Bad Segeberg. Der Schauspieler führt erstmals Regie bei Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. Sein Erfolgsrezept und seine Zukunftspläne.
Von ihm hängt ab, ob die Karl-May-Spiele 2023 ein Erfolg werden oder ein Flop: Nicolas König hält als Regisseur der Inszenierung „Winnetou I - Blutsbrüder“ die Fäden in der Hand. Er bestimmt das Tempo, er sagt an, wer in welcher Ecke steht und wann geschossen wird. Zum ersten Mal seit 24 Jahren - nach Pierre Brice im Jahre 1999 - führt wieder ein erfahrener Karl-May-Darsteller Regie am Segeberger Kalkberg.
Seit 1992 ist Nicolas König bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg aktiv, in 15 Inszenierungen hat er unterschiedliche Rollen gespielt und sechs Regisseure erlebt. Für Aufmerksamkeit hat der Mann mit der markanten Stimme im vergangenen Jahr gesorgt: Obwohl er als Darsteller offiziell gar nicht eingeplant war, sprang er ein, weil aktive Karl-May-Darsteller an Corona erkrankt waren.
Karl-May-Spiele: Nicolas König würde gerne lange Chef am Kalkberg bleiben
In vier verschiedene Rollen musste der Schauspieler schlüpfen. Ob als Indianerkrieger, als Indianerhäuptling, als Bankier oder als Old Shatterhand – Nicolas König meisterte alle Aufgaben bravourös, hatte keine Texthänger, wusste immer, was er zu tun hatte und scheute keine Action-Szene. Er erspielte sich die Achtung der Kollegen, des Publikums und nicht zuletzt der Karl-May-Geschäftsführung.
Wohl nicht zuletzt deshalb wurde der erfahrene Schauspieler mit der anspruchsvollen Aufgabe der Regie am Kalkberg betreut. Jetzt lenkt Nicolas König das Schiff und sorgt dafür, dass es keine Havarie gibt. Alle sind sich sicher: Nico schafft das. Er wird dem Publikum eine großartige Inszenierung präsentieren.
Auch nach vier Probenwochen ist Nicolas König noch ganz euphorisch
Nach vier Probenwochen hat sich die Anfangseuphorie bei ihm noch nicht gelegt: „Es läuft viel besser als erwartet“, sagt Nicolas König. „Wir haben allesamt eigentlich nur gute Laune und sind konzentriert bei der Sache. Und wenn es mal einen Durchhänger gibt, dann fängt einer an herumzublödeln, schon platzt der Knoten und es geht wieder zur Sache.“
Der neue Karl-May-Regisseur Nicolas König schnupperte bereits als Fünfjähriger zum ersten Mal Bühnenluft – und seither hat ihn der Beruf des Schauspielers nie wieder losgelassen. Der gebürtige Hamburger, der aus einer Schauspielerfamilie stammt, liebt die Vielseitigkeit seines Berufs: Der Mann mit der markanten Stimme spielt Theater und dreht fürs Fernsehen in unterschiedlichsten Genres. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebt er in der Nähe von Trittau, wo er sich ein älteres Haus nach seinen Vorstellungen umgebaut hat.
Karl-May-Spiele sind mit TV- und Theaterarbeiten nicht zu vergleichen
Als Regisseur war er bisher nur in Tonstudios bei Synchronisationsarbeiten aktiv, jetzt hat er zum ersten Mal im großen Stil Gelegenheit, seine Kunst der Menschenführung zu beweisen. Er trifft auf viele „alte Hasen“ und auf jene, die noch nie bei einer Karl-May-Inszenierung mitgewirkt haben.
Der 54 Jahre alte Schauspieler und Regisseur weiß aus eigener Erfahrung, dass sich die erstmals engagierten Darsteller neu erfinden müssen - und er hilft ihnen dabei. „Das hier ist nicht zu vergleichen mit Fernseh- oder sonstigen Theaterarbeiten“, sagt er. „Das ist etwas ganz Spezielles.“
Inszenierung in Bad Segeberg ist ungewöhnlich weit vorangeschritten
Offenbar hat der neue Regisseur ganze Arbeit geleistet: Bühnenautor Michael Stamp hat die Probenarbeiten beobachtet und dabei festgestellt, dass die Inszenierung bereits zu einem frühen Zeitpunkt ungewöhnlich weit vorangeschritten ist. Nicolas König kann sich in den letzten Tagen vor der Premiere vor allem auf die Durchläufe konzentrieren.
