Kaltenkirchen. Trauben Marina sollte im August im Kaltenkirchener Verwaltungssitz eröffnen. Nun wohl erst 2024. Wer ist Schuld?

Sie können noch lächeln, doch die wochenlangen Strapazen sind Beatrix und Klaus Kirst anzusehen. Am 1. September wollte das Ehepaar das neue Lokal Trauben Marina im neuen 6,4 Millionen Euro teuren Anbau des Kaltenkirchener Rathauses eröffnen, doch der Arbeiten zögerten sich immer wieder hinaus. Inzwischen sorgen sich die beiden Gastronomen und fragen sich: Wie lange halten wir finanziell noch durch?

Die Kirsts wollten sich einen gemeinsamen Traum erfüllen und ein 200 Quadratmeter großes Bistro mit gesunder Küche für leichte und gesunde Snacks und Getränken einrichten. Zehn Mitarbeiter haben sie eingestellt, 250.000 Euro investiert und jede Menge Energie. 68 Plätze soll das Trauben Marina drinnen bieten, weitere 72 bei schönem Wetter draußen unter den Arkaden und im Rathausgarten.

Endlich: Bald wird das neue Bistro im Rathaus eröffnet

Am 12. November konnten sie endlich mit dem Einzug beginnen, doch es wird noch dauern, bis die Türen für Gäste geöffnet werden. Wenn alles fertig ist, soll morgens der Tag mit einem leckeren Frühstück beginnen. Musik- und Tanzabende sind ebenso geplant wie Doppelkopfturniere, Attraktionen für Kinder und Stammtische. Auch eine kleine Bühne soll in dem Neubau entstehen. „Bei uns findet jeder etwas“, verspricht die Gastronomin. Ein Glas Wein ist bereits ab 2,50 Euro zu haben. Doch noch halten sich statt der Gäste die Mitarbeiter und das Ehepaar in den Räumen auf und haben gut zu tun.

Provisorisch kam das Lokal Trauben Marina in einem Zelt am Rathaus unter.
Provisorisch kam das Lokal Trauben Marina in einem Zelt am Rathaus unter. © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Das Ehepaar arbeitet erst seit wenigen Jahren in der Kaltenkirchener Innenstadt. Am 31. Juli 2020 haben die Kirsts im Haus Am Markt 9 ihre Weinhandlung eröffnet, im September 2021 kam im selben Gebäude die Weinbar hinzu. Ende 2022 fragte die Stadtverwaltung bei den beiden an, ob sie ein Lokal mit Bistro-Charakter im neuen Anbau eröffnen wollen. Sie wollten, unterzeichneten die Verträge und kündigten den Vertrag für das Lokal an der Straße Am Markt. Dort mussten sie raus, konnten aber Monate lang ins neue Lokal nicht hinein.

„Im August sollte alles fertig sein“, klagt Beatrix Kirst enttäuscht. Ihr und ihrem Mann fehlen jetzt die Einnahmen. Gleichzeitig müssen sie Personal bezahlen, das nicht arbeiten kann. So mussten die beiden beispielsweise im Oktober ein großes Geburtstagsfest mit 70 Gästen absagen.

Ehepaar dankt der Stadtverwaltung für die Unterstützung

Bis vor kurzem schenkten sie in einem Zelt vor dem Rathaus Weine aus und verkauften im Container daneben kleine Snacks - ein Provisorium, das nur wenig Umsatz brachte. Auch eine wenig beachtete Fotoausstellung zur Kaltenkirchener Geschichte im Zelt zog nicht die vielen Gäste an, auf die das Ehepaar angewiesen ist. Gerade mal 20 Prozent des benötigten Umsatzes kamen dort herein. Finanziell über Wasser hielten sich die Gastronomen gerade noch mit einem Job von Beatrix Kirst bei der Lufthansa.

Vertragspartner der beiden ist die Stadt. „Den Leuten im Rathaus ist es peinlich, dass die Termine nicht eingehalten werden können“, sagt Klaus Kirst. An Unterstützung der Verwaltung mangele es nicht. Das Ehepaar ist dankbar, dass sie das Provisorium nutzen konnte, dass die Stadt Lagerräume zur Verfügung stellte und auch bei Transporten half. Doch diese Hilfe sorgt allenfalls dafür, Kosten zu sparen. Einnahmen sind trotzdem nicht vorhanden.

Gastronomen erheben schwere Vorwürfe gegen Architekten

Beatrix Kirst ist sicher, wer an ihrer Misere schuld hat: „Die Mängel gehen alle auf die Planungen des Architekten zurück“, sagt sie. Architekt Martin Froh aus Berlin sieht die Sache ganz anders und machte seinerseits vor wenigen Wochen in einem Interview der Stadt Vorwürfe, die zu den Verzögerungen geführt hätten. Sein Büro Winking Froh Architekten GmbH hatte bereits im benachbarten Nützen den millionenteuren Neubau für die Amtsverwaltung Auenland-Südholstein geplant.

„Wir wurden Woche für Woche vertröstet“, sagt Beatrix Kirst. Und allmählich gehe den beiden das Geld aus. Auch mit Beginn des Einzugs wird es noch dauern, bis das Geschäft für Einnahmen sorgt. Zuerst sollen die Regale für den Verkauf der Weine aufgebaut werden. Danach folgen Möbel, Tresen und Utensilien für Ausschank von etwa 100 Weinen und Küche.

Im Februar wird in der Trauben Marina Eröffnung gefeiert

Wann geöffnet wird, steht noch nicht genau fest. Sicher ist aber, wann in der neuen Trauben Marina groß die offizielle Eröffnung gefeiert wird: Am ersten Februarwochenende 2024 sind aller Kaltenkirchener im neuen Bistro willkommen.

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Die Stadt als Vermieterin der Immobilie macht Lieferschwierigkeiten sowie Personalmangel der Firmen für die Verzögerungen verantwortlich. „Wir bedauern die verspätete Übergabe der Gewerbeeinheit sehr und hoffen, dass sich nun keine weiteren Schwierigkeiten im Bauablauf mehr ergeben“, sagte die Büroleiterin im Rathaus, Maike Wölfel.