Kaltenkirchen. Am 24. 9. wählen die Kaltenkirchener den Nachfolger von Hanno Krause. Die CDU schickt Stefan Bohlen ins Rennen.
Der Wahlkampf in Kaltenkirchen ist in vollem Gang: Am 24. September entscheiden die Bürger der Stadt, wer neuer Bürgermeister wird. Das Hamburger Abendblatt hat mit den drei Kandidaten gesprochen und ihnen die gleichen Fragen gestellt. Heute stellen wir Stefan Bohlen vor. Die CDU hat ihn ins Rennen geschickt.
Erzählen Sie uns von sich persönlich.
Ich bin 40 Jahre alt und lebe ich mit meiner Frau und meinen zwei Kindern derzeit noch in Hamburg-Nord. Geboren in Wilhelmshaven, habe ich in Bockhorn meine Kindheit verbracht. Mein Weg führte über Abitur und Zivildienst beim Rettungsdienst zum Public Management Studium mit europarechtlichem Schwerpunkt, also Verwaltungswissenschaften und öffentlichem Recht, an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Nebenbei erwarb ich einen Rettungsassistentenabschluss, um u.a. mein Studium zu finanzieren.
Nach Stationen in der Hamburger Verwaltung führte mich mein beruflicher Weg als Leiter des Büros der Ministerin im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur nach Schleswig-Holstein. Seit 2019 bin ich hauptamtlicher Erster Stadtrat und 1. stellvertretender Bürgermeister der Stadt Pinneberg und verantworte die Bereiche Innerer Service mit dem Projekt Digitalisierung, Bürgerservice, den Kommunalen Servicebetrieb sowie den Abwasserbetrieb mit rund 250 Mitarbeitenden.
Zudem bin ich Vorsitzender der Stiftung „Wir helfen uns selbst“, die sozialen, bezahlbaren Wohnraum schafft. Derzeit verfügt die Stiftung über rund 270 Wohnungen, Tendenz steigend. Meine Leidenschaft ist das Meer. Mit 16 Jahren erwarb ich beide Motorbootführerscheine und entdeckte 2008 meine Liebe zum Segeln. Neben dem Wasser begeistern mich Motorradfahren und Skifahren.
Ehrenamtliches Engagement ist mir wichtig - ich war viele Jahre Ortsgruppenleiter der Johanniter Unfall Hilfe und bin Mitglied im Lions Club, der sich für soziale Projekte einsetzt. 2004 trat ich der CDU bei, da sie sich für viele Themen einsetzt, die mir wichtig sind.
Kaltenkirchen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Verträgt die Stadt noch mehr Einwohner und Gewerbe?
Kaltenkirchen verfügt nicht mehr über Flächen, um das enorme Wachstum der vergangenen Jahre fortsetzen zu können. Zudem ist die Stimme der Bevölkerung für mich von zentraler Bedeutung, um denjenigen, die sich von der raschen Entwicklung überfordert fühlen, Ängste zu nehmen. Gemeinsam mit der Bevölkerung möchte ich Kaltenkirchen in den nächsten Jahren in eine nachhaltigere und umweltbewusstere Zukunft führen.
Ein vorrangiges Ziel, das alle Belange durchzieht, ist die Klimaneutralität. Ich setze mich zudem für mehr Sicherheit und Ordnung ein. Die Aufwertung der Innenstadt sowie die gemeinschaftliche Stadtentwicklung liegen mir besonders am Herzen – ein Projekt, das Stadtvertretung, Verwaltung, Bürger, Unternehmen, Vereine sowie Verbände und Institutionen vereint.
Kaltenkirchens Fortschritt soll gesund und nachhaltig vonstattengehen. Ein gesundes Wachstum bedeutet für mich, dass die Infrastruktur der Stadt mitwachsen kann und Kaltenkirchens Charakter bewahrt wird.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Bürgermeister: Als Vollzieher politischer Beschlüsse oder als Verwaltungschef, der gestalten möchte?
Die Rolle des Bürgermeisters ist in der Gemeindeordnung klar geregelt. Verkürzt gesagt: Der Bürgermeister leitet die Verwaltung, führt die Gesetze aus und setzt die Beschlüsse der Stadtvertretung um. Deswegen halte ich es für grundlegend wichtig, dass der Bürgermeister über einen Verwaltungsbackground verfügt, also qualifiziert und befähigt ist, die Gesetze und Entscheidungen inhaltlich und formal korrekt umzusetzen.
Sie würden ja im Gegenzug vermutlich auch keinen Verwaltungsfachmann zum Chefarzt einer Klinik wählen. Aufgabe des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung ist es aber auch, eigene Ideen und Ansätze in die Stadtvertretung einzubringen und den Stadtvertretern zur Entscheidung vorzulegen, von denen ich überzeugt bin, dass sie die Stadt zum Wohle der Bürger nach vorne bringen. Ein praktisches Beispiel: Die Einrichtung eines Fördermittelmanagements zur Beratung der Verwaltung, Politik und Bürgern in Bezug auf die Inanspruchnahme von Fördermitteln.
Kann Kaltenkirchen klimafreundlich?
