Kreis Segeberg. Wie Wirtinnen und Wirte in Norderstedt und dem Kreis Segeberg die Preise erhöhen und was sie für die Zukunft befürchten.
Längst nicht alle Wirtinnen und Wirte im Kreis Segeberg sehen die Wiedereinführung der 19-prozentigen Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum 1. Januar 2024 so nüchtern, wie Karin Humfeld vom Hof-Café Groß Niendorf: „Auf Speisen mussten wir vor Corona 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, und ab 1. Januar wieder, das war doch von Anfang an klar.“ Die meisten befürchten Umsatzeinbußen und eine Pleitewelle am Tresen. Denn sie können es sich nicht leisten, die Mehrwertsteuererhöhung nicht an ihre Gäste weiterzugeben. Jedoch: Steigen die Preise, bleiben die Kundinnen und Kunden weg, so die Sorge.
Wird Essengehen also zum Luxus, wenn die Mehrwertsteuer für Speisen in den Gaststätten und Restaurants wieder von sieben auf 19 Prozent steigt? Wie viel kosten dann Spaghetti Carbonara, das Roastbeef, Wiener Schnitzel oder ein Stück Torte ab Januar? Das Hamburger Abendblatt hat sich bei den Wirtinnen und Wirten in Norderstedt und dem Kreis Segeberg umgehört.
Ristorante Romantica: „Ich muss erhöhen, es geht nicht anders!“
„Unsere Preise sind seit 2021 gleich geblieben, jetzt bin ich aber gezwungen, die Preise um die Differenz von sieben auf 19 Prozent zu erhöhen“, sagt Franco Femia, Inhaber des Ristorante Romantica im Schmuggelstieg-Quartier. Das Restaurant bewirtet überwiegend Stammgäste, und Femia vertraut darauf, dass sie die Erhöhung mittragen.
„Tri Romantica“, das Gericht mit drei Sorten Pasta, wird ab Januar zwei Euro mehr, also 17.50 Euro kosten. Das beliebte Filetto Rossini, ein kleines Festessen mit Rinderfilet, schlägt dann statt mit 25,50 Euro mit 30,50 Euro ins Portemonnaie, der Preis für die Pizza Inferno rutscht von 13,50 auf 15,50 Euro. „Ich habe auch in der Energiekrise nicht erhöht, nun geht es leider nicht mehr anders“, bedauert Franco Femia.
Erhöhungen zwischen 2 und 5 Euro pro Gericht
Auch im „Farinelli“ an der Ulzburger Straße 2 gehen die Preise nach oben. Inhaber Fabio Lestingi, der noch ein Ristorante am Hofweg in Hamburg hat, weiß zwar noch nicht ganz genau, wie er die Preise gestaltet, doch Tagliatelle mit Trüffel in Sahne wird er wohl von 17 auf zirka 19 Euro erhöhen, und der Klassiker Entenbrust in Orangensauce rutscht von 23,50 auf zirka 26 Euro.
Ganz anders reagiert das Ristorante „Barolo“ an der Segeberger Chaussee. „Unsere Preise bleiben erst einmal wie sie sind“, sagt Michele Kurtaj. Das Vitello tonnato bleibt bei 13,50 Euro, Spaghetti carbonara bei 15,50 Euro und Scaloppina romana bei 21,50 Euro. Jedenfalls für das nächste halbe Jahr. Dann will Kurtaj die Einnahmen und Ausgaben wieder prüfen. Denn nicht nur die Mehrwertsteuer wird teurer, auch die zu verarbeitenden Lebensmittel.
Restaurant Immenhorst: „Wollen unter 30 Euro bleiben pro Gericht“
Gehobene deutsche Küche bietet das Restaurant „Immenhorst“ am Immenhorst in Norderstedt, das auch für Feste beliebt ist. „Es ist nicht nur die Mehrwertsteuer, es ist auch die Maut-Gebühr, die die Zulieferer an uns weiterleiten, und die Energiepreise“, sagt Inhaber Detlef Berg. „Wir sind bemüht, bei den Preisen unter 30 Euro zu bleiben, nur der Zwiebelrostbraten klettert auf 32 Euro“, ergänzt der Gastronom, der seine Preise zwischen sieben und zehn Prozent erhöhen wird.
