Norderstedt. Schwimmschulen in Norderstedt haben lange Wartezeiten. Die Pandemie hat den Notstand verschärft.
Beim DLRG stehen Hunderte von Namen auf der Warteliste für Seepferdchen-Kurse.
Die Kinder brauchen länger als früher, um ihr Schwimmabzeichen zu bestehen.
Es fehlen Ehrenamtliche, um die Kinder im Schwimmen zu unterrichten.
Mehr als ein Jahr Wartezeit, um an einem Kursus zur „Wassergewöhnung“ teilzunehmen - das ist für Norderstedter Kinder inzwischen normal. Laut DLRG stehen Hunderte von Namen auf der Warteliste für die Anfänger-Kurse Wassergewöhnung und Seepferchen. Wartezeit: bis zu 18 Monate.
Auch bei anderen Anbietern sollten Eltern ihre Kinder frühzeitig anmelden, wenn sie einen Platz ergattern wollen. Beim Verein SG Wasserratten liegt die Wartezeit bei bis zu 15 Monaten, bei der privaten (und deshalb teureren) Schwimmschule Thieme bei bis zu 12 Monaten. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Norderstedt: 18 Monate Wartezeit auf Seepferdchen-Kursus
Laut Helge Wittkowski, Referent für den Bereich Schwimmen bei der DLRG in Norderstedt, brauchen die Kinder heute länger als früher, um ihr Seepferdchen zu bestehen. Sie verbringen also mehr Zeit in den Kursen, die bei der DLRG zeitlich nicht begrenzt sind. Jedes Kind übt solange, bis es das Abzeichen besteht.
„Wir merken sehr stark, dass sich hier die Gesellschaft verändert hat“, sagt Wittkowski dem Abendblatt. „Notwendige, allgemeine motorische Grundlagen sowie Grundlagen der Wassergewöhnung werden in der Kinderzeit nicht mehr so intensiv vermittelt, wie es vor 10 bis 20 Jahren noch der Fall war. Norderstedt ist insofern richtig städtisch geworden.“
In Norderstedt fehlen Ehrenamtliche für Schwimmkurse
Ein weiteres Problem: Es fehlen Ehrenamtliche, die den Kindern das Schwimmen beibringen, insbesondere lizensierte Schwimmausbilder. Die Entwicklung habe bereits vor der Pandemie eingesetzt und habe zur Folge, dass die DLRG drei Kurse für Anfänger streichen musste: „Mir fehlt ein verlässliches Team für den Wochentag Dienstag in der Schul- und Vereinsschwimmhalle“, sagt Wittkowski.
Aktuell veranstaltet die DLRG wöchentlich vier Schwimmkurse für Anfänger, jährlich können drei bis vier neue Gruppen neu starten. Wittkowski: „Frei werdende Plätze versuchen wir nachzubesetzen, sofern die Gruppenstruktur das vom Leistungsstand her ermöglicht.“ Die DLRG hofft, zwei weitere Ausbilder zu finden, um auch am Dienstag wieder Kurse anbieten zu können.
Pandemie führte zu großer Nachfrage bei Seepferdchen-Kursen
Gegenüber dem Abendblatt bestätigt ein Elternsprecher der Grundschule Heidberg die angespannte Situation: „Nach dem, was wir als Schulelternbeirat hören, haben viele Eltern große Schwierigkeiten, ihre Kinder in private Seepferdchenkurse unterzubringen.“ Weil in der Pandemie über lange Zeiträume gar keine Schwimmkurse stattfanden, gebe es einen „Nachfragestau“.
Und es gibt noch weitere Herausforderungen für die Eltern. Zum einen finden die meisten Kurse wochentags am Nachmittag statt, wenn viele Eltern noch arbeiten. Der Elternsprecher: „Kinder im Grundschulalter können sich ja noch nicht unbedingt alleine auf den Weg teilweise quer durch die Stadt machen.“
Zum anderen sind da die Kosten. 16 Euro kostet eine Kursstunde bei der Schwimmschule Thieme, hinzu kommt der Eintritt ins Arriba, wo die Kurse stattfinden: jedes Mal 4 Euro für das Kind, 7 Euro für die erwachsene Begleitperson. Vereine sind günstiger: 10 Euro kostet eine Kursstunde beim SG Wasserratten, 70 Euro der ganze Schwimmkursus bei der DLRG. Dafür sind die Wartezeiten länger.
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Norderstedter Schulen: Ab der 2. Klasse entspannt sich die Lage
An den Norderstedter Grundschulen lernen die Kinder ab der 2. Klasse im Sportunterricht auch Schwimmen. Aber: „Damit der Schwimmunterricht überhaupt stattfinden kann, wird die Unterstützung von Eltern benötigt, damit eine ausreichende Schwimmaufsicht gewährleistet werden kann“, sagt der Elternsprecher der Grundschule Heidberg.
Die Stadt Norderstedt bestätigt auf Nachfrage den großen Bedarf an Schwimmkursen. Immerhin: An allen zwölf Norderstedter Grundschulen finde regelmäßiger Schwimmunterricht statt. Laut Pressesprecher Bernd-Olaf Struppek lasse die Stadt gerade prüfen, wie es um die Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler stehe.