Kreis Segeberg. Auch Schulen, Supermärkte und Firmen sind betroffen. Hempels in Norderstedt muss kurzfristig schließen. Was Gesundheitsamt rät.
Die aktuelle Krankenwelle sorgt derzeit in allen Lebensbereichen für Probleme. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes haben etwa 7,1 Millionen Menschen in Deutschland derzeit eine akute Atemwegserkrankung. Infolgedessen ist es zu zirka 1,7 Millionen Arztbesuchen gekommen. Der Hauptgrund sind Covid (SARS-CoV-2), Rhinoviren, RSV sowie Adenoviren.
Auch im Kreis Segeberg sorgen Viren und Bakterien für Personalmangel und Einschränkungen, etwa bei Busunternehmen, in Autowerkstätten und Schulen. Genaue Zahlen zu den aktuellen Krankheitsfällen gibt es für den Kreis aber nicht, weil die Diagnostik von Krankheiten wie Covid bei Ärzten nur noch „sporadisch“ erfolge, wie Kreissprecherin Sabrina Müller sagt.
Die Barmer-Krankenkasse registrierte bei seinen Versicherten jedenfalls schon Ende November einen deutlichen Anstieg an Atemwegsinfektionen. In Schleswig-Holstein hätten sich von 10.000 Barmer-Versicherten 480 mit Infekten krankschreiben lassen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 35,5 Prozent.
Autokraft-Busse fahren wegen Krankheitsfällen seltener
Mit erheblichen Personalproblemen hat derzeit das Busunternehmen Autokraft zu kämpfen, das im Kreis Segeberg diverse Orte auf dem Land anfährt und die stark frequentierte Linie von Bad Segeberg über die Bundestraße 432 nach Norderstedt und zur U-Bahnhaltestelle Hamburg-Ochsenzoll betreibt.
„Da gibt es Ausfälle, die zurückzuführen sind auf Personalmangel und den hohen Krankenstand“, sagt Claudius Mozer, der Geschäftsführer der Südholstein Verkehrsservicegesellschaft (SVG), die im Auftrage der Kreise den Busverkehr organisiert. Um ein wenig Verlässlichkeit für die Kunden zu schaffen und den Gesamtverkehr zu stabilisieren, müsse der Stadtverkehr in Bad Segeberg eingeschränkt werden.
„Dort sind noch Einsparpotenziale vorhanden“, sagt Mozer und weiß, dass viele Nutzer des Busverkehrs in der Kreisstadt die Situation anders beurteilen werden. Mehrere Linien in Bad Segeberg werden seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember ausgedünnt und damit Teile des Fahrplans zeitweise außer Kraft gesetzt. Damit solle auch der Schülerverkehr in anderen Regionen sichergestellt werden, schreibt die Autokraft auf Ihrer Homepage.
Autokraft-Kunden sollen sich über die Fahrplan-App informieren
„Wir bedauern diesen Schritt gehen zu müssen und bitten alle davon betroffenen Fahrgäste um Verständnis“, heißt es weiter. Autokraft arbeite unter Hochdruck daran, schnellstmöglich zum Regelfahrplan zurückzukehren. Wegen der Personalknappheit und der allgemeinen Krankheitswelle kommt es auch in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn sowie im Landkreis Heidekreis zu Verspätungen und Ausfällen.
Das Unternehmen bittet um Verständnis und appelliert an die Reisenden, sich über die Verbindungen vor Fahrtantritt über die Fahrplan-App zu informieren. Es wird alles unternommen, um schnellstmöglich wieder den regulären Fahrplan anbieten zu können.
AKN: Bisher keine Ausfälle, aber der Krankenstand „steigt wieder“
Die AKN ist derzeit von den Ausfällen nicht betroffen, der Fahrplan wird laut Homepage eingehalten. Das Eisenbahnunternehmen musste seit der Pandemie immer wieder seine Fahrgäste um Entschuldigung bitten, weil kurzfristig Züge nicht fahren konnten, nachdem Lokführer sich krank gemeldet hatten.
Nur in Ausnahmefällen gelang es, einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zu organisieren. Stattdessen empfahl die AKN, bei einem Ausfall auf den nächsten Zug zu warten. Dass es dazu erneut kommt, ist derzeit nicht ausgeschlossen. In diesen Tagen steige der Krankenstand wieder, sagte AKN-Sprecherin Maren Brandt.
Autowerkstatt Frederikspark: Spontane Reparaturen über 30 Minuten nicht möglich
Betroffen von der Krankheitswelle sind auch Autohäuser und Werkstätten in Norderstedt und Umgebung. „Bei uns herrscht Land unter“, sagt etwa Lennart Stadtlander, Geschäftsführer des Autohauses Stadtlander in Norderstedt, das sich auf demselben Gelände wie der Autoverwerter Kiesow befindet. Zu Stadtlander gehört ein Autohandel und auch eine Werkstatt mit acht Arbeitsplätzen. Trotz des hohen Krankenstandes versuche man aber nach wie vor, „kurzfristig und zügig alle Aufträge fertig zu stellen“.