Richtig sauer auf die Mehrwertsteuer-Erhöhung ist Lukas Kugelmann, der das KiM‘s leitet, die Kneipe im Museum am Friedrichsgaber Weg: „Immer wieder geht es auf Kosten der Gastronomie, schon seit August 2021 müssen wir immer wieder draufzahlen. Corona war schon schlimm, dann lief uns das Personal weg, dann kam der nächste Einbruch durch den Ukraine-Krieg, der Lebensmittel wie beispielsweise Öl enorm verteuerte, jetzt die Wieder-Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Lockerung der Energiepreis-Bremse – Essen gehen wird zum Luxus, und das À-la-carte-Geschäft wird einbrechen.“
Tangstedter Mühle: „Was zu teuer wird, kommt nicht auf die Karte!“
Er wird seine Preise um die Differenz von zwölf Prozent erhöhen. „Ein Plus habe ich dadurch nicht, im Gegenteil, es werden weniger Gäste kommen“, befürchtet Kugelmann. Der Kinderteller Spaghetti Bolognese kostet bei ihm ab Januar acht statt 7,50 Euro, das Roastbeef geht von 22,50 auf 24,50 Euro und das Kalbsschnitzel ebenfalls.
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Auch Philipp Regel-Riebling vom Gasthof-Restaurant Tangstedter Mühle in Tangstedt sieht die Lage kritisch. Er denkt über eine Preiserhöhung von fünf Prozent nach und setzt den Sparhebel bei der Gestaltung der Speisenkarte an: „Was zu teuer wird, kommt bei uns nicht mehr auf die Karte. Ich gucke ohnehin immer nach attraktiven Gerichten, die vom Gast bezahlbar sein sollen.“ Noch würden seine Gäste für ein gutes Essen auch Geld ausgeben. Auch Riebling plagen die Mautgebühren und die Tankkosten, die die Speditionen direkt an die Empfänger der Waren weitergeben würden. Zudem sei bei den Energiepreisen ständig alles in Bewegung.
Restaurant Pellegrini: Auch die Bierpreise werden anziehen
Im Restaurant Pellegrini im Kultur-Treffpunkt Margarethenhoff in Kisdorf sorgt die Mehrwertsteuer-Erhöhung ebenfalls für Unmut. „Es wird mit Sicherheit einen Aufpreis geben“, sagt Inhaber Kay Pellegrini, eventuell auch bei Getränken, da die Brauereien ihre Preise gerade um sechs Prozent angehoben hätten. Zurzeit kostet das 0,4-Glas „Köpi“ 4,50 Euro. „Das wird mit Sicherheit künftig ebenso mehr kosten wie die Speisen“, vermutet der Gastronom. Zudem wird nicht nur die Mehrwertsteuer erhöht, auch die Lieferanten würden ihre Preise anziehen.
„Alles wird um zwölf Prozent teurer“, sagt auch Ewald Hinrichs, Inhaber des „Fasanenhofs“, Allee 18, vor dem Gut Jersbek. Sein beliebtes Jägerschnitzel wird ab Januar statt 19,50 Euro zirka 21,50 Euro kosten.
Und Karin Humfeld vom Hof-Café Groß Niendorf? Sie wird auch nach der Winterpause ihres Cafés die Preise stabil halten, obwohl beispielsweise die Schlagsahne viel teurer geworden ist. Doch ein Stück Ozeantorte mit frischer Zitronen-Sahne unter einer fluffigen Baiser-Haube kostet auch im Frühjahr wieder 4,30 Euro, wobei andere Cafés aus dem Stück glatt zwei schneiden würden.