Ja, Kaltenkirchen kann definitiv klimafreundlich werden. Die Transformation kann durch folgende Maßnahmen angestoßen werden:
• Die Stadt sollte eine umfassende Klimaschutzstrategie erarbeiten, die konkrete Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen festlegt
• Eine Verringerung der Versiegelung von Flächen ist entscheidend, um den natürlichen Wasserkreislauf zu erhalten und Überhitzung zu minimieren
• Die Förderung von Dachbegrünung trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei und bietet Lebensraum für Insekten. Die Wiederaufforstung von Flächen trägt zur Kohlenstoffbindung bei und fördert die Biodiversität
• In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken sollte eine Planung für effiziente Wärme- und Kälteversorgung entwickelt werden
• Ein umfassendes Netz von E-Ladesäulen für Autos und E-Bikes fördert die Elektromobilität
• Die Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr sowie des ÖPNV reduziert den Individualverkehr und die Emissionen
• Die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude und die Umstellung auf nachhaltige Heizungsanlagen in öffentlichen Gebäuden trägt zur Energieeffizienz bei
• Ein verstärkter Einsatz von erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windkraft ist essenziell.
Welche Probleme würden Sie als Bürgermeister zuerst anpacken?
Zuerst werde ich mich um das Thema Sicherheit und Ordnung kümmern. Ein besonderes Anliegen ist mir die Wiederbelebung des Kriminalpräventiven Rates. In enger Zusammenarbeit mit der Polizei und gemeinsam mit allen relevanten Akteuren werden handlungsorientierte Ansätze entwickelt. Ein bewährtes Beispiel aus Pinneberg ist zudem die regelmäßige Zusammenkunft mit dem örtlichen Revierführungsbeamten, der Ordnungsamtsleitung, der Leitung der Verkehrsbehörde und der Bereichsleitung.
Dabei werden mindestens einmal im Monat die aktuelle Lage analysiert und die relevantesten Themen diskutiert. Die Treffen ermöglichen die Abstimmung von gemeinsamen Aktionen wie kombinierten Streifen von Ordnungsamt und Polizei sowie zum Beispiel Schwerpunktkontrollen im Straßenverkehr. Ziel dieser gemeinsamen Anstrengungen ist es, die Sicherheit und Ordnung in unserer Stadt nachhaltig zu stärken. Eine weitere Priorität: Der Ausbau von sozialem und bezahlbarem Wohnraum. Wohnen ist ein grundlegendes Bedürfnis jedes Menschen.
Was würden Sie anders als Amtsinhaber Hanno Krause machen?
Zuallererst möchte ich hervorheben, dass die Bürger mit der Arbeit von Hanno Krause von der CDU in den letzten Jahren offenbar sehr zufrieden waren. Wie in jeder guten Beziehung gab es sicher Höhen und Tiefen. Unterm Strich gab es für Hanno Krause aber hohe Zustimmungswerte. Das hat sich auch darin widergespiegelt, dass Bewerber anderer Parteien gar nicht erst gegen ihn angetreten wären – vermutlich, weil ihnen bewusst gewesen sein muss, dass sie gegen ihn keinen Erfolg gehabt hätten.
Insofern glaube ich, dass Hanno Krause, der im Übrigen genau wie ich aus der Verwaltung kommt, vieles richtig gemacht hat. Daher werde ich im Fall meiner Wahl an die von ihm begonnenen Themen anknüpfen. Dennoch habe ich in den letzten Wochen wahrgenommen, dass es Themen in der Bevölkerung gibt, die bisher noch nicht so im Fokus gestanden haben: Die Beteiligung und Einbeziehung der Bürger bei bestimmten Themen und Maßnahmen der Stadtverwaltung beispielsweise, oder bei der Stadtentwicklung. Deshalb werde ich die Bürger künftig zielgerichteter und besser informieren.
Warum sollten die Kaltenkirchener Sie zum Bürgermeister wählen und nicht Ihre Mitbewerber?
Es steht mir nicht zu, über meine Mitbewerber zu befinden. Ich trete selbstbewusst und voller Energie zur Wahl für das Amt des Bürgermeisters an. Mit meinen langjährigen, praktischen Berufserfahrungen im öffentlichen Dienst und in der Leitung großer Verwaltungen fühle ich mich gut gerüstet, für die Bürger Kaltenkirchens als Bürgermeister tätig zu werden und den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung ein guter Vorgesetzter zu sein.
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Ich habe eine klare Idee, transparente Ziele für die Stadt und bin fest entschlossen, Kaltenkirchen gemeinsam im Team mit Bevölkerung, Stadtvertretung und einer motivierten Stadtverwaltung in eine positive Zukunft zu führen. Mit meiner Erfahrung, Herzblut und Leidenschaft möchte ich dazu beitragen, dass Kaltenkirchen ein sichererer, nachhaltigerer sowie liebens- und lebenswerterer Ort für alle Bewohnerinnen und Bewohner wird.
Aufgrund meines Alters stehe ich zudem für mehr als zwei Legislaturperioden zur Verfügung. Ich möchte Verlässlichkeit und Kontinuität in das Bürgermeisteramt bringen und nicht nur in einem Sechs-Jahres-Zyklus denken.