Kreis Segeberg. Dorffunk oder Crossiety: Wie sich Menschen in kleinen Gemeinden im Kreis Segeberg vernetzen und dadurch zusammenwachsen.

Kommunikation über das „Schwarze Brett“ oder Info-Kasten? Das war gestern. Heute wird anders kommuniziert – auch in den Dörfern. Wer auf dem Laufenden sein und bleiben will, nutzt eine Dorf-App. Damit informieren sich Einwohner per Handy über aktuelle Neuigkeiten, und die Gemeindeverwaltung erreicht bei wichtigen Informationen alle, die diese App installiert haben. Und ein bisschen Klatsch und Tratsch ist auch dabei.

Kristin P. aus Hartenholm möchte gerne zwei Nachtschränkchen verschenken. Christian B. hingegen hätte gerne fünf Euro für ein Fotoapparat-Etui, verschenkt dafür aber ein Regal aus Holz und Metall. Außerdem: Laternenumzug, Weihnachtsbasar – und: In Bad Bramstedt und Umgebung hängen in wichtigen Einrichtungen 15 Defibrillatoren. Darüber und natürlich über vieles mehr informiert man sich gegenseitig über die App.

Dorffunk - so wird auf dem Lande kommuniziert

Es gibt aber noch weit nützlichere Informationen, die alle Einwohnerinnen und Einwohner eines Dorfes angehen und interessieren sollten. Als in Hartenholm die Hauptwasserleitung bei Erdarbeiten beschädigt wurde, musste diese Information schnellstmöglich weitergeleitet werden. „Neben der Dorffunk-App nutzten wir in dieser Krisensituation auch die überregionalen Medien, aber schneller ging es über die App und die Sozialen Medien“, berichtet CDU-Gemeindevertreterin Elfi Saupe, die in erster Linie für die Veröffentlichung der Texte auf diesen Plattformen verantwortlich ist.

In Hartenholm haben gut 300 Dorfbewohner erkannt, wie wichtig diese Art der Informationsmöglichkeit und des Informationsaustausches sein kann. So viele Menschen haben in der 2000-Einwohner-Gemeinde die Dorffunk-App heruntergeladen und auf ihrem Handy installiert.

Beschädigte Wasserleitung: Über Dorffunk waren alle schnell im Bilde

In der Zeit des Corona-Lockdowns war sie für viele Nutzer die einzige Möglichkeit, sich über das dörfliche Geschehen zu informieren und Kontakt untereinander zu halten. Die Beschädigung der Hauptwasserleitung war für etliche Hartenholmer ein weiterer Anlass, die App auf dem Handy zu installieren.

Die Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt. In anderen Orten werden dörfliche Einsatzarbeiten, an denen möglichst viele Einwohner teilnehmen sollen, organisiert. Neubürger haben die Chance, sich schnell zu orientieren, und es gibt sogar kleine Dörfer, in denen Neubürger selbst über die App vorgestellt werden.

Die Sparkassen unterstützen diese Art der Kommunikation

Die Sparkassen in Schleswig-Holstein, die sich selbst aus den kleineren Orten zurückziehen, unterstützen diese Chance der Kommunikation landesweit bereits seit drei Jahren. „Wir möchten den Bürgerinnen und Bürger dabei helfen, in Kontakt zu bleiben, sich auszutauschen, zu vernetzen und die Dorfgemeinschaft zu pflegen“, sagt Jan Köber von der Sparkasse Südholstein. „Es ist einfach toll zu sehen, wie Hartenholm die App als Teil der in diesen Zeiten so wichtigen digitalen Infrastruktur nutzt.“

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Während sich Hartenholm und etliche andere kleinere Gemeinde im Kreis Segeberg für die Plattform „Digitale Dörfer“ des Fraunhofer-Instituts entschieden haben, setzt die Gemeinde Pronstorf auf die „Crossiety-App“ eines Schweizer Anbieters. Aber gemeinsames Anliegen ist eine bessere Kommunikation unter den Einwohner und eine gute Informationsmöglichkeit seitens der Gemeinde- oder Amtsverwaltung.

Plausch, Tausch, Verkauf und Dorfklatsch – alles ist möglich

Wer sich registriert, kann unter diesen Rubriken wählen: Neu, Plausch, News, Biete, Suche und Events. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Gruppen beizutreten oder selbst welche zu gründen. Das betrifft nicht nur den eigenen, sondern auch Nachbarorte. So erfahren Nutzer zum Beispiel etwas über Auslaufmöglichkeiten für Hunde, über Hausaufgabenhilfe oder über Möglichkeiten, sich über Bücher auszutauschen. Wie weit der Einzugsbereich für die App reicht, können Nutzer selbst bestimmen.

Das Projekt „Digitale Dörfer“ ist vom Fraunhofer Institut in Kaiserslautern im Sommer 2015 mit dem Ziel gestartet worden, die Herausforderungen des heutigen Lebens in ländlichen Regionen in Bezug zur Digitalisierung zu untersuchen. Die ersten Testgemeinden gab es in Rheinland-Pfalz, inzwischen haben sich viele Gemeinden in ganz Deutschland dem Projekt angeschlossen.