Kaltenkirchen/Kiel. Das Amtsgericht Kiel prüft immer noch, ob es wegen der Hygienemängel im Hotel „Dreiklang“ zu einem Prozess gegen den Hotelier kommt.
Auch ein Jahr nach der Schließung der Küche im Kaltenkirchener Vier-Sterne-Hotel „Dreiklang“ hat das Amtsgericht Kiel noch keinen Termin für den Prozess gegen Hotelier Uwe Heymann festgelegt. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft gravierende hygienische Verstöße vor, die bei manchem Besucher seiner Restaurants wohl heute noch für Übelkeit sorgen dürften. Die Rede ist von Ameisen und Nagern, Dreck auf den Böden und Schimmel sowie Verbrauchertäuschung.
Inzwischen liegen der Wirtschaftskammer des Gerichts drei Anklagen der Staatsanwaltschaft Kiel vor. Die Prüfung des Amtsgerichts, ob die Anklagen zugelassen werden und ob die Fälle zu einem Verfahren zusammengefasst werden, dauert bereits Monate und könnte sich noch weiter hinziehen. Ein Sprecher des Gerichts wollte sich nicht festgelegen, wann Heymann vor Gericht stehen muss.
Ameisen und Schimmel im Nobelhotel? Noch immer kein Prozess
Im ersten Komplex werden Heymann und seine frühere Geschäftsführerin Daniela W. beschuldigt, bei der Lieferung von Weihnachtsbraten per Onlineshop die Kunden getäuscht zu haben. Statt der versprochenen Gänse aus der Region mit hochwertigen und frisch gekochten Beilagen wie Rotkohl und Klößen sollen die Angeklagten mit ihren Versandunternehmen schlicht Tiefkühlware an die Kunden verschickt haben.
Oberstaatsanwalt Axel Bieler geht davon aus, dass Heymann die Geschäfte der Kaltenkirchener Onlineshops Gourmetuniversum GmbH und zwei anderer Versandfirmen geleitet hat. Lebensmittelkontrolleure sollen bei einer Durchsuchung in einem Gewerbegebäude in Neumünster im Dezember 2022 diverse Beweismittel gefunden haben. In dem Betrieb wurden die fertigen Menüs verpackt und verschickt.
Onlineshop für Weihnachtsmenüs weiter im Netz aktiv
Trotz des Verdachts von Straftaten bei der Belieferung von Kunden mit falsch bezeichneten Produkten ist Gourmetgänsebraten.de weiterhin im Netz aktiv und bietet Speisen mit Geflügel und Wild unter dem Motto „In Holstein gekocht, von allen gemocht“ an.
Noch schwerer als Vorwurf der Verbrauchertäuschung wiegen die schweren hygienischen Mängel, die in Heymanns Hotelküche in Kaltenkirchen geherrscht haben soll. Dort wurden die Gäste bekocht und die Gerichte für den Versandhandel zubereitet. Bei Kontrollen im Oktober und Dezember 2022 seien dort „erhebliche Mängel“ festgestellt worden, sagte Bieler.
Landeskriminalamt ermittelt gegen Hotelier aus Kaltenkirchen
Die Ermittlungen leitet das Landeskriminalamt. Normalerweise werden Verstöße in Küchen und Restaurants als Ordnungswidrigkeiten von der Lebensmittelüberwachung der Kreisverwaltung in Bad Segeberg geahndet. In besonders schwerwiegenden Fällen mit dem Verdacht auf Vorsatz und Wiederholung übernehmen jedoch die Polizisten aus Kiel die Ermittlungen.
Die Ermittlungen waren aufgenommen worden, nachdem sich offenbar ein Mitarbeiter des Hotels an die Behörden gewandt hatte. Auch bei den Google-Bewertungen beklagten viele Gäste Mängel in dem Hotel. Bürgermeister Hanno Krause sprach damals von einem „extrem desolaten Zustand“ der Küchen.
Kontrolleure bestanden Küchen in Kaltenkirchen und Ascheberg
Nach seinen Angaben sollen Verstöße gegen das Lebensmittelrecht und das Arbeitsrecht festgestellt worden sein. Hotelier Uwe Heymann deutete im Gespräch mit dem Abendblatt zunächst an, dass es Missstände gegeben haben könnte und sagte: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Eine Sache, die nicht schön ist.“ Später wehrte er sich juristisch gegen die Berichterstattung in dieser Zeitung und bezeichnete in einem anderen Medium die Vorwürfe der Behörden als „Irrsinn“.
Außerdem wird sich das Amtsgericht in einem dritten Komplex mit einem Strafbefehl gegen Heymann vom Juni 2021 befassen. Schon damals soll der Hotelier dafür verantwortlich gewesen sein, dass in seinen Hotelküchen in Kaltenkirchen und im „Whitman“ in Ascheberg (Kreis Plön) Lebensmittel zubereitet und serviert wurden, die laut Ermittlungen für den Verzehr nicht geeignet waren.
Amtsgericht Kiel prüft drei Verfahren gegen Uwe Heymann
Dieses Verfahren geht auf eine Lebensmittelkontrolle vom August 2020 im „Dreiklang“-Restaurant „Lorbeer“ zurück. Ermittler sollen in der Küche Ameisen und Nagetiere, verdreckte Böden und Türen sowie Schimmel auf Kühl- und Zapfanlagen gefunden haben. Ähnlich soll es im Restaurant in Ascheberg ausgesehen haben. Der Strafbefehl, die die Staatsanwaltschaft beantragt hat, sieht 90 Tagessätze zu je 50 Euro vor. Diese drei Komplexe müssen nun vom Amtsgericht geprüft werden. In weiter zurück liegenden Fällen hatte die Justiz bereits entschieden, einen Prozess gegen den Hotelier zu führen und ihn zu verurteilen.
Trotz der laufenden Ermittlungen ist der Hotelier weiter unternehmerisch im „Dreiklang“ und im „Whitman“ tätig. Laut der Homepage der Hotels arbeitet Heymann dort weiter als geschäftsführender Alleingesellschafter. Die Gaststättenkonzession für Kaltenkirchen erhielt vor einem Jahr eine seiner leitenden Mitarbeiterinnen, nachdem ihm selbst die Zulassung im Winter 2022 wegen der Hygienemängel entzogen worden war.
Lange wird er dort jedoch im „Dreiklang“ nicht mehr arbeiten. Heymann hat das Hotel an die städtischen Betriebe Kaltenkirchens verkauft und die Immobilie bis zum Sommer 2024 gepachtet. Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten aus. Ab Sommer 2024 soll sich das Konzept wandeln: Auf einem vermeintlich gediegenen und rustikalen Landhotel neben der Holstentherme soll ein modernes Resort entstehen.
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Dafür sucht die Holstentherme einen Betreiber, mit dem sie das Konzept erarbeiten will, das auf die Therme zugeschnitten sein soll. Bis dahin dürfte das Hotel unter der Leitung Heymanns weiter für sich werben. Auf der Homepage heißt es: „Unser Anliegen im Hotel Dreiklang ist, dass Sie bei uns eine gute Zeit haben und von Ankunft bis zur Abreise in bester Stimmung sind. Dafür schaffen wir den perfekten Rahmen – mit einer stimmigen Umgebung, einer hervorragenden Küche und engagiertem Personal.“