Norderstedt. In der Pandemie waren die Stubentiger als Kuschelgefährten gefragt. Nun landen einige wieder in den Tierheimen.

Während der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen ein Haustier angeschafft. Sie haben sich ohne viele soziale Kontakte einsam gefühlt und sich deshalb einen kuschligen Weggefährten zugelegt. Was ein Tier für Verpflichtungen mit sich bringt, haben sich allerdings nicht alle gründlich überlegt. Beim Norderstedter Tierschutzverein Straßentiger Nord sind die Nachwirkungen der Pandemie deutlich spürbar. Immer wieder melden sich Besitzerinnen und Besitzer von kranken Katzen, die sich die dringend notwendige Operation nicht leisten können – „oder wollen“, wie die Vorsitzende Claudia Keck berichtet. Besonders fassungslos hat sie der Fall einer Familie gemacht, die ihr erkranktes Tier loswerden wollte, weil sie sich sonst den Urlaub nicht hätte leisten können. „Haustiere verursachen nun einmal Kosten und Mühe“, betont Keck.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, reist in diesen Wochen durch ganz Deutschland, um sich ein Bild vor Ort in den Tierheimen und Pflegestationen zu machen. Am Donnerstagmittag war er bei den Straßentigern in Norderstedt zu Besuch. „Ich möchte hören, mit was für Folgen der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges die Tierheime und Pflegestationen zu kämpfen haben“, sagt Schröder, der seit 2011 Präsident ist. Im Gepäck hatte er zwei große Europaletten mit Tierfutter und 5000 Euro für Tierarztkosten.

Straßentiger zahlt Zuschuss für Kastrationen

Der Verein Straßentiger Nord, der sich für freilebende Katzen engagiert, finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Zu 80 Prozent fließen die Gelder in Tierarztbesuche. Mit einem Zuschuss von 60 Euro für Katzen und 30 Euro für Kater unterstützt Straßentiger Nord Katzenhalterinnen und -halter, die sich eine Kastration ihres Tieres nicht leisten können. Seitdem es den Verein gibt, wurden mit seiner Hilfe bereits 2700 Katzen kastriert. Die Tiere leiden in freier Wildbahn. Deswegen wollen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unbedingt verhindern, dass sich die Population unkontrolliert ausbreitet.

Von einer unkastrierten Katze und deren Jungen kann es innerhalb eines Jahres gut 30 Nachkommen geben. Claudia Keck hat Präsident Thomas Schröder den Wunsch mit auf den Weg gegeben, sich für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen einzusetzen. „Es wäre wichtig, zumindest landesweit eine Pflicht einzuführen – noch besser auf Bundeseben“, sagt sie. In der Straßentiger-Pflegestation leben derzeit 25 Katzen, 200 frei laufende Tiere werden mit Futter versorgt.