Norderstedt. Star-Geiger trat gemeinsam mit der Band Lúnasa beim Schleswig-Holstein-Musikfestival auf. In „Wimbledon-fähigem“ Look.

Der Siegeszug der irischen Musik nimmt kein Ende. Erst recht nicht, wenn ein Star-Geiger wie Daniel Hope ihn immer wieder neu entfacht. Der Mann ist Ire, und wenn er dann noch ein so hervorragendes Quintett wie die irische Band Lúnasa mitbringt, gerät das Publikum ins Schwärmen, steht auf und applaudiert rhythmisch und laut.

So wie am Mittwoch beim Konzert unter freiem Himmel des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) auf der Waldbühne im Norderstedter Stadtpark. Ausverkauft. Bis hoch in die Sitzplatz-Ränge am grünen Hang vor der Waldbühne waren alle Plätze belegt. Die Folklore von der grünen Insel begeistert alle Generationen.

Daniel Hope und Lúnasa sorgten für hinreißende Klänge

„Moin and good evening, that’s a rainbow I see, it’s so beautiful“, begrüßte Kevin Crawford vom Ensemble Lúnasa das Publikum. Der Mann, der aus seinen Flutes and Wistles (Flöten und Pfeifen) schier unglaublich fröhliche und freche, harmonische und hinreißende Klänge zauberte, führte mit Bravour, Anekdoten und Flunkereien durchs fast zweistündige Programm.

Crawford erklärte auch die Instrumente, beispielsweise die Uilleann Pipes, die Cillian Vallely so bravourös spielte. Den Blasebalg platzierte der Spieler zwischen Oberarm und Oberkörper und entlockte ihm Töne, indem er mit dem Ellenbogen auf den Blasebalg drückte. „You look like a chicken“, witzelte Bandleader Crawford. Cillian Vallely gab daraufhin ein Solo, in dem die archaischen Klangbilder und die Harmonie faszinierten.

SHMF: Hope will die 50 Konzerte bis zu seinem 50. Geburtstag schaffen

Lúnasa startete 1996 als „Boy-Band“, wie Crawford verriet, als er den Gitarristen Ed Boyd als Engländer in der irischen Band vorstellte. Der kramte seine Deutsch-Kenntnisse zusammen und lobte: „Was für ein schöner Ort für ein Konzert, wir sind sehr glücklich, hier zu sein.“

Daniel Hope, der in Norderstedt eines seiner 50 SHMF-Konzerte zu seinem 50. Geburtstag am 17. August spielte, ließ dem Ensemble 30 Minuten Vorlauf, ehe er die Bühne betrat. Dort wurde er von Crawford launig begrüßt: „Wimbledon-fähig“, kommentierte er Hopes weiße Sneaker zum blauen Anzug.

Hope fing die bodenständige irische Musik mit seiner Geige auf

Daniel Hope fing das Publikum mit seinem jungenhaften Charme ein und spielte sich mit dem Ensemble Lúnasa quer durch die irische Folklore-Literatur mit ihren vielen Legenden und Erzählungen. Den Geiger vergnügte es sichtlich, mit den fünf irischen Musikern zu spielen. Er fing mit seiner Geige sofort deren geerdete, direkt und bodenständig gespielte Melodien ein.

„Ich kenne Lúnasa seit 16 Jahren, doch zum ersten Mal haben wir 2016 beim Schleswig-Holstein Musik Festival ein gemeinsames Konzert in Lübeck gegeben“, erinnerte sich Daniel Hope. „Es ist schön, hier in Norderstedt zu sein, vor allem mit diesen fünf Jungs.“ Sie seien ein „wandelndes Lexikon der irischen Folklore“.

Stadtpark Norderstedt: Berührendes Finale mit tollen Stücken

Voll Verve interpretierten Lúnasa und Daniel Hope „The last pint“, ein traditionelles irisches Lied von Pierre Bensusan, arrangiert von Lúnasa. Begleitet wurde Hope von Seán Smyth, der seine Geige mit der Flöte tauschte und dadurch Hopes Geigenspiel noch mehr Wirkungsraum ließ. Hopes berührte mit einem süßen, natürlichen Klang, fast klassisch, ein anspruchsvolles Abschiedslied, eben „The last Pint“.

Ein berührendes Solo gestaltete Daniel Hope mit „Farewell“ von Torlough O’Carolan, der im 18. Jahrhundert die keltische Harfe zurück ins irische Wappen brachte. Dann aber hieß es „Moin!“, und Daniel Hope verabschiedete sich von Norderstedt.