Norderstedt. Teilweise mehr als 25 Prozent: Geschäftsführer der Bierbar aus Norderstedt erklärt die Entscheidung gegen den Trend.
Unbeschwert abends ausgehen, ins Restaurant, in eine Bar, in eine Kneipe – für viele Menschen gilt das nicht mehr. In Zeiten der Teuerung, bei Energiekosten, Rohstoffen, im Einkauf von Produkten, braucht es manchmal vorher fast schon eine betriebswirtschaftliche Aufstellung, um sicherzugehen, dass es noch vertretbar ist, einfach zu genießen. Der Preis eines Bieres ist in Deutschland schon immer ein, wenn auch eher symbolischer, Indikator gewesen, wie es um das die Republik steht. Ein Frischgezapftes unter 3 Euro? In Hamburg und Umgebung ist das eine Rarität geworden. In Norderstedt geht nun das House of Superfreunde einen anderen Weg – und senkt die Preise der eigenen Biere um teils mehr als 25 Prozent.
„Unser Single Hop IPA vom Fass kostet für 0,3 Liter jetzt zum Beispiel 3,90 statt 5,50 Euro. Auch bei den Dosen sind es 1 bis 1,50 Euro weniger“, sagt Geschäftsführer Stefan Schröer. Die überraschende Entscheidung ist das Ergebnis eines längeren Gedankenprozess. „Im Team haben wir entschieden: Lasst es uns machen. Aber wir wollten es auch erklären, denn wir verzichten auf einen Teil unseres Gewinns.“
Gegen den Trend: Warum Superfreunde in Norderstedt ihr Bier billiger machen
Er beschreibt den Ansatz: „Wir haben die Warenbeschaffung, die Logistik, die Lagerhaltung umgestellt. Vorher haben wir die Biere quasi zweimal bewegt. Das gibt es jetzt nicht mehr.“ Fast alles wird nun direkt nach Garstedt geliefert. Das spart Zeit und Kosten, sagt er. „Wir haben jetzt ein Lager, das wir vernünftig bewirtschaften.“
Zwölf Biere vom Hahn haben die Superfreunde, viele hiervon gibt es auch in Dosen für den Außer-Haus-Verkauf, dazu zahlreiche weitere, die ebenso „To Go“ erhältlich sind. Darunter sind klassische Lager, Helle, Indian Pale Ales (IPA), aber auch spezielle Kreationen.
Für die eigenen Kreationen wird mit zwei Partnerbrauereien zusammengearbeitet
Für die Herstellung gibt es zwei Partnerbrauereien: Brewdog in Berlin und Welde Bräu in Plankstadt (bei Heidelberg). „Es ging uns darum, die Lieferketten effizienter zu gestalten. Für uns ist es ein bisschen mehr Arbeit, aber wir können Geld einsparen – und wir geben den Euro weiter an die Kunden.“ Denn, so Schröer: „Es muss Spaß bringen, in die Gastronomie zu gehen.“ Im Optimalfall lockt die Preissenkung in den nächsten Monaten mehr Kundschaft an, sodass die Reduzierung des Gewinns ein bisschen aufgefangen wird.
Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es die Bierhalle, die sich in einer ehemaligen Schlachterei an der Ochsenzoller Straße befindet und die sich mit einer Kombination aus frischem Gebräu und Restaurant an amerikanischen Vorbildern orientiert. Bewusst ist maximal bis 24 Uhr geöffnet, es soll keine Kneipe sein für die ganze Nacht.
Vor etwas mehr als einem Jahr von Hamburg nach Norderstedt
Der Entschluss, sich aus Hamburg in die Vorstadt umzuorientieren, hat sich bewährt, so Stefan Schröer. „In Hamburg waren wir Einer von vielen. In Norderstedt fehlt die Laufkundschaft, aber es ist auch spannend. Es ist ein Für und Wider.“ Als es kürzlich einen Nachbarschaftstag gab, kamen auch Familien mit Kindern vorbei, für die stets auch Schorlen oder Softdrinks bereitstehen.
Gut funktionieren die Event-Abende, Pubquiz und Bingo sind so beliebt, dass die Tische reserviert werden sollten. Auch einige Konzerte hat es gegeben, oder die „Burger & Punkrock“-Aktionen. „Wir haben verschiedene Säulen“, sagt der Geschäftsführer. Neben dem Webshop ist das insbesondere der B2B (Business to Business)-Bereich. Bedeutet: Die Superfreunde liefern aus. Die Burgermanufaktur Grilly Idol etwa, mitten auf St. Pauli, hat das Rookie IPA vom Fass. Und es gibt sogar befreundete Häuser in Dänemark, den Niederlanden, Frankreich oder Portugal, an die exportiert wird.
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Superfreunde in Norderstedt: Steigende Kosten „nicht Eins zu Eins auf die Kunden umwälzen“
Für die Zukunft ist einiges geplant, deutet Schröer an. Man will die „Schlagzahl erhöhen“, wie er sagt. Heißt: Vielleicht 2024 sogar bis zu drei neue Superfreunde-Biere im Monat präsentieren. „Man muss sich immer neu erfinden, sich einen Namen machen.“
Und das inmitten weiterhin herausfordernder Zeiten für Gastronomen. Dass die ermäßigte Mehrwertsteuer auslaufen wird, dann zum neuen Jahr wieder 19 statt 7 Prozent beträgt, werde so kommen, erwartet der Inhaber. „Wir werden mehr Steuern zahlen müssen.“ Aber auch bei diesem Thema wollen die Superfreunde behutsam vorgehen. „Wir werden das nicht Eins zu Eins auf die Kunden umwälzen.“