Aber es gibt auch noch Kleinigkeiten, die abgestimmt werden müssen. Nicolas König: „Wir probieren tagsüber noch einige Stunts, gehen an Einzelsachen heran, probieren Kämpfe und koordinieren den Einsatz der Musik. Wenn die Statisterie dann im Verlauf des späteren Tages eintrifft, machen wir ganz, ganz viele Durchläufe.“
Szenen in Winnetou I wurden gestrichen, weil sie nicht in den Ablauf passten
Mit unerwarteten Problemen sah sich der Regisseur bisher nicht konfrontiert. Warum auch? In seiner Zeit als aktiver Karl-May-Darsteller hat Nicolas König vermutlich alles erlebt, was vor und hinter den Kulissen die Arbeit erschwert. „Innerhalb des Teams läuft es einfach so rund“, schwärmt er. „Wirkliche Probleme gab es überhaupt nicht.“
Zwar hätten einige Sachen, die sich das Leitungsteam vorab ausgedacht hatte, gestrichen werden müssen, um den realen Ablauf auf der Bühne nicht zu behindern, das aber passiere eigentlich bei jeder Inszenierung. Seit November arbeite er eng mit Autor Stamp und Produktionsleiter Stefan Tietgen zusammen.
Nicolas König kann sich voll und ganz auf seinen Cast verlassen
Was unterscheidet ihn von den bisherigen Karl-May-Regisseuren? Nicolas König muss nicht lange nachdenken: „Ich bin sehr choreographisch und logistisch unterwegs, kann mich aber auch auf meinen fabelhaften Cast verlassen. Wenn ich einem Kollegen etwas sagen will, stupse ich ihn nur kurz an, sage wann und wo, sage aber keinem, wie er was zu machen hat. Da sind alle bei mir und hören auch auf’s Wort.“ Der Regisseur ist mit sich und seinem Ensemble im Reinen.
Mit dem Erfolg oder Nichterfolg der Inszenierung hängt auch die Zukunft von Nicolas König ab: Bleibt er hauptsächlich Schauspieler oder kann er sich vorstellen, künftig mehr als Regisseur unterwegs zu sein? Die Antwort bleibt vage: „Konkrete Gedanken darüber habe ich mir noch nicht gemacht.“ Leicht schelmisch fügt er hinzu: „Wenn das Hamburger Schauspielhaus mich als Regisseur haben will, könnte ich mir das sehr gut vorstellen.!
Karl-May-Spiele: Nach Premiere entscheidet sich, ob König Regisseur bleibt
Das liegt vielleicht noch nicht in greifbarere Nähe, aber Hausregisseur am Kalkberg, wie sieht es damit aus? Kann das eine Daueraufgabe werden? Nicolas König wirft einen großen Stein ins Wasser: „Definitiv, das kann ich mir vorstellen.“
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Ob dieser Steinwurf Wellen schlägt, wird sich während der Premiere am kommenden Sonnabend zeigen, noch bleibt alles im Ungefähren. Konkrete Gespräche, sagt der Regisseur, seien noch nicht geführt worden. Das werde erst im Laufe der Saison passieren.
Karl-May-Spiele: Regisseur Nicolas König ist der Chef im Wilden Westen
Nicolas König, der während der Pressevorführung gewohnt sicher auftritt und in lockerer Form alles rund um die Inszenierung erklärt, weiß, dass er im Fokus der Karl-May-Geschäftsführung und vieler fachkundiger Fans steht, die zur Premiere aus allen Teilen Deutschlands anreisen. Wenn alle mit seiner Arbeit zufrieden sind, steht einer weiteren Zusammenarbeit vermutlich nichts im Wege. Sollte es weitergehen, kann sich die Karl-May-Geschäftsführung sicher sein: Hier ist jemand am Werk, der die Karl-May-Spiele im Herzen hat.
Sollte es nicht klappen, wird er sich weiter auf seine Schauspielerkarriere konzentrieren. Zuletzt stand Nicolas König in der Kino- und Seriengroßproduktion „Hagen“, einer Neu-Interpretation der Nibelungen-Sage nach dem Roman von Wolfgang Hohlbein in Prag vor der Kamera. Im Laufe dieses Jahres kommt der Film in die Kinos, die sechsteilige Serie wird auf RTL+ zu sehen sein.
Karl-May-Spiele Bad Segeberg: „Winnetou I - Blutsbrüder“ vom 24. Juni bis 3. September jeweils donnerstags, freitags und sonnabends um 15 und 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Tickets unter www.karl-may-spiele.de