Norderstedt. Anja Gust hat einen Norderstedt-Krimi geschrieben. Warum Kommissar Kaczmarek bei seinen Ermittlungen auf Probleme stößt.

Ein Toter auf den Gleisen der AKN zwischen Haslohfurth und Meeschensee: Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein Unfall? Der Fall ist unklar. Aber es gibt jemanden, der sich bemüht, den Fall aufzuklären. Kriminalhauptkommissar Björn Kaczmarek von der Kripo Norderstedt versucht, den kniffligen Fall zu lösen. Autorin Anja Gust hat einen Kriminalroman geschrieben, der in Norderstedt und Umgebung angesiedelt ist: „Kaczmarek ermittelt – Tatort Norderstedt“.

Anja Gust hat den Plot ihres neuen Buchen genau dort angesiedelt, wo sie sich gut auskennt: In Norderstedt. Wer das Buch zur Hand nimmt, wird nicht nur hineingezogen in eine spannende Geschichte, sondern auch in ein Milieu, das vielen bestens bekannt sein dürfte.

Tatort Norderstedt – Gleise, Dauerregen und eine männliche Leiche

Da tauscht vieles auf, was Norderstedt ausmacht. Manches kennen die meisten, anderes hingegen nur Insider: Wer weiß denn schon, wo es in Norderstedt einst einen Zoo gegeben hat? Die Moorbek-Passage, den Kreisel am Herold-Center oder auch die Bahnstrecke der AKN in Richtung Ulzburg-Süd dürften hingegen vielen Lesern geläufig sein. Und wer das Buch aufmerksam liest, weiß nach der Lektüre auch, wo Norderstedts Stadtverwaltung einst untergebracht war: Am Harksheider Markt.

Kurz vor dem Bahnhof Meeschensee also wird eine männliche Leiche auf den Gleisen gefunden. Zwei Uhr morgens. Dauerregen, ein besserwissender und meistens schlechte gelaunter Macho-Kommissar, eine eingeschüchterte Kommissaranwärterin – düsterer hätte die Stimmung auch in einem Wallander-Krimi von Henning Mankell nicht sein können. Auf das Innenleben des Kommissars aber wird in dem Norderstedt-Krimi nur am Rande eingegangen.

In Anja Gusts Kriminalroman geht ohne große Umschweife hart zur Sache

Denn Anja Gust hat einen Roman geschrieben, in dem es ohne Umschweife zur Sache geht. Vom Privatleben der Protagonisten erfahren die Leser eher nebenbei etwas. Der Handlungsstrang wird kaum durch Nebensächlichkeiten unterbrochen. Es sind ganz alleine die Ermittlungsarbeiten, die das Geschehen vorantreiben – mal abgesehen von den privaten Verstrickungen der Kriminalanwärterin Chantal Biglinski in den Fall.

Dem Ermittler Björn Kaczmarek werden die Leser künftig noch häufiger begegnen: Anja Gust, im Hauptberuf Mitarbeiterin in einer Norderstedter Apotheke, hat diese Figur für eine Krimi-Reihe angelegt. Der „Tatort Norderstedt“ hingegen wird wahrscheinlich eine Ausnahme blieben.

Ermittler Kaczmarek bleibt den Lesern erhalten, der Tatort aber wechselt

„Mein Revier ist Schleswig-Holstein“, sagt die Autorin, „aber die nächsten Fälle werden nicht mehr in Norderstedt spielen.“ Auch für ihr vorletztes Buch („Die Schwebfliege“, nominiert für den „Lovely Books Community Award 2023“) hatte sie Norderstedt als Schauplatz gewählt.

Anja Gust: „Kaczmarek ermittelt – Tatort Norderstedt“, Telegonos-Verlag, 292 Seiten, 18 Euro (ISBN-13: 9783946762744).
Anja Gust: „Kaczmarek ermittelt – Tatort Norderstedt“, Telegonos-Verlag, 292 Seiten, 18 Euro (ISBN-13: 9783946762744). © Telegonos-Verlag

Sechs Kriminalromane hat Anja Gust bisher veröffentlicht, der siebte folgt in etwa anderthalb Jahren. So ist es mit dem Telegonos-Verlag abgesprochen. Eine 30-Stunden-Woche in der Apotheke, Familie, sonstige familiäre Verpflichtungen, blutrünstige Geschichten schreiben und dafür recherchieren – wie schafft die 55-jährige Norderstedterin dieses selbstauferlegte Pensum? „Ich brauche feste Schreibblöcke“, sagt die Autorin. „Mal ebenso nebenbei am Abend ein paar Zeilen schreiben, das klappt nicht.“

Anja Gust hat sich auch einen Namen als Organisatorin von Krimi-Nächten gemacht

Der „Zweitberuf“ als Schriftstellerin benötigt sie nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch organisatorisches Geschick. Denn Anja Gust, die 2013 von Aktion Mensch und dem LEA-Leseclub e.V. für ihr soziales Engagement im Bereich Literatur im Museum für Angewandte Kunst in Köln geehrt wurde, hat sich auch einen Namen als Organisatorin von Krimi-Nächten gemacht.

Die nächste „Lange Nacht der Krimis“ findet am Sonnabend, 23. September, im Spectrum Kino an der Rathausallee statt. Nach der Ankündigung im Hamburger Abendblatt war der Ansturm auf die Tickets so groß, dass sie in den großen Saal 1 des Kinos verlegt werden musste. Anja Gust wird an diesem Abend aus ihrem neuen Norderstedt-Krimi lesen und dabei den Notfallseelsorger Gunnar Urbach an ihrer Seite haben.

Außerdem dabei: Die Abendblatt-Journalistin Bettina Mittelacher und der Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel, die Autorin Svea Jensen sowie der Erste Kriminalhauptkommissar Stefan Dummer, der Autor Reimer Boy Eilers, das Autoren-Duo Anja Marschall und Leo Hansen sowie die Autorin Kathrin Hanke und der Tatortreiniger Dirk Plähn.