Henstedt-Ulzburg. Besuch bei Jumida in Henstedt-Ulzburg: So konnte sich der Familienbetrieb in den letzten Jahren im Gewerbepark Nord etablieren.

Da wird selbst die Bürgermeisterin wieder zum Kind: Wer bei Jumida in Henstedt-Ulzburg durch die Eingangstür geht, betritt eine bunte, spannende Welt, auf 1000 Quadratmetern prall gefüllt mit Klassikern, die schon viele Generationen begeistert haben, genauso wie Neuheiten, die den neuesten Trends in Kitas und auf Schulhöfen entsprechen. Und in der Erwachsene liebgewonnene Erinnerungen wieder hervorholen. Hier, im Gewerbepark Nord, direkt am Bahnbogen, befindet sich ein wahres Spielzeug-Paradies, das gerade jetzt, zur Weihnachtszeit, für viele Familien aus dem Umland ein besonderer Anlaufpunkt ist. Grund genug also, hier einmal vorbeizuschauen. Was Julia Hartfelder und Frank Schröder in den letzten Jahren aufgebaut haben, war nämlich keinesfalls selbstverständlich.

Denn: Als sie vor drei Jahren, am 13. November 2020, eröffneten, befanden sich Deutschland und die Welt mittendrin in der Corona-Pandemie. In solchen Zeiten überhaupt etwas Neues zu starten, war mutig. „Ein Wagnis“, so nennt es Frank Schröder rückblickend. „Wir hatten nach dem ersten Lockdown geöffnet.“ Es wurde ein Intermezzo. „Kurz vor Weihnachten kam der zweite.“ Und das mitten in der eigentlich wichtigsten Phase für den Einzelhandel. „Wir waren aber vor Ort, haben über Click & Collect Waren ausgegeben, wollten trotzdem Kunden da haben.“ Doch ein Stamm ließ sich so nicht aufbauen. „Viele kauften im Internet. Wir leben davon, dass man sich alles angucken und damit spielen kann – dadurch entstehen Lustkäufe.“

Jumida in Henstedt-Ulzburg: Spielzeug-Paradies behauptet sich gegen Onlinehandel

Doch es hat sich herausgestellt: Die Entscheidung für Henstedt-Ulzburg war goldrichtig. Ihr Vermieter habe sie in der Lockdown-Zeit unterstützt „und ist uns bei der Miete entgegengekommen, weil ihm auch daran gelegen war, dass wir den Ort mit unserem Warenangebot bereichern können“, so Julia Hartfelder. „Und als wir dann wieder öffnen durften, liefen die Geschäfte richtig gut an.“ Voraussichtlich werden sie das laufende Jahr sogar mit einem Umsatzplus von 25 Prozent gegenüber 2022 abschließen.

Bevor sie sich für die Ansiedlung entschieden, seien sie allerdings gespalten gewesen, so Julia Hartfelder. Sie ist die Geschäftsführerin, Schröder ihr Assistent, und ein Paar sind die beiden auch. Henstedt-Ulzburg war ihnen damals kein Begriff. In der verfügbaren Immobilie hatte sich zuvor ein Outdoorladen des Unternehmens McTrek befunden. Von diesem konnte Jumida Lampen, den Boden und Regale übernehmen – ein Glücksfall. Genauso wie die 40 Parkplätze. Jumida ist ein Familienbetrieb, betonen sie. Und zwar mit einem kleinen, eingeschworenen Team von vier weiteren Mitarbeitenden. „Die sind auch festangestellt. Sie haben jahrelange Kompetenz, erhalten eine gute Bezahlung und werden an unserem Gewinn beteiligt.“

Geschäftsführerin Julia Hartfelder und Assistent Frank Schröder leiten das Geschäft und sind privat ein Paar.
Geschäftsführerin Julia Hartfelder und Assistent Frank Schröder leiten das Geschäft und sind privat ein Paar. © Christopher Mey | Christopher Mey

Einkaufszentren achten nicht darauf, „dass jeder Einzelhändler gut klarkommt“

In der Branche waren sie schon zuvor tätig, allerdings in Einkaufszentren. Und das ist eine andere Welt, verglichen mit dem Gewerbepark. „In Henstedt-Ulzburg ist das nötige Kleingeld vorhanden, das merken wir.“ Und auch das Einzugsgebiet ist beträchtlich: die Nachbardörfer von Henstedt-Ulzburg, Norderstedt, Neumünster, Tangstedt oder Neumünster zählen hierzu.

