Norderstedt. Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November unter dem Eindruck des Hamas-Angriffs: Stadt ruft zur regen Teilnahme auf.

Eine ganze Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger setzen ein klares Zeichen gegen Antisemitismus, gegen die Gewalt und für eine lebendige Erinnerungsarbeit. Das wünschen sich Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Ayala Nagel, Vorsitzende des Norderstedter Vereins Chaverim – Freundschaft mit Israel, wenn sie nun gemeinsam zur Teilnahme am Gedenktag für die Reichspogromnacht am Donnerstag, 9. November aufrufen.

Am Donnerstag erinnern die Stadt und der Verein wie in den Vorjahren an die verhängnisvolle Nacht vom 9. auf 10. November 1938, als Synagogen überall in Deutschland geschändet und zerstört wurden. Hunderte von Jüdinnen und Juden wurden aus ihren Wohnungen und Geschäften gezerrt und innerhalb weniger Tage entwürdigt und ermordet.

Gedenken unter dem Eindruck der Hamas-Angriffe auf Israel

Die Reichspogromnacht vor 85 Jahren war der Auftakt zu dem, was die Nationalsozialisten „die Endlösung der Judenfrage“ nannten. Um 15 Uhr beginnt eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegungen an der KZ-Gedenkstätte Wittmoor am Fuchsmoorweg in Norderstedt. Die Gedenkfeier ist öffentlich. Für die Stadt wird Oberbürgermeisterin Roeder sprechen.

Die Feier steht unter dem Eindruck des blutigen Überfalls der radikalislamischen Hamas auf Israel, sagt Ayala Nagel, Vorsitzende von Chaverim: „Wir trauern und gedenken der Millionen Opfer des Holocaust – und jetzt noch um mehr als 1000 unschuldige Opfer mehr. Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Stadt Norderstedt so fest an unserer Seite steht.“

Am Abend Lesung zur Geschichte von Clara und Walter Bacher

Für Norderstedts Stadträtin und Kulturdezernentin Katrin Schmieder ist es in diesen Tagen wichtiger denn je, hierzulande klare Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus zu setzen. Dazu zählt auch die Lesung der Stadtbücherei Norderstedt-Mitte am Abend des 9. November. Ab 19.30 Uhr liest Barbara Brix aus ihrem Buch „Clara und Walter Bacher: Hamburg – Theresienstadt – Auschwitz“. Die Autorin hat die Geschichte des im KZ Auschwitz ermordeten Hamburger Lehrerpaars Clara und Walther Bacher eindrucksvoll erforscht und aufgeschrieben.

Vor dem Gymnasium Klosterschule am Berliner Tor in Hamburg liegen drei Stolpersteine. Zwei davon sind Clara Bacher und ihrem Mann, Dr. Walter Bacher, gewidmet. Er war bis 1933 ein fortschrittlicher, hochgeschätzter Lehrer an dieser Schule – bis zu einer folgenschweren Pausenkonferenz, die den Ankauf eines Hitlerbildes, die Übertragung der Führerrede am 1. Mai in die Aula der Schule sowie die „nichtarische Abstammung“ von Mitgliedern des Lehrerkollegiums thematisierte. Für ihn und seine Frau, beide Kinder jüdischer Eltern, begann an diesem Tag ein beruflicher und persönlicher Niedergang.

Barbara Brix, die 50 Jahre später selbst an dieser Klosterschule unterrichtete, ließ die Geschichte der beiden engagierten Lehrkräfte nicht los. In ihrer Dokumentation zeichnet die Autorin ihr Leben in Text und Bild nach. Im Anschluss an ihre Lesung, die begleitet wird von eindrücklichen Bildern (zusammengestellt von Daniel Köhler), ist Zeit für Gespräche. Durch den Abend führt die Moderatorin Corinna Below.

Lesung Barbara Brix, Tickets 9,50 Euro (plus Gebühren) unter www.vhs-norderstedt.de (Kurs Nr.: H53310)