Tangstedt/Bad Bramstedt. Bennet „McStonefield“ Steinacker aus Bad Bramstedt hat in Tangstedt einen Anti-Kriegsfilm gedreht. Was sein Großvater damit zu tun hat.

Das Szenario hätte manche Spaziergänger an diesem verregneten Dezembertag schockieren können. Männer in Uniformen, mit Stahlhelmen und Gewehren bewaffnet – mitten im Rader Forst in Tangstedt nicht weit von der B432 –, da, wo der Alsterlauf merkwürdige Kapriolen macht. Die Szenerie war aber nur eine Filmkulisse. Der Filmemacher Bennet Steinacker aus Bad Bramstedt, der sich lieber McStonefield nennt, drehte hier mit 40 Darstellern, Komparsen, Technikern und Kameraleuten einen Anti-Kriegsfilm, der im Zweiten Weltkrieg spielt.

Gespielt und gefilmt wurde teilweise bei strömendem Regen. 
Gespielt und gefilmt wurde teilweise bei strömendem Regen.  © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die persönliche Tragödie seines Großvaters Jürgen, der als kleines Kind seinen Vater Georg im Krieg verlor, hat ihn zu diesem Kurzfilm inspiriert, erklärt Steinacker. Er habe die Geschichte nur etwas „romantischer“ umgeschrieben. Nicht der Sohn verliert seinen Vater, ein Soldat muss auf den Schlachtfeldern an der Ostfront erfahren, dass seine Frau bei Bombenangriffen an der „Heimatfront“ ums Leben kam. Der Wehrmachtssoldat droht daran zu verzweifeln.

Kleine Feuerchen sollen im Wäldchen für etwas Wärme und Heimeligkeit sorgen

Dies ist dann wohl auch die eindrücklichste Szene im Film. Der Soldat, der jeden Tag mit seinem eigenen Tod rechnen muss, zweifelt am Sinn des Lebens, prangert die Sinnlosigkeit des Krieges an. Den Tränen nahe offenbart er sich seinem Offizier. Seine verstorbene Frau sei ihm im Traum erschienen. Er halte es nicht mehr aus, müsse unbedingt nach Hause zurückkehren, fleht er. Der Major versucht, ihm Trost zu spenden, was ihm nur schwerlich gelingt.

Die Kriegserlebnisse seines Großvaters haben den Filmemacher Bennet „McStonefield“ Steinacker aus Bad Bramstedt inspiriert, einen Anti-Kriegsfilm zu drehen.
Die Kriegserlebnisse seines Großvaters haben den Filmemacher Bennet „McStonefield“ Steinacker aus Bad Bramstedt inspiriert, einen Anti-Kriegsfilm zu drehen. © Norderstedt | Burkhard Fuchs

Gespielt wird diese Einstellung bei strömendem Regen unter einer Zeltplane. Kleine Feuerchen sollen hier im Wäldchen an der Wulksfelder Dorfstraße mitten im Matsch und zwischen großen Regenpfützen für etwas Wärme und Heimeligkeit sorgen. Alles ist klamm und feucht, als die Kamera läuft und die Protagonisten in Großaufnahme zeigt, die wie zwei Freunde ins Gespräch vertieft sind. Der Soldat, gespielt von Patrick Sass, und sein Major, gespielt von Patrick Bach, geben ihr Bestes. Beide sind erfahrene Schauspieler und haben bereits in etlichen Filmen mitgewirkt.

Das Budget für den Film beträgt 5000 Euro, Gagen werden nicht bezahlt

Der Bad Bramstedter Steinacker hat sie für sein Kurzfilmprojekt begeistern können. Es soll eine etwa 15 Minuten lange „Liebesgeschichte im Zweiten Weltkrieg“ werden, die er anschließend auf den einschlägigen Filmfestivals vorführen möchte, sagt Steinacker alias McStonefield. Das Budget ist mit 5000 Euro überschaubar. Gagen könnte er den Darstellern erst nach erfolgreicher Präsentation des Filmes zahlen, wenn der vielleicht ein paar Preise eingeheimst habe.

Landser-Uniformen im Rader Forst in Tangstedt: Leon Sass (von links), Mark Zappe und Bjarne Mosdzen in Wehrmachtsuniformen.
Landser-Uniformen im Rader Forst in Tangstedt: Leon Sass (von links), Mark Zappe und Bjarne Mosdzen in Wehrmachtsuniformen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Vieles am nötigen Equipment sei ihm von Sponsoren und Förderern gespendet worden. Eine Supermarktkette habe das Essen für die Crew an den drei Drehtagen im Tangstedter Forst spendiert. Die Uniformen und die historische Kriegsausrüstung stammten aus einem Fundus in Brandenburg. „Die haben auch Quentin Tarantinos Film ‚Inglorious Bastards‘ ausgestattet“, sagt der Bad Bramstedter und freut sich über die guten Kontakte, die er hier nutzen konnte.

Filmemacher hat mit seinem Großvater oft über den Krieg gesprochen

Er habe oft mit seinem Opa Jürgen, der heute 86 Jahre alt ist und an der Nordsee lebt, über den Krieg und seine Folgen für die Opfer und Angehörigen gesprochen, erzählt der Filmemacher. „Krieg darf hier nie wieder passieren“, sei die Kernaussage seines Großvaters gewesen, der seinen Vater, Bennet Steinackers Urgroßvater, das letzte Mal 1943 am Bahnhof in Hamburg sah, als er sieben Jahre alt war und sein Vater an die Kriegsfront beordert wurde.

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„Ich möchte auch keinen Krieg mehr erleben“, sagt der Filmemacher Steinacker nachdenklich. Das gelte sicherlich für die gesamte Nachkriegsgeneration. Doch er habe zeigen wollen, wie eng Leben und Tod im Krieg sein können und welche tragischen Schicksale damit oft verbunden seien. Viele Kinder werden wie sein Opa damals ihre Väter, viele Frauen ihre Ehemänner, viele Mütter ihre Söhne nicht mehr lebend haben zurückkehren sehen. Bittere, einschneidende, traumatische Erlebnisse, die ihr weiteres Leben bestimmt haben.

Mitte 2024 soll der Film auf den Kurzfilm-Festivals laufen

Für Bennet Steinacker war das ein wichtiges Projekt, das die Geschichte seiner Familie geprägt hat, wie in so vielen anderen Familien seiner Großeltern-Generation. Und es sei auch eine willkommene Abwechslung zu seiner sonstigen Arbeit bei einem Satire-Magazin des NDR gewesen. Mitte 2024 soll der Film auf den Kurzfilm-Festivals laufen.