Sie kennen auch die andere Seite, kommen aus Kellinghusen (Kreis Steinburg), dort sei die Innenstadt „leergefegt“. Einkaufszentren, so Hartfelder, seien darauf aus, viel Miete einzunehmen – und nicht darauf, eine gute Mischung zu finden. „Es wird nicht darauf geachtet, dass jeder Einzelhändler gut klarkommt. Hier im Gewerbepark gibt es Potenzial, gemeinsam etwas zu tun, das gibt es in Einkaufszentren nicht.“

„Immer um die 250 Geburtstagskisten“

Für Kinder und Teenager bis 13 oder 14 Jahre gibt es im Sortiment quasi alles, was in diesen Altersgruppen gefragt ist. „Wir haben jahrelange Erfahrung, wissen, welche Konzepte gut laufen.“ Die Spielwaren sind keineswegs das einzige Angebot, verkauft werden auch Bastel- und Schreibwaren, generell alles für Schülerinnen und Schüler, insbesondere die Ranzen sind eine wichtige Säule.

Vieles kennen auch ältere Menschen, Eltern oder Großeltern, seit Jahrzehnten: Lego, Playmobil, Carrera, Barbie, Baby Born und Schleich, um nur einige große Namen zu nennen. „Aber unsere Aufgabe ist es auch, Trends zu erhaschen – was wird auf dem Schulhof gespielt?“ Unübersehbar sind auch die vielen Geburtstagskisten. „Es sind immer um die 250.“ Kinder – oder die Eltern – schreiben Wunschlisten, das Spielzeug wird von den Freunden bei Jumida gekauft, und alle sind glücklich. Ebenso ein Renner: Der Bereich mit Kleinigkeiten für den Adventskalender.

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Das Weihnachtsgeschäft läuft längst auf Hochtouren. „Wir merken, dass die Umsätze steigen“, sagt Frank Schröder. „Es rappelt nicht erst in der letzten Woche vor Weihnachten.“ Dennoch sei das Fest nicht mehr so wichtig wie vor zehn Jahren. „Wir machen viel mehr im Schulgeschäft, wir haben Ostern, Halloween oder Fasching.“

Jumida in Henstedt-Ulzburg: Positives Beispiel für Einzelhandel in der Metropolregion

Jumida ist damit ein Beispiel, wie Einzelhandel in der Metropolregion funktionieren kann. „Jumida hat hier in unserer Region ganz offensichtlich eine Marktlücke gefunden, die Frau Hartfelder mit ihrem Team mit einem tollen Konzept und viel Liebe zum Detail geschlossen hat“, so Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. „Das Fachgeschäft zeigt erfolgreich, wie man aktuell mit kreativen Ideen und Flexibilität im stationären Einzelhandel bestehen kann.“

Der Gewerbepark stellt einen Gegenentwurf dar zum kriselnden CCU. Denn Leerstand gibt es nicht. Ausnahme: Die vakante frühere Dello-Immobilie, an der jedoch Rewe bekanntlich großes Interesse zeigt, um dort einen modernen Supermarkt zu bauen. „Die Einzelhändler schätzen am Gewerbepark die Verkaufsflächen, sie haben Parkplätze – denn faktisch sind viele mit den Autos unterwegs“, so Wirtschaftsförderer Sebastian Döll. Das sei vielleicht ein Vorteil gegenüber Städten mit klassischen Einkaufsstraßen. „Die haben deutlich höhere Leerstände. Wir haben im Gewerbepark eine hohe Frequenz, das ist ein Baustein, warum es mit Jumida so gut läuft. Das Fachgeschäft wurde sehr gut angenommen im Ort und darüber hinaus.“