Bad Bramstedt. CDU nominiert ihren Kandidaten für die Wahl. Amtsinhaberin Verena Jeske tritt erneut an, wird aber nur von einer Fraktion unterstützt.

Sein Name war schon seit Monaten im Gespräch, jetzt wurde Felix Carl offiziell nominiert: Die BramstedterCDU schickt den Geschäftsführer der Lebenshilfe als Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters ins Rennen. 23 von 30 anwesenden Mitgliedern des Ortsvereins votierten nach Angaben der Segeberger Zeitung für Carl. Damit steht der erste Bewerber für die Wahl fest. Gewählt wird am 15. September.

Carl wird gegen Amtsinhaberin Verena Jeske ins Rennen gehen, die stets betont hatte, für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Auf Anfragen des Abendblatts wiederholte sie ihre Absicht, auch künftig die Stadtverwaltung zu leiten. Jeske und die Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und die FDP liegen seit Jahren im Clinch miteinander. Die Fraktionen werfen ihr eine intransparente und eigenmächtige Amtsführung vor.

Bad Bramstedt: Felix Carl will Bürgermeister werden

CDU-Fraktionschef Volker Wrage wirft ihr außerdem einen autoritären Führungsstil vor, der zu Kündigungen bei vielen Mitarbeitern geführt habe. „Ich habe keine Hoffnung auf bessere Zusammenarbeit in einer eventuellen zweiten Amtszeit“, sagte Wrage und fügte hinzu: „Eine Selbstreflektion seitens Frau Jeske findet leider bis heute nicht statt. Auch eine länger geplante gemeinsame Mediation wird von ihr nicht aktiv unterstützt.“

Zu Jeskes schärfsten Kritikern gehört der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Gilbert Sieckmann-Joucken. Seine Partei werde keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Vielmehr werde seine Fraktion Bewerber anderer Parteien einladen, um dann zu entscheiden, wen man möglicherweise unterstützen wird.

CDU, Bündnis 90/Die Grünen und die FDP gegen Jeske

Auch Sieckmann-Joucken hat keine Hoffnung mehr, mit Verena Jeske künfitg wieder zusammenzuarbeiten. „Nachdem wir anfangs dachten, eine Zusammenarbeit wäre möglich, mussten wir im Laufe der Jahre einsehen, dass dies nicht möglich ist“, sagte er. „Grund sind eine schlechte Kommunikation, immer wieder wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt, denen wir dann möglichst schnell zustimmen sollten.“

Er wirft ihr außerdem vor, Beschlüsse nicht umzusetzen. Das Vertrauen sei nicht mehr vorhanden, Jeske sei zur Selbstreflexion nicht fähig. Sieckmann-Joucken: „Wir hoffen inständig, dass es keine zweite Amtszeit geben wird.“

Bürgermeisterin Verena Jeske bewirbt sich für eine zweite Amtszeit.
Bürgermeisterin Verena Jeske bewirbt sich für eine zweite Amtszeit. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Die FDP befinde sich in Sachen Bürgermeisterwahl noch in der Findungsphase, sagte die Ortsvorsitzende Kathrin Parlitz-Willhöft. Noch seien keine eigenen Entscheidungen gefallen. Auch sie kritisiert die Arbeit von Verena Jeske und sagte, die Kommunikation mit Bürgern, Vertretern der heimischen Wirtschaft sowie mit der Kommunalpolitik sei „erheblich ausbaufähig“. Außerdem wirft sie der Bürgermeisterin Geheimniskrämerei um das Auenlandquartier und schädliche Äußerungen über die eigenen Stadtwerke vor. „Wir bemühen uns sehr, den Bad Bramstedter Bürgerinnen und Bürgern eine bessere Alternative anzubieten“, sagte Parlitz-Willhöft.

Wenn Verena Jeske erneut antritt, darf sie sich nur der Unterstützung durch die SPD gewiss sein. „Wir werden sie unterstützen“, sagte die Fraktionsvorsitzende Karin Steffen. Die SPD hatte die parteilose Jeske vor fünf Jahren zum ersten Mal als Kandidatin aufgestellt. Damals hatte sie sich überraschend klar gegen Amtsinhaber Hans-Jürgen Kütbach (FDP) durchgesetzt, der nach 18 Jahren als Bürgermeister das Rathaus verlassen musste.

SPD wirft den anderen Fraktionen Mobbing vor

Jeske habe sich auf den anstrengenden Weg gemacht, die Stadt und die Stadtverwaltung für die Zukunft aufzustellen.
„Die meisten ihrer Projektvorschläge wurden von der Politik mit Mehrheit beschlossen und werden nach und nach umgesetzt“, sagte Steffen. „Die Äußerungen anderer Parteien, die mittlerweile von vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr als Kritik, sondern als gezieltes Mobbing wahrgenommen werden, teilen wir nicht.“

„Ein Wahlsieg Jeskes wäre in jedem Fall ein klares Signal an die anderen Fraktionen, dass die Bürgerinnen und Bürgern unbedingt eine Bürgermeisterin wollen, die die Stadt modernisieren und fit für die Zukunft machen will“, sagte die Fraktionsvorsitzende. Die SPD gehe davon aus, dass bei den anderen Fraktionen die Achtung und Wertschätzung gegenüber demokratischen Wahlergebnissen höher wiege als die aktuellen Differenzen mit der Bürgermeisterin. Daher gehe die SPD davon aus, dass sich die Zusammenarbeit bei einer zweiten Amtszeit verbessern werde.

Die Bramstedter wählen am 15. September den Bürgermeister

Auch andere Kandidaten können sich um das Amt bewerben. Die Bewerbungsfrist läuft am 22. Juli um 18 Uhr aus. Auf den Termin 15. September hatte sich die Stadtverordnetenversammlung geeinigt, nachdem die SPD ihren Antrag zurückgezogen hatte, die Abstimmung vorzuziehen und mit der Europa-Wahl am 9. Juni zusammenzulegen. „Das wäre nicht zu schaffen gewesen“, sagte Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt, die zur Wahlleiterin ernannt wurde.

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Sollte beim ersten Wahlgang keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erreichen, ist für den 6. Oktober eine Stichwahl terminiert. Mißfeldt kündigte außerdem eine Podiumsdiskussion mit allen Kandidaten vor dem 15. September an. Unklar ist allerdings, wo die Veranstaltung stattfinden wird. Die Bürgervorsteherin erwartet so viele Besucher, dass das Kurhaustheater mit seinen 400 Plätzen zu klein sein dürfte. Auch das Tryp-Hotel mit seinem großen Tagungssaal steht seit der Schließung vor zwei Jahren nicht mehr zur Verfügung. „Vielleicht müssen wir in eine Turnhalle ausweichen“, sagte Mißfeldt.