Norderstedt. Tag eins des Match Börner steht im Zeichen des HSV und Uwe Seeler. Im Laufe des Abends steigen Stimmungspegel und Textsicherheit.

Nur einmal, ganz kurz, muss „Muchel“ den Spielverderber geben. „Ich habe die unangenehmste Aufgabe“, so beginnt einer der beiden Frontmänner von Abschlach!, als die Headliner mittendrin sind in ihrem Set auf dem Match Börner Open Air im Stadtpark Norderstedt. „Noch zehn Minuten, dann ist Ausschankstopp.“ Das ist nicht seine Idee, sondern der Ablaufplan des ersten Festivaltages sieht es so vor. Während viele Männer sofort zum Tresenwagen eilen und mit vollen Bierbechern zurückkommen, gibt die Band auf der Bühne weiter Vollgas. Und die Menschen im Publikum beweisen Textsicherheit.

Alles steht im Zeichen des Hamburger SV, und zugleich des berühmtesten Bürgers, den Norderstedt je hatte: Uwe Seeler, vor rund einem Jahr am 21. Juli verstorben. Die gleichnamige Stiftung der Fußball-Ikone erhält 18,87 Prozent (angelehnt an das HSV-Gründungsjahr) jeder verkauften Karte. Und die Künstler haben allesamt ihrerseits einen besonderen Bezug zum Traditionsverein – ein roter Faden zieht sich durch den Abend, oder besser ein blau-weiß-schwarzer, denn die Farben des Clubs dominieren hier.

Abschlach und die wilde HSV-Party im Stadtpark Norderstedt

Der erste Tag des Match Börner Open Air im Stadtpark Norderstedt steht im Zeichen des Hamburger SV. So gehen 18,87 Prozent jeder verkauften Karte an die Uwe-Seeler-Stiftung. 
Der erste Tag des Match Börner Open Air im Stadtpark Norderstedt steht im Zeichen des Hamburger SV. So gehen 18,87 Prozent jeder verkauften Karte an die Uwe-Seeler-Stiftung.  © Christopher Mey

„Es freut mich sehr, dass wir eine kulturelle Lücke schließen können“, sagt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, die das Festival eröffnet. Und sie hebt die „private Initiative“, also das Engagement der beiden Organisatoren Patricia Kahl und Tony Groß, hervor. Das Duo hat zum zweiten Mal das Open Air realisiert, verfügt mittlerweile über ein wachsendes Netzwerk in die Musikszene, dazu wichtige Kontakte zu Sponsoren.

Idyllisch: Bei untergehender Sonne sitzen viele Besucher erst einmal gemütlich auf den Bierbänken und hören der Musik zu. 
Idyllisch: Bei untergehender Sonne sitzen viele Besucher erst einmal gemütlich auf den Bierbänken und hören der Musik zu.  © Christopher Mey

Es muss sich herumsprechen, dass hier in Norderstedt etwas Kleines, Feines entsteht. Die gebuchten Musiker und Gruppen wissen: Sie spielen nicht vor Zehntausenden, sondern eben vor einer kleineren Menge. Die kann aber durchaus feiern, wenn auch mit etwas Anlauf. „Hallo, hier Hamburg“, singen zunächst die Moorbek-Schipper, ein Norderstedter Original, auch „An der Waterkant“ schmettert der Shantychor. Stimmt ja ein bisschen, immerhin gibt es einen Stadtparksee. Der Regen hatte hingegen pünktlich mittags aufgehört, die Wiese ist zum Auftakt längst wieder trocken.

Abschlach: „Zwei Aufstiegssongs haben wir in der Schublade“

Carsten Pape, früher mit Lotto King Karl unterwegs, heute mit eigener Band, bringt ein Lied über die „Liebe meines Lebens“, was so mancher Fan auch als Metapher auf den HSV verstehen könnte. Passend dazu heizt später die Ulknudel Buddy Ogün mit „HSV – meine Frau“ weiter ein. „Erstligareif“ sei das Lineup, so Moderator Michael Eggert. Nicht ganz so wie der Verein. Aber das kann ja noch werden im sechsten Versuch. „Zwei Aufstiegssongs haben wir in der Schublade“, verraten Abschlach.

Maggers United um Sänger Piet Mosh bringen Stimmung in das Festival.
Maggers United um Sänger Piet Mosh bringen Stimmung in das Festival. © Christopher Mey

Das Match Börner Open Air ist auch ein Familienfest. In der ersten Reihe stehen Väter mit Söhnen auf den Schultern, die Kinder gröhlen begeistert mit. Während Maggers United mit viel Energie ihren Auftritt hinlegen, zocken an einem aufgestellten Tischkicker Eltern gegen Söhne – nämlich Marie (30) und Marco (41) aus Norderstedt gegen Joshua (8) und Linus (6).

Duell am Tischkicker: Marco und Marie aus Norderstedt spielen gegen ihre Söhne Joshua (vorne) und Linus - der Nachwuchs erweist sich als treffsicherer.
Duell am Tischkicker: Marco und Marie aus Norderstedt spielen gegen ihre Söhne Joshua (vorne) und Linus - der Nachwuchs erweist sich als treffsicherer. © Christopher Mey

Der Nachwuchs gewinnt. Beide sind begeisterte HSVer. „Siebenmal waren wir letzte Saison im Stadion“, so der Vater. Jetzt wird überlegt, Dauerkarten zu kaufen. Das Festival sei „super“, findet die Familie, gerade der HSV-Motto-Tag habe gezogen.

Match Börner Open Air: Gesungen wird wie im Volksparkstadion

Carsten Pape sorgt für ein wenig Nostalgie - und versucht, das Publikum mit Sprüchen aufzuwecken.
Carsten Pape sorgt für ein wenig Nostalgie - und versucht, das Publikum mit Sprüchen aufzuwecken. © Simona Mey

Dafür steht keine Band so sehr wie Abschlach. Schließlich wird im Volksparkstadion vor dem Anpfiff „Mein Hamburg lieb ich sehr“ von über 50.000 gesungen. Auch in Norderstedt, zum krönenden Abschluss. Doch es ist auch wild, sogar ein Mosh-Pit bildet sich, etwa bei „Freunde“. Wer gekommen ist, hat seinen Spaß, es ist ein bisschen wie bei einem Heimspiel.

Auch wenn noch Platz für mehr Festivalgänger wäre. Vielleicht ja beim zweiten Teil des Match Börner Open Air. An diesem Sonnabend ist schon um 12.30 Uhr Einlass. Später spielen unter anderem Selig und die Jeremy Days, abends dann The Subways und Danko Jones. Tickets gibt es weiterhin online (match-openair.de) für 64,90 Euro.