Norderstedt. Gaza-Krieg stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs der Norderstedter Kirchen. Was sie nun gegen Antisemitismus unternehmen wollen.
Eine ruhige, besinnliche Atmosphäre herrschte beim ökumenischen Neujahrsempfang der Norderstedter Kirchen in der Thomaskirche im Ortsteil Glashütte. Der Weihnachtsbaum strahlt im Lichterglanz, auf dem Altar leuchtete das Friedenslicht, die Figuren der Weihnachtskrippe faszinierten durch ihre detailgetreue Schnitzarbeit, und die gastgebende Pastorin Christina Henke konnte gut 80 Besucherinnen und Besucher begrüßen, darunter Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer und Alt-Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder.
Norderstedts Politik war ebenso wenig vertreten wie Norderstedts Kulturvereine, außer Michael Scharbert, Gründer und Leiter des Theaters Pur, gleichwohl Kulturträger und Politik eingeladen waren. Ayala Nagel vom Kulturverein Chaverim – Freundschaft mit Israel, der in der Thomaskirche Anfang Dezember das Chanukka-Fest feierte, schickte Grüße.
Pastor Lorenz erinnerte an den Überfall der Terror-Organisation Hamas
Die Krippe zeigt Jesus Geburt in Bethlehem, der Stadt, in der Weihnachten in diesem Jahr aufgrund des Massakers der Hamas und des Gaza-Krieges nahezu ausfiel. Die palästinensische Terror-Organisation hat am 7. Oktober Jüdinnen und Juden in den Kibbuzim und beim Musikfestival in Südisrael an der Grenze zum Gazastreifen bestialisch überfallen, 1200 Menschen ermordet, 136 Geiseln befinden sich immer noch in der Gewalt der Hamas.
Daran erinnerte Martin Lorenz, Pastor der Emmaus-Kirchengemeinde, zu der die Christus- und die Paul-Gerhardt-Kirche gehören, in seiner frei gehaltenen Rede.
Lorenz ist derzeit Sprecher der Norderstedter Kirchen und stellte das Motto des ökumenischen Neujahrsempfangs unter den hebräischen Gruß Schalom, der nicht nur Frieden bedeutet.
Pastor: „Wir hätten Demonstrationen gegen den Antisemitismus veranstalten müssen“
„Schalom steht auch für Gerechtigkeit, für Glück, Vertrauen und Zusammensein“, sagte Lorenz. Durch den Juden Jesus hätten die Christen Zugang zum jüdischen Glauben. „Wir Christinnen und Christen sind die Sprößlinge des alten Baumes Judentum und mit dem Judentum verbunden, wir verkünden gemeinsam das Volk Israel, das ist unser Glaube“, stellte der Pastor fest und erinnerte an den schlimmsten Tag im vergangenen Jahr, während auf dem Altar das Friedenslicht stand, das Pfadfinder in Bethlehem entzündet und nach Europa gebracht haben. „2023 – es ist dieser eine Tag, der 7. Oktober, der Terrorangriff der Hamas. Seitdem gelten unsere Gebete den Toten, den Verletzten, Vergewaltigten, den Geiseln, man kann nicht oft genug Schalom sagen“, sagte Lorenz.
Der Pastor monierte aber auch das Verhalten der Kirchen nach dem Massaker: „Die Reaktionen auf den 7. Oktober waren auch von den Kirchen viel zu gedämpft, denn die Hamas hat weltweit zum Mord an Jüdinnen und Juden aufgerufen, und wir hätten Demonstrationen gegen den Antisemitismus veranstalten müssen, das aber haben wir leider nicht gemacht.“ Lorenz sagte außerdem: „Wenn die Terror-Organisation Hamas sich auflösen würde, wäre der Krieg vorbei, denn die Hamas verfolgt nur ein Ziel: die Juden zu vernichten.“
In Norderstedt soll eine Gruppe für religiösen Dialog gegründet werden
Als neuen Beitrag gegen den Antisemitismus kündigte Lorenz die Ausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland – Judenverfolgung in der Vergangenheit – Zeiten blühender deutsch-jüdischer Kultur – aktuelles jüdische Leben in Deutschland“ für die Christuskirche an. Bereits im Oktober zeigte die Johanneskirche die Wanderausstellung, die durch das Hamas-Massaker eine bittere Aktualität bekam.
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Außerdem will der Pastor eine Gruppe für religiösen Dialog gründen. Wer Interesse hat, meldet sich unter lorenz@emmaus-nborderstedt.de per E-Mail.
Sternsinger besuchten den ökumenischen Gottesdienst
Traditionell besuchen die Sternsinger der Pfarrei St. Katharina von Siena den ökumenischen Gottesdienst. Die Spendenaktion des Kindermissionswerks sammelt in diesem Jahr für Kinder in Amazonien. Gekonnt schrieb Felix den Segensspruch „20*C+M+B+24“ (Caesar, Melchior und Balthasar) an die Backsteinwand zum Eingang der Thomaskirche und sang mit den „Königinnen“ Jana, Jola und Lina Friedenslieder.