Hamburg. Seit Freitag wird ein 15-Jähriger vermisst, der nicht wieder aufgetaucht ist. DLRG und Wasserschutz warnen vor Strandabschnitt.

Nach dem Badeunfall am Falkensteiner Ufer am Freitag gibt es keine realistische Hoffnung, dass der 15-Jährige, der seitdem vermisst wird, noch lebend gefunden wird. Der Junge, bei dem es sich um einen Jungen aus einer Wohnunterkunft in Sülldorf handelt, war von einer Buhne ins Wasser gesprungen und sofort untergegangen.

Die Elbe ist in Höhe des Falkensteiner Ufers besonders tückisch, sagt Heiko Mählmann, Präsident der DLRG in Hamburg. „Zwischen den Buhnen herrschen andere Strömungsverhältnisse als außerhalb dieses Bereichs. Dadurch bilden sich Strudel.“

Elbe: Erneut Badeunfälle in Hamburg – so gefährlich ist das Falkensteiner Ufer

Besonders riskant sei das Schwimmen dort in der Stunde nach der Ebbe, wenn das Wasser wieder aufläuft, weiß ein Wasserschutzpolizist. So war es auch am Freitag, als der Jugendliche unterging. Und so war es im Juli, als am Falkensteiner Ufer ein 16-Jähriger unterging. Seine Leiche wurde vier Tage später von einem Segler in der Elbe treibend gefunden und von der Feuerwehr geborgen.

So hat man einen Strand, an dem im Wasser gefährliche Strömungsverhältnisse herrschen, der aber gleichzeitig hoch attraktiv ist. Bei warmem Sommerwetter herrscht dort Betrieb wie an der Ostsee. Zwei Wracks machen die Gegend besonders interessant.

Markierungsboje ist beliebtes Ziel für schwimmende Jugendliche

Zudem ist, so weiß Mählmann, in Höhe Falkensteiner Ufer eine Markierungsboje im Wasser verankert, zu der Jugendliche gern schwimmen, um an einer angebrachten Leiter raufzuklettern und wieder ins Wasser zu springen.

Badeunfall in Hamburg: Die Retter suchten am Freitag bis spät in die Nacht an der Elbe nach dem vermissten Jugendlichen.
Badeunfall in Hamburg: Die Retter suchten am Freitag bis spät in die Nacht an der Elbe nach dem vermissten Jugendlichen. © TV News kontor | TV NEWS KONTOR

Zwar wurden mittlerweile Verbotsschilder an dem Seezeichen angebracht, die haben aber so viel Wirkung, wie die Warnschilder, die am Elbufer stehen und auf die Gefahren hinweisen – wenig. Die Jugendlichen haben kein ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein.

Freund sagt: Vermisster Junge ist ein „guter Schwimmer“

Der Freund des Vermissten, der am Tag des Unglücks mit am Falkensteiner Ufer war, sagt über den 15-Jährigen, dass er ein „guter Schwimmer“ gewesen sei – was man aber unter dem Aspekt, dass der Freund selbst Nichtschwimmer ist, bewerten muss.

Doch auch für geübte Schwimmer ist die Elbe ein gefährlicher Fluss, dessen Strömungsverhältnisse man genau kennen sollte, wenn man sich dort ins Wasser traut. Gegen eine Strömung von bis zu vier Metern die Sekunde, kommt kein Schwimmer an.

Falkensteiner Ufer: Wasserschutzpolizei und DLRG häufig vor Ort

Präventiv ist wenig zu machen: Die Wasserschutzpolizei ist regelmäßig dort und warnt auch per Megafon, wenn sich Schwimmer zu weit ins Wasser wagen. Die DLRG, deren Helfer komplett ehrenamtlich arbeiten, ist ebenfalls immer wieder vor Ort. Eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Strandes ist jedoch nicht möglich. „Aber selbst, wenn wir da sind, haben wir keine Weisungsbefugnis, sondern können nur auf die Gefahren hinweisen“, sagt Mählmann.

