Norderstedt. Werbung, Crowdfunding, Veranstaltungen: Was am OB-Wahlkampf zwischen Katrin Schmieder und Robert Hille ungewöhnlich ist.
Norderstedt ist nur noch knappe zwei Wochen entfernt von der wichtigsten Wahl des Jahres. Am 5. November entscheidet sich, ob künftig Katrin Schmieder oder Robert Hille als Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister die Geschicke der viertgrößten Stadt in Schleswig-Holstein leiten wird. Schon mehr als 9000 der rund 65.000 Wahlberechtigten haben ihre Briefwahlunterlagen beantragt. Erwartet wird ein knapper Ausgang, also kommt es zunehmend auf Details an. Auch in der öffentlichen Darstellung. Die klassischen Wahlplakate mit den Konterfeis von Kandidat und Kandidatin sind da ein gutes Beispiel. Aber auch darüber hinaus sind die Strategien unterschiedlich, um sich bei den Menschen in Erinnerung zu rufen.
So ließ die CDU für ihren Bewerber Hille nach dem ersten Wahlgang kaum Zeit verstreichen, um die Wahlwerbung auf den neuesten Stand zu bringen. „Wir haben die Plakate am vergangenen Donnerstag geliefert bekommen und gleich am Wochenende, teilweise bei strömendem Regen, mit unserem Team aufgehängt“, sagt Thorsten Borchers, Ortschef der Partei.
OB-Wahlkampf in Norderstedt: Rätsel um Plakate – warum CDU die Straßenlaternen dominiert
Es fällt auf: Derzeit hängt in Norderstedt mehr „Hille“ als „Schmieder“. Eine Stichprobe am Freitagmittag ergab sogar: Rund um Berliner Allee und Friedrichsgaber Weg war quasi ausschließlich der CDU-Mann zu sehen, erst auf Höhe Harthagen stieß man auf die weibliche OB-Kandidatin. Und: Auf den Plakaten des Christdemokraten wird auf die Stichwahl am 5. November verwiesen, bei der Sozialdezernentin, die trotz Grünen-Mitgliedschaft als unabhängige Bewerberin antritt, noch auf den 8. Oktober.
Schmieder hat sich hierzu nun über ihre Social-Media-Kanäle geäußert. „Vielen Dank für die Nachfragen zu meinen Wahlplakaten. Keine Sorge: Ich kandidiere definitiv zur Stichwahl am 5. November – für unsere Stadt und Euch“, schreibt sie. Und: „Es beeindruckt mich nicht, dass am vergangenen Wochenende an den Hauptachsen unserer Stadt viele meiner Plakate abgerissen oder auf einem Schlag ‚runtergerutscht‘ sind.“
Windböen und Regen haben zahlreiche Plakate abgerissen und beschädigt
In der Tat ist in den letzten Tagen aufgefallen, dass immer wieder Plakate im Straßengraben lagen. Doch schon am vergangenen Wochenende, als das Wetter kippte, wehten Sturmböen in der Nacht auf Sonnabend Wahlwerbung durch die Gegend.
„Plakate müssen wetterfest sein“, sagt Thorsten Borchers. „Man muss da sehr hinterher sein. Beschädigte Plakate auf dem Boden hinterlassen keinen guten Eindruck. Aber für die Großplakate, die geklebt werden, muss es trocken sein.“
Sozialdezernentin Schmieder stellt sich am 27. Oktober den Fragen der Menschen
Katrin Schmieder wird mit ihrem Team an diesem Wochenende neu plakatieren, kündigt sie an. Und sie hat auch einen Termin für eine öffentliche Veranstaltung bekanntgegeben. „Auf ein Wort“, dieses Format hat es bereits dreimal gegeben – zu Besuch waren Katharina Fegebank, Hans-Joachim Grote und Heiner Garg, also politische Schwergewichte. Diesmal, am Freitag, 27. Oktober (19 Uhr, Hopfenliebe, Tafelraum), könnte es anders sein. „Ich stelle mich noch einmal vor und was ich mir vorstelle für die Stadt. Und die Besucher können mir Fragen stellen“, so Schmieder. Der Abend wird moderiert sein, aber ob es kurzfristig noch einen Talkgast gibt, ist offen.
Robert Hille will zwar nicht ausschließen, dass die CDU auch noch einmal in vergleichbarer Weise einladen wird. „Das überlegen wir noch.“ Aber die Terminfindung wird schwieriger, zumal es bekanntlich am Donnerstag, 2. November (Einlass: 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr), in der TriBühne das große Kandidatenduell vor Publikum geben wird, das der Fernsehsender Noa4 veranstaltet.
Robert Hille: Kleine Gesprächsrunden mit Bürgern bei Kaffee und Kuchen
Hille hat sich etwas anderes ausgedacht. „Wir machen ein Kaffee-Format“, sagt er. Und das funktioniert so: Über seine Website robert-hille.de können ihn die Bürger entweder via der dort angegebenen Handynummer oder per Mail kontaktieren. Der Kandidat, unterstützt von einer weiteren Person aus seinem Team, besucht die Menschen dann zu Hause, diese können dann noch Nachbarn oder Freunde einladen. Den Kaffee kochen die Gastgeber, Hille bringt den Kuchen mit.
„Wir können uns auch in einem Café treffen, wir sind da flexibel. Wir haben jetzt schon etliche Termine. Uns war aufgefallen: Wir hatten Resonanz an den Haustüren, an den Wahlständen, aber unkomplizierte Gespräche sind letztlich zu kurz gekommen.“
OB-Wahlkampf Norderstedt: Zeitungsannonce per Crowdfunding
Und noch ein Unterschied zeigt sich in diesen Tagen: Robert Hille setzt auf die CDU und deren Kapazitäten, nachdem das bereits im ersten Wahlgang funktioniert hatte. Katrin Schmieder hat zwar öffentlich die Unterstützung von Grünen und FDP, doch ihre Kampagne ist anders strukturiert. Es gibt mittlerweile mehrere Internetseiten: Eine ist die offizielle zur Kandidatur, die zweite heißt „Norderstedt für Katrin“, hier können sich Unterstützerinnen und Unterstützer in eine öffentliche Liste eintragen.
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Und drittens läuft derzeit ein Crowdfunding, das Anette Reinders, also Schmieders Vorgängerin als Sozialdezernentin, gestartet hat. Hier werden 1200 Euro gesammelt, um eine Anzeige im „Heimatspiegel“ finanzieren zu können. FDP und Grüne würden bei Bedarf sogar Spendenbescheinigungen ausstellen.
Beide Lager planen darüber hinaus die üblichen Wahlkampfstände auf Wochenmärkten oder in der De-Gasperi-Passage. Und wenn es zu Hause an der Tür klingelt: Das könnte sowohl Robert Hille als auch Katrin Schmieder sein, die jeweils ankündigen, auch auf diese Art und Weise um jede einzelne Stimme kämpfen zu wollen.