Norderstedt. Ex-Schulleiter Walter Zielinski hat mit Partnern spezielle PV-Anlage entwickelt. Wie sich damit das Leben in Afrika verbessert.

Mini-Solaranlagen für den Süden Afrikas – das ist das jüngste Projekt von Walter Zielinski. „Wir wollen die Menschen in Namibia mit Strom versorgen“, sagt der ehemalige stellvertretende Leiter des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt, denn: Auf dem Land gibt es kaum Elektrizität, und sie werde in den nächsten Jahrzehnten auch nicht kommen. TV, PCs, Licht oder Lüfter – Fehlanzeige, gerade auf dem Land. Nur 34 Prozent der Bewohner seien an das Stromnetz angeschlossen.

Das will Zielinski nun ändern. Zusammen mit dem Diplom-Ingenieur Kurt Kuhn hat Zielinski die „SH Solar Wonder Box“ entwickelt, ein transportables Kraftpaket, das bis zu 300 Watt liefert. Ideal für ein Land, das von der Sonne verwöhnt wird.

Die Initiative firmiert unter dem Dach von „Charity4Aid“. Der Verein hat ausrangierte Computer repariert, aufgerüstet und kostenlos an Bildungseinrichtungen abgegeben, erst in Deutschland. Später wurde der Süden Afrikas zum Lieferschwerpunkt. Aus dieser Zeit stammen auch die guten Kontakte des Vereinsvorsitzenden Walter Zielinski zu Politikern, Landräten und der Regierung von Namibia.

Das Land unterstützt die Solar-Initiative für Namibia mit 13.800 Euro

Moderne Technik in einer stabilen Alukiste: Ein Blick ins Innere der
Moderne Technik in einer stabilen Alukiste: Ein Blick ins Innere der "SH Solar Wonder Box". © Walter Zielinski | Walter Zielinski

Nun also die „SH Solar Wonder Box“, eine abschließbare und stabile Alu-Kiste, die die Sonne mit einem etwa 1,5 mal 2 Meter großen Panel einfängt. Im Innenraum steckt eine Gel-Batterie, die, wie Zielinski betont, unbrennbar ist. Das Produkt hat nicht nur den namibischen Botschafter, sondern auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther überzeugt. „Dank seiner Vermittlung haben wir 13.800 Euro aus der Bingo-Lotterie erhalten“, sagt Zielinski. Eine weitere Spende in etwa gleicher Höhe ermögliche jetzt den Bau von zwölf „SH-Solar Wonder Boxen“.

Die nachhaltigen Stromerzeuger sollen vor allem in Namibia gefertigt werden. Dort gebe es eine Werkstatt und Fachleute. „Wir schaffen mit dem Solar-Projekt auch Arbeitsplätze und haben dabei hauptsächlich Frauen im Blick“, sagt der Initiator der Sonnenhilfe. Sie sollen die Kabel nach dem Vorbild der Flugzeug-Hersteller mit Garn zusammenbinden, auf Plastik soll verzichtet werden.

Fernsehen, Handy laden, im Internet surfen – dank der Wunder-Box aus dem Norden

„Die Hütten sind auch schon ausgesucht“, sagt Zielinski. Die meisten Bewohner leben auf 5 mal 10 Metern, also durchaus deutlich bescheidener als wir Deutschen. Sie sollen mit der „SH Solar Wonder Box“ eine Lebensqualität bekommen, die bisher nicht möglich gewesen sei. Fernsehen, Handys aufladen, sehr wichtig, wie Zielinski sagt, im weltweiten Netz surfen, Hausaufgaben erledigen, Zugang zu Bildung bekommen – all das soll mit dem Stromerzeuger aus Schleswig-Holstein möglich werden.

Das Gerät soll natürlich auch Energie für Ventilatoren und Lampen liefern. „Jetzt behelfen sich die Bewohner mit Kerosin oder Kerzen, ein gefährliches Unterfangen. Sie schlafen ein und verbrennen. Jedes Jahr kommen rund 1000 Menschen dadurch ums Leben, vor allem Frauen und Kinder“, sagt Zielinski. Nun brauche es nur einen Knopfdruck, um Licht oder Lüfter einzuschalten.

Die Nachfrage nach der Solar-Box aus Schleswig-Holstein ist enorm

Die Nachfrage für die „SH Solar Wonder Box“ sei riesig. „Allein der Landrat eines Kreises in Namibia hat einen Bedarf für 30.000 Stück genannt“, sagt Zielinski. Anfragen gebe es inzwischen auch aus anderen afrikanischen Ländern wie Sierra Leone und Eswatini (Swasiland).

Zielinskis Engagement ist keine Eintagsfliege. Seit mehr als 20 Jahren setzt er sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein, hilft denen, denen es nicht so gut geht, immer freiwillig und über den Job hinaus. Anfang des Jahrtausends initiierte der Pädagoge am Lessing-Gymnasium in Norderstedt die damals größte Solaranlage auf einem deutschen Schuldach.

Zielinski schickt ausrangierte, reparierte und aufgerüstete Computer nach Afrika

Walter Zielinski installiert PCs an Schulen in Namibia, die Schüler freuen sich auf modernes Lernen.
Walter Zielinski installiert PCs an Schulen in Namibia, die Schüler freuen sich auf modernes Lernen. © Zielinski | Zielinski

2004 startete Zielinski ein weiteres Hilfsprojekt: Bis 2016 sammelte er mit Schülerinnen und Schülern sowie mit ehemaligen Langzeitarbeitslosen, Bundesfreiwilligendienst-Leistenden (BUFDIs) und Hartz-4-Empfängern ausrangierte Computer von Firmen und Privatpersonen ein.

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Die Kooperative aus Schülern und Arbeitslosen rüstete die Computer mit neuem Arbeitsspeicher sowie Festplatten, Monitoren, Mäusen und anderen Peripheriegeräten aus und lieferte diese Computer zum Selbstkostenpreis oder auch kostenlos an Schulen und Bildungseinrichtungen in Deutschland, Europa und später hauptsächlich an Schulen in Afrika.

Ministerpräsident lädt Zielinski zum Tag des Ehrenamtes ein

Er kann es nicht lassen: Walter Zielinski guckt sich Fotos seines neuen Projektes an. Der ehemalige stellvertretende Leiter des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt liefert Stromerzeuger nach Afrika.
Er kann es nicht lassen: Walter Zielinski guckt sich Fotos seines neuen Projektes an. Der ehemalige stellvertretende Leiter des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt liefert Stromerzeuger nach Afrika. © Michael Schick | Michael Schick

Auch als Pensionär kann der Senior nicht davon lassen, anderen zu helfen. Die Hände in den Schoß zu legen, ist seine Sache nicht. Sein ehrenamtliches Engagement ist, gerade auch durch die aktuelle Solar-Initiative, bis zum Ministerpräsidenten vorgedrungen.

Daniel Günther hat den 81-Jährigen zum Tag des Ehrenamtes Anfang Dezember eingeladen. „Leider konnte ich wegen des Schnees nicht teilnehmen“, sagt Zielinski und spricht schon wieder über die „SH Solar Wonder Box“. Wie gesagt, er kann es einfach nicht lassen.