgerecht wackeln, wenn auf der Leinwand ein Erdbeben wütet. Unter dem Gebäude sollte eine Tiefgarage mit 80 bis 100 Stellplätzen entstehen.
Außerdem soll eine Gruppe von Investoren bestanden haben, die ein Hotel mit Gastronomie neben dem Kino entwickeln wollten. Christof Gläser berichtete im November 2022, er habe grünes Licht von Stadt und Entwicklungsgesellschaft (EGNO) bekommen. „Das ganze muss aber noch an Schlagkraft gewinnen.“
Enttäuschung in der Politik über das Aus ist groß
Diese Schlagkraft ist offenbar ausgeblieben. Dem mit mindestens 9 Millionen Euro taxierten Projekt ist nun die Luft ausgegangen. Offenbar lässt es sich in der aktuellen Situation im Bausektor nicht wirtschaftlich realisieren. Baudezernent Magazowski bekundete im Stadtentwicklungsausschuss, die Stadt habe weiterhin „ein großes Interesse daran, in diesem Bereich ein Kino zu haben“. Es würde seitens der Stadt weiter nach einem Betreiber gesucht.
- Norderstedts Superkino: „Vor 2025 wird das nichts“
- Cinemotion: Norderstedts Großkino soll 2024 stehen
- Großkino kommt 2024 – mit Boarding-House
„Die Enttäuschung über das Aus in der Politik ist schon groß“, sagt Marc Muckelberg, Fraktionschef der Grünen. „Das Konzept war ja sehr gut – klassisches Popcorn-Kino im Cinemotion und Arthouse im Spectrum. Jetzt sind wir wieder zurück auf Anfang.“
Bauprojekte: Grüne schlagen Interessenbekundungsverfahren für das Grundstück vor
Muckelberg brachte in der Ausschusssitzung den Wunsch ein, ergebnisoffen über die weitere Verwendung des Grundstückes zu planen – am besten in einem Interessenbekundungsverfahren. Dabei werden Investoren aufgefordert, ihre Ideen für die Fläche zu präsentieren.
„Natürlich wäre ein Kino schön, aber es gibt sicherlich auch andere interessante Projekte, die auf der Fläche denkbar sind“, sagt Muckelberg. Aus seiner Sicht wäre es auch nicht falsch, die Bürgerinnen und Bürger in Norderstedt zu befragen, was sie sich auf dem „Filetgrundstück“ vorstellen könnten.
Bauprojekte: CDU kann sich auch eine Fachhochschule am Standort vorstellen
Peter Holle, Fraktionschef der CDU, ist nicht überrascht vom Ende des Kino-Projektes. „Es hatte sich schon während der Corona-Pandemie abgezeichnet, dass es Probleme geben könnte. Nun kam offenbar noch die Entwicklung der Baukosten dazu.“ Ihm ist es lieber, dass das Projekt nun schon gescheitert ist – und nicht nach Fertigstellung. „Dann hättest du da eine Bauruine stehen, in die du nichts anderes reinsetzen kannst.“
Der CDU wäre es am liebsten, wenn nun eine Fachhochschule auf dem Grundstück entstehen würde. „Schön wäre auch eine Schule für Erzieherinnen und Erzieher – aber da müsste es erst grünes Licht aus Kiel geben. Denkbar ist für mich auch ein Studentenwohnheim.“ Ein Interessenbekundungsverfahren befürwortet Holle ebenfalls. „Vielleicht kommen ja gute Ideen aus der Wirtschaft.“