Kaltenkirchen. Das Trio ist schon im Hamburger Knust und beim Langeln Open Air aufgetreten. Warum die Band nicht in ihrer Heimatstadt spielt.
Wer über die Musikszene in Kaltenkirchen spricht, denkt zunächst sicherlich zuerst oft an das Multivokalensemble Soateba, das Akkordeonorchester oder den Chor ‘82. Doch jenseits davon hat sich eine Band etabliert, bei der es weitaus härter zugeht: Tower Machine spielt Rock – kompromisslos, ohne Schnörkel und geradeaus.
Tower Machine, das sind Vera und Jan Friederich aus Kaltenkirchen und Matthias „Thias“ Denner aus Rellingen im Kreis Pinneberg. Vera singt und spielt Bass, „Thias“ rockt an der Gitarre, und Jan übernimmt das Schlagzeug. In der regionalen Szene ist das Trio schon lange bekannt, hat im Hamburger Knust gespielt und gehört zur Crew des alljährlichen Langeln Open Air, das vor wenigen Tagen zu Ende ging und 1500 Besucher angelockt hat. Auch im kommenden Jahren wird Tower Machine dort wieder auftreten.
Sie klingen wie Motörhead – Tower Machine aus Kaltenkirchen
In Kaltenkirchen ist die Band jedoch eher unbekannt, wohl auch deshalb, weil es für ihr Genre kaum Auftrittsmöglichkeiten gibt. „Wo sollen wir hier denn spielen?“, fragt Jan Friederich. Allenfalls kämen die Aula des Gymnasiums oder das Bürgerhaus infrage, das nach einem Großfeuer wieder aufgebaut wird.
Totenköpfe, eine beinharte E-Gitarre und das stets dominante Schwarz bei Klamotten und Instrumenten wollen jedoch nicht in das betuliche Ambiente dieser Bühnen passen. Also spielt Tower Machine woanders. 2013 hat sich die Band zusammengeschlossen und trifft sich seitdem einmal pro Woche zum Proben. „Musik ist unsere Leidenschaft“, sagt Thias.
Am Anfang spielte das Trio Coversongs von Volbeat und Alterbridge
Ihn hatten die Friederichs damals beim gemeinsamen Renovieren kennengelernt und festgestellt, dass alle drei Tickets für dasselbe Konzert in Berlin gekauft hatten. Damit stand fest, dass der Geschmack des Trios übereinstimmt. Tower Machine war geboren, allerdings zunächst unter dem Namen Mrs Volbridge, einer Kombination von Bandnamen, deren Songs die damalige Coverband spielte: Volbeat und Alterbridge. Das Mrs kam hinzu, weil Vera schon damals als singende Frontfrau auftrat.
Im Laufe der Jahre kamen eigene Kompositionen dazu, die zumeist von Jan geschrieben wurden. Mit dem ersten Album im Jahr 2018 stellte sich die Frage nach einem neuen Namen. Das Trio entschied sich nach einigen Bieren und Gläsern mit „Jacky“ (Jack Daniels) für Tower Machine.
Kaltenkirchen: Tower Machine hat zwei Alben und 19 Songs veröffentlicht
Warum dieser Name? Tower steht für das Türmchen in dem Gebäude, in dem die Gruppe probt, Machine für einen kernigen Rhythmus. Jan Friederich: „Unsere Musik ist straight.“ Der Einfluss von Motörhead und Volbeat ist unüberhörbar – harte Sounds und viel E-Gitarre zum Abgehen
Inzwischen hat Tower Machine zwei Alben und 19 Songs veröffentlicht, die auf allen gängigen Streamingkanälen und mit selbst produzierten YouTube-Videos im Internet abrufbar sind. Kann man davon leben? „Nein, das ist völlig illusorisch“, sagt Thias, der als Kaufmann beim Instrumentenhersteller Yamaha in Rellingen arbeitet und dort die Leidenschaft für die Gitarre entdeckt hat. Selbst bei hohen Klickzahlen bei den Streamingdiensten ist der Gewinn nur schmal.
Rockmusik hat es bei den Radiosendern schwer
Jan Friederich ist gelernter Grafiker und hat die Cover für CD und LP gestaltet. Auch seine Frau Vera arbeitet als Kauffrau. Dass sie irgendwann „entdeckt“ werden und die Stadien füllen, hoffen die drei Musiker, sind aber nicht sehr optimistisch. Sie glauben, dass die große Karriere nicht nur von der Qualität der Musik, sondern auch vom Zufall und von Beziehungen abhängt.
Trotzdem macht Tower Machine dem Trio Spaß. „Wir lieben Musik, und wir lieben es noch mehr, Musik zu machen“, sagt Vera. Jan fügt hinzu: „Klar möchten wir ein breiteres Publikum erreichen und auf größeren Events spielen.“ Doch die Rockmusikszene habe es derzeit schwer, meint Thias. „Fast alle Radiosender spielen derzeit Mainstream-Pop, der Trend geht zum Larifari.“
Tower Machine: Musiker träumen von der großen Karriere – sind aber realistisch
Immerhin: Rockantenne Hamburg hat vor wenigen Tagen einen Song von Tower Machine in der Rubrik Dirty Thirty gespielt, in der eher unbekannte Bands einem rockbegeisterten Publikum vorgestellt werden. Vielleicht wird dort auch das nächste Album zu hören sein, an dem die Band arbeitet und das im kommenden Jahr erscheinen soll.
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Aber wie entstehen in dem Keller mit den Instrumenten die Songs. „Ideen kommen von allen, und dann wird daraus ein Song gemacht“, sagt Jan, der als Kind das Spiel auf Gitarre und Klavier gelernt hat. Vera sang früher in einem Gospelchor und jetzt beim Ellerauer Ensemble Musenkuss. Gitarrenunterricht hat Thias erst genommen, nachdem er sich selbst diverse Fertigkeiten an dem Instrument beigebracht hat.
CDs oder Schallplatten von Tower Machine sind über die Homepage der Band erhältlich.