Bei der Autowerkstatt Frederikspark in Norderstedt sind aktuell drei von 13 Mitarbeitern krank, wie Miriam Sasse sagt, Assistentin der Geschäftsführung. „Das hat Auswirkungen auf unser Tagesgeschäft. Unsere Kunden, die einen Termin haben, werden selbstverständlich bedient. Aber durch die fehlenden Mitarbeiter sind spontane Arbeiten über 30 Minuten nicht möglich.“ Neue Reparaturtermine würden für dieses Jahr nicht mehr vergeben.
Beim TÜV in Henstedt-Ulzburg fielen am Mittwoch diverse Termine aus
Doch selbst wenn die Werkstätten es schaffen, Autos fit für eine Hauptuntersuchung zu machen, ist damit die Abnahme durch TÜV, Dekra oder andere Organisationen nicht gesichert. So fielen am Mittwoch in Henstedt-Ulzburg diverse Termine aus, weil Prüfer sich krank gemeldet hatten.
Der Betrieb an den städtischen Kitas in Norderstedt kann trotz der allgemeinen Infektionslage aufrechterhalten werden, bislang waren keine Schließungen einzelner Gruppen oder ganzer Einrichtungen notwendig. „Auch weil die Kitas generell gut aufgestellt sind und über entsprechende Notfallpläne verfügen“, sagt Stadtsprecherin Nina Wrage.
Gebrauchtwarenhaus Hempels muss am Wochenende schließen
Nichtsdestotrotz seien natürlich auch die städtischen Einrichtungen seit etwa Mitte November vermehrt von Infektionskrankheiten wie etwa Grippal-Infekten betroffen, sagt Wrage weiter. Anfang Dezember musste beispielsweise der Wertstoffhoff einen Tag lang wegen des hohen Krankenstandes in der Belegschaft geschlossen bleiben.
Auch jetzt können Bürgerinnen und Bürger bis einschließlich Sonnabend, 16. Dezember, keinen Sonderabfall auf dem Wertstoffhof abgeben. „Die Annahme des Sonderabfalls muss durch speziell geschultes Fachpersonal erfolgen, das aufgrund von Krankheitsfällen aktuell nicht einsatzfähig ist“, erklärt Wrage.
Ebenso bleibt das in Norderstedt beliebte Gebrauchtwarenhaus Hempels am Sonnabend, 16. Dezember, geschlossen. Grund ist auch hier ein aktuell hoher Krankenstand. Derzeit geht die Stadtverwaltung davon aus, dass sowohl Hempels ab Montag, 18. Dezember, wieder zu seinen üblichen Zeiten geöffnet ist, als auch die Annahme von Sonderabfall wieder möglich sein wird.
Am Coppernicus-Gymnasium schlägt Erkältungswelle „ziemlich zu“
Auch an vielen Schulen sorgt der hohe Krankenstand für Probleme. „Bei den Lehrkräften haben wir aber eine steigende Zahl von Corona-Infektionen und immer sechs bis sieben Corona-Kranke. Leider schlägt bei den Lehrkräften aber auch die jahreszeitliche Erkrankungswelle mit Erkältungen und Grippe ziemlich zu“, sagt Heike Schlesselmann, Leiterin des Coppernicus-Gymnasium.
Auch im Alltag werden die Folgen der Infektionswelle spürbar. Immer wieder müssen die Kunden in den Einkaufsmärkten in langen Schlangen vor den Kassen warten. „Aktuell verzeichnen wir eine für die Jahreszeit typische Entwicklung und Höhe der Krankmeldungen, die uns im Allgemeinen vor keine großen Herausforderungen stellt“, sagt Anni Helene Richter, Sprecherin von Rewe Nord. Seit vielen Jahren biete das Unternehmen Mitarbeitenden eine Grippeimpfung, die gut angenommen werde.
Krankenstand bei tesa ist deutlich erhöht
Aktuell ist der Krankenstand auch bei tesa deutlich erhöht, sowohl in der Zentrale in Norderstedt als auch im Werk. „Im Werk ist unter anderem auch die Produktion betroffen, wo der Krankenstand phasenweise im niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegt“, sagt Unternehmenssprecher Thorsten Sperlich. Derzeit könnten die Ausfälle durch Mehrarbeit kompensiert oder die Anlagen mit geringerer Besetzung gefahren werden. „Die zuverlässige Belieferung unserer Kunden ist dank unserer engagierten Mitarbeitenden jedoch nicht gefährdet.“
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„Ungewöhnlich hohe Ausfallzeiten“ bei Jungheinrich
„Jungheinrich erlebt standortübergreifend ungewöhnlich hohe Ausfallzeiten durch Arbeitsunfähigkeit“, sagt Unternehmenssprecher Benedikt Nufer. Hauptsächlich seien dies Corona-Infektionen sowie grippale Infekte und Atemwegserkrankungen. Die Ausfälle belasteten die betrieblichen Abläufe, flexibler Personaleinsatz sorge dafür, dass die Produktion in den Werken weiterläuft.
Was das Gesundheitsamt rät, wenn man selbst betroffen ist
Was tun, wenn man selbst von einem der meldepflichtigen Erreger RSV, Influenza oder Covid betroffen ist? Das Kreisgesundheitsamt rät zu bewährten Mitteln. „Viel trinken, Ruhe, Nasenspray, Hustensaft, Schmerz- und Fiebermittel“ seien „die Mittel der Wahl“, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller. Das gelte für die drei meldepflichtigen Erreger „und vielen anderen respiratorischen Erregern, die nicht meldepflichtig sind“.