Norderstedt. Patrick Ittrich war beim Neujahrsempfang von Eintracht Norderstedt in Plauderlaune. Referee sprach auch über sein dunkelstes Erlebnis.

Eddy Münch versuchte immer wieder verzweifelt den Startschuss für das Grünkohlessen beim Neujahrsempfang von Eintracht Norderstedt im Airport Plaza Hotel zu geben. Da hatte der Sponsorenbeauftragte des Clubs die Rechnung aber ohne den Stargast des Abends gemacht.

Der Hamburger Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich (45) war nämlich in allerbester Plauderlaune. Eigentlich sollte er vom langjährigen Abendblatt-Reporter und Redakteur Dieter Matz eine Stunde interviewt werden, aber Ittrich ergriff immer wieder selbst die Initiative und sorgte so bei den rund 120 Sponsoren und Förderern des Vereins für gute Laune.

Dieter Matz (l.) und Hamburgs Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich sorgten beim Neujahrsempfang von Eintracht Norderstedt für gute Unterhaltung.
Dieter Matz (l.) und Hamburgs Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich sorgten beim Neujahrsempfang von Eintracht Norderstedt für gute Unterhaltung. © Michael Eggert | Michael Eggert

Patrick Ittrich feierte 2016 Bundesliga-Premiere

„Das ist eine unheimliche Wertschätzung für uns Schiedsrichter, dass wir zu solch einem Event eingeladen werden“, sagte Ittrich, der seit 2003 DFB-Schiedsrichter ist und seitdem fast 330 Pflichtspiele gepfiffen hat. Davon allein 89 Partien in der 2. Bundesliga und 78 in der 1. Liga.

An seine Bundesliga-Premiere kann er sich noch gut erinnern: „Das war im Februar 2016 das Spiel VfL Wolfsburg gegen den FC Ingolstadt. Ich bin ohne eine einzige Gelbe Karte ausgekommen. Wir wurden damals sehr gelobt. Abends haben wir es dann im Clubhaus bei der HT 16 in Hamburg ordentlich krachen lassen.“

„Sein bestes Spiel im Hertha-Trikot“

Ittrich, dessen Heimatverein der Mümmelmannsberger SV ist, durfte an diesem Abend aber nicht über aktuelle Themen aus der Bundesliga berichten. Daher warf er immer mal wieder einen Blick zurück und erzählte eine schöne Anekdote über den ehemaligen Spieler von Hertha BSC Berlin, den Brasilianer Matheus Cunha, der durchaus für das eine oder andere rüde Einsteigen bekannt war.

Ittrich: „Ich bin beim Aufwärmen vor einem Spiel im Olympiastadion zu ihm gegangen. Da habe ich ihm dann gesagt, dass ich heute sein bester Kumpel wäre und ihn vor Tritten schützen werde. Wenn er aber selbst ein hartes Foul begehen sollte, werde ich konsequent sein. Cunha hat anschließend gesagt, dass er so etwas noch nie erlebt hätte. Er hat an diesem Nachmittag dann sein bestes Spiel im Hertha-Trikot gemacht.“

Ittrich arbeitet in Teilzeit bei der Polizei Hamburg

Mit 15 Jahren startete Ittrich seine Schiedsrichterkarriere. Aktuell arbeitet er in Teilzeit unter der Woche auch noch 20 Stunden bei der Polizei Hamburg. Dort ist er im Bereich Verkehrsprävention und Verkehrserziehung tätig. In den vergangenen fünf Jahren war er in einem Podcast sogar als Verkehrskasper zu hören.

Ittrich hat vier Töchter (20, 18, 14 und 7 Jahre alt). Zwei davon haben auch schon einen Schiedsrichterschein gemacht. „Ich selbst habe mit 15 Jahren angefangen zu pfeifen. Ich kann es jedem nur empfehlen. Man schult dadurch die eigene Persönlichkeit und lernt Kritikfähigkeit und Entscheidungen zu treffen.“

Babak Rafati wollte sich Leben nehmen – Ittrich leistete Erste Hilfe

Ittrich hat aber auch schon die ganz dunklen Seiten des Geschäfts erlebt. Im November 2011 war er Schiedsrichter-Assistent im Gespann von Babak Rafati. Sie sollten die Partie 1. FC Köln gegen den FSV Mainz 05 leiten. Am Morgen vor dem Spiel hatte Rafati versucht, sich im Hotel das Leben zu nehmen. Ittrich und seine Kollegen fanden ihn und leisteten Erste Hilfe: „Das hat mich sehr mitgenommen und über viele Jahre beschäftigt“, gibt Ittrich zu.

Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen für ihn und seine Familie gab es in der Vergangenheit auch: „Da ist schon ein Wandel in der Gesellschaft zu erkennen. Knallharte Beleidigungen werden heute fast als normal angesehen. So geht es aber nicht. Ich bin da rigoros. Bei mir werden alle angezeigt.“

Videoschiedsrichter nimmt „fünf Prozent vom Bauchgefühl“

Zum Thema Videoschiedsrichter fügte Ittrich noch an: „Generell finde ich ihn gut. Er nimmt uns Schiedsrichtern auf dem Platz aber auch die letzten fünf Prozent vom Bauchgefühl.“

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Eintracht-Präsidentin Julia Karsten-Plambeck war begeistert von diesem Abend: „Das war ein toller Vortrag. Wir machen den Abend ja auch für unsere Sponsoren. Denn ohne ihre Unterstützung geht es nicht.“

Freuten sich über einen gelungenen Neujahrsempfang (v. l.): Eintracht-Geschäftsführer Finn Spitzer, Reporter-Legende Dieter Matz, Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich und Eintracht-Präsidentin Julia Karsten-Plambeck.
Freuten sich über einen gelungenen Neujahrsempfang (v. l.): Eintracht-Geschäftsführer Finn Spitzer, Reporter-Legende Dieter Matz, Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich und Eintracht-Präsidentin Julia Karsten-Plambeck. © Michael Eggert | Michael Eggert

Patrick Ittrich äußerte zum Schluss dann noch einen ganz speziellen Wunsch an Eddy Münch: „Könnte ich beim Grünkohl als Beilage statt einer Scheibe Bauchspeck auch zwei Kochwürste bekommen?“. Selbstredend wurde ihm dieser Wunsch gerne erfüllt.