So versucht man zumindest die Hilfe bei einem Unfall zu optimieren: Vergangenes Jahr sind an der Elbe sogenannte Rettungspunkte mit nummerierten Schildern eingerichtet worden. Will man Hilfe rufen, ist sich aber nicht sicher, wo man genau ist, kann man diese Nummer durchgeben. Die Rettungskräfte wissen dann, wie sie am schnellsten zum Unglücksort kommen.

Retter der DLRG suchten auf dem Wasser nach dem vermissten Jungen, der am Freitag in der Elbe schwimmen ging und nicht wieder auftauchte.
Retter der DLRG suchten auf dem Wasser nach dem vermissten Jungen, der am Freitag in der Elbe schwimmen ging und nicht wieder auftauchte. © TV Newskontor | TV NEWS KONTOR

Feuerwehr Hamburg in Billstedt: Vier Taucher sind in Bereitschaft

Die Feuerwehr hat vier Taucher in Bereitschaft, die in Billstedt an der dortigen Wache stationiert sind. Innerhalb von zwei Minuten können sie ausrücken. Die freiwilligen Feuerwehren in den Stadtteilen, die an der Elbe liegen, verfügen oft über Kleinboote, mit denen sie schnell vor Ort sind.

Die Wasserschutzpolizei wird ebenfalls bei Badeunfällen in Rettungsmaßnahmen mit eingebunden. Denn bei einem Ertrinkungsunfall zählt jede Minute. „Daher ist es auch so wichtig, dass man die genaue Anfahrt kennt“, sagt Mählmann.

Gern würde man mehr tun. Das scheitert aber an dem finanziellen Spielraum. So finanziert sich die DLRG komplett aus Spenden, vorwiegend von Privatleuten, und Mitgliedsbeiträgen. Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen, die sich in dem Bereich engagieren, bekommt sie kein Geld von der Stadt.

Wasserschutzpolizei sucht nach 15 Jahre altem Vermissten

Die Wasserschutzpolizei ist aktuell, obwohl keine realistische Hoffnung für den vermissten Jungen besteht, verstärkt in dem Bereich im Einsatz. Die Beamten kennen die Strömungsverhältnisse und wissen, wo ein Körper wieder auftauchen könnte. Sie wollen anderen ersparen, diese Entdeckung zu machen.

Am Falkensteiner Ufer kam es in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Badeunfällen mit tragischem Ausgang. Für besondere Schlagzeilen hatte der Tod eines 15 Jahre alten Jungen gesorgt, der im Juni 2021 am Falkensteiner Ufer von der Strömung mitgerissen wurde und ertrank. Sein älterer Bruder hatte kurz darauf einen Freund des Opfers niedergestochen, weil der zwar hintergesprungen war, ihn aber nicht retten konnte.

Im August 2020 wurde die Leiche eines 24 Jahre alten Albaners am Falkensteiner Ufer aus der Elbe geborgen. Er war Tage vorher beim Schwimmen untergegangen. Sein Freund hatte versucht, Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen. Er war aber kaum verstanden worden.

Badeunfälle in der Elbe: Viele Menschen können nicht schwimmen

Was kaum thematisiert wird: In auffällig vielen Fällen handelt es sich um Menschen mit Migrationshintergrund, die hier in Hamburg ertrinken. Die DLRG hatte deswegen unter anderem für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge spezielle Schwimmkurse angeboten.

Allerdings sei es nicht immer einfach, diese Menschen zu erreichen, auch weil sie sich schämen, dass sie nicht schwimmen können“, sagt Mählmann. Das gilt für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene.

Selbst wenn man schwimmen lernen möchte, ist das schwierig. „Durch Corona gab es zwei Jahre praktisch keinen Schwimmunterricht“, sagt Mählmann. „Das hat eine große Lücke gerissen.“ Noch immer gibt es Wartezeiten von bis zu einem Jahr für Schwimmkurse.