Bad Segeberg. Der Kalkberg ist eine etwas heruntergekommene Touristenattraktion. Warum Segebergs Politiker das jetzt dringend ändern wollen.
Im ansonsten flachen Land sind 91 Meter schon eine gewaltige Höhe: Der Kalkberg in Bad Segeberg ist ein Touristenmagnet. Denn hier leben Fledermäuse und Winnetou – die Tiere hauptsächlich im Winter, der Häuptling nur im Sommer.
Der Berg mitten in der Altstadt könnte aber noch attraktiver sein, meinen die Segeberger Kommunalpolitiker, die jetzt darüber beraten, was ganz oben mit der Aussichtsplattform geschehen soll. Im Gespräch ist sogar eine Aussichtsplattform aus Glas.
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Die Überlegungen, den Kalkberg attraktiver zu machen, sind nicht neu. Zuletzt berichtete das Abendblatt vor einem Jahr über Gedankenspiele im Segeberger Rathaus, die leicht verwahrloste und stets stiefmütterlich behandelte Plattform auf der Bergspitze attraktiver zu gestalten.
Geändert hat sich bis jetzt nichts. Jetzt aber hat die Debatte eine gewisse Dynamik angenommen: Bürgermeister Toni Köppen drückt auf das Gaspedal, weil er, wie er in einem Gespräch mit den Lübecker Nachrichten erklärte, extrem unzufrieden mit dem Zustand der Plattform sei.
Kalkberg lockt mit seinen Attraktionen mehr als eine halbe Million Menschen an
Und das ist auch kein Wunder. Die Aktivitäten und Attraktionen am Kalkberg locken jährlich mehr als eine halbe Million Menschen an. Konzerte, Karl-May-Spiele, das Fledermauszentrum Noctalis, die Höhle, der Weihnachtsmarkt, das Indian Village, das ungewöhnliche Hotel-Ensemble – es gibt am und im Berg viel zu sehen, zu hören und erleben. Wer allerdings die Stufen bis zur Spitze erklimmt, hat zwar einen weiten Blick über die Stadt und das Umland, aber charmant und einladend ist es dort oben keinesfalls.
Mit dem Abriss des Restaurants entstand eine hässliche Lücke
Auch der steile Weg nach oben ist für Besucher leicht deprimierend. Alles wirkt vernachlässigt und zum Teil verwahrlost. Das hat vermutlich auch seinen Grund im Abriss des einst so beliebten Restaurants „Bergschlösschen“ vor rund neun Jahren.
Seit 1903 hatte es oben auf dem Kalkberg gethront, bevor es 2015 platt gemacht wurde. Im Laufe der einhundert Jahre gab es im Schlösschen Premierenfeiern der Karl-May-Spiele, Silvesterpartys, Vereinsfeiern, Familienfeste und andere Veranstaltungen. Aber trotz des tollen Ausblicks auf die Stadt fanden sich nur wenige Pächter, die in dem städtischen Gebäude langen Atem bewiesen. Zuletzt stand das Gebäude einige Jahre leer. Die beim Abriss entstandene Lücke wurde bis heute nicht wieder sinnvoll gefüllt.
Die Stadt stellt Geld für das Erstellen eines Konzeptes zur Verfügung
Seit das Restaurant verschwunden ist, kümmert sich niemand mehr um die Aussichtsplattform. Das soll eigentlich anders werden. Im Dezember 2022 hatte die Stadtvertretung eine Prüfung beschlossen, wie eine Umgestaltung der Aussichtsplattform des Kalkberges erfolgen könnte und welche Kosten dadurch entstehen würden.
Zudem soll der Kalkberg als Ganzes betrachtet werden. Die Rede war von einem „Leuchtturmprojekt“ mit Strahlkraft für die ganze Region. Der Bauausschuss ging sogar noch einen Schritt weiter und fasste den Beschluss, Geld für das Erstellen eines Konzeptes zur Verfügung zu stellen.
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Jetzt drückt der Bürgermeister auf das Tempo. Die Planung für eine Verschönerung des Kalkbergs gehört für ihn zu einer der wichtigsten Aufgaben dieses Jahres. Eine Aussichtsplattform aus Glas schwebe ihm zwar vor, aber er wisse auch, dass eine solche Konstruktion nur schwer zu realisieren sei. Die Stadt Bad Segeberg hatte nach Angaben des Bürgermeisters im vergangenen Jahr Planungsleistungen für die touristische Aufwertung der zugänglichen Bereiche des Kalkbergs ausgeschrieben und im Juli 2023 ein Büro für Landschaftsarchitektur beauftragt. Im Zuge der beauftragten ersten Planungsschritte sollen die konkreten Ziele für die Aufwertung des Kalkberges festgelegt und ein Konzept erstellt werden. Hierbei sollen auch die Akteure und die politischen Gremien beteiligt werden.
Die Plattform gehört offiziell dem Land Schleswig-Holstein
Überhaupt gibt es noch einige Unwägbarkeiten auf dem Weg zu einer Verschönerung des Kalkbergs. Denn: Ob die Stadt Bad Segeberg auf der Aussichtsplattform tatsächlich uneingeschränkt tätig werden darf, ist nicht eindeutig geklärt: Die Plattform gehört offiziell nicht der Stadt, sondern dem Land Schleswig-Holstein. Denn dort oben befindet sich ein Messpunkt, den um 1830 die dänische Regierung zusammen mit vielen anderen Messpunkten im Lande installiert hat, um in Schleswig-Holstein Höhenmessungen durchzuführen. Dabei handelte es sich um ein klassisches Verfahren der Landesvermessung zur Bestimmung der Lage von Punkten der Erdoberfläche.
Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Denn möglicherweise hat das Land gar nicht so viel Interesse am Erhalt des Messpunktes. Seit Einführung der Satellitennavigation im Jahre 2007 sind derartige Messpunkte nämlich überflüssig.