Henstedt-Ulzburg. Um Flüchtlinge kümmern sich in Henstedt-Ulzburg drei Vollzeitkräfte – Probleme und Herausforderungen gehen ihnen nie aus.

Es gibt Aufgaben, für die kann es nie zu wenige Menschen geben. Integrationsbeauftragte gehören dazu. Und doch ist es ein Fortschritt, dass sich in Henstedt-Ulzburg nun erstmals drei Personen um die unzähligen Themen, Probleme, Baustellen und Herausforderungen kümmern, die in der Großgemeinde zu tun haben mit Geflüchteten und Asylsuchenden – und zudem mit der noch kleinen, aber leider wachsenden Zahl von Obdachlosen. Rund 800 Personen umfassen alle Gruppen zusammengerechnet.

Nachdem Michelle Behrens Anfang des Jahres dazu gekommen war, ist jetzt auch Valerij Serdjuk neu im Team – sie unterstützen Wenzel Waschischeck, der diese Tätigkeit schon einige Zeit ausführt. Es sind drei Vollzeitstellen, eine davon neu geschaffen, was bereits unterstreicht, wie viel zu tun ist. „Eigentlich sind wir immer dabei, Brände zu löschen“, sagt Behrens. Das meint sie aber nicht negativ. „Wir haben zum Beispiel das Frauen-Schwimmen in die Wege geleitet in Kooperation mit der HolstenTherme, da ist die Nachfrage sehr groß, gerade im Hinblick auf den Sommer.“

Henstedt-Ulzburg: Sie helfen Flüchtlingen bei allen Alltagsproblemen

Und zusätzlich zu den verpflichtenden Integrationskursen werden auch Angebote geschaffen für diejenigen Menschen, für die es keine Förderung gibt – damit auch diese Deutsch lernen. „Die sind explizit für zu uns geflohene Menschen, die aktuell noch in der Duldung sind. Diese Gruppe ist zuvor durchs Raster gefallen, da sie aufgrund ihres Status nicht für die Maßnahmen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Frage kommen.“

Vor dem gleichen Hintergrund hat es in diesem Jahr auch schon eine Infoveranstaltung zum Chancen-Aufenthaltsrecht – in Einzelberatungen war es nicht zu schaffen, da zu viele Menschen betroffen sind. Hierbei können bisher Geduldete, die seit mindestens fünf Jahren in der Bundesrepublik leben, in 18 Monaten die Voraussetzungen für einen dauerhaften Aufenthalt erlangen.

Eine studierte Kunst- und Musiktherapeutin und ein Sozialpädagoge im Team

Behrens ist in Henstedt-Ulzburg aufgewachsen, die Gemeinde liegt ihr am Herzen, sagt die studierte Kunst- und Musiktherapeutin, die zuvor im DRK-Familienzentrum tätig gewesen ist. Zusammen mit Waschischeck hat sie in der Unterkunft am Kirchweg eine offene Sprechstunde etabliert, diese werde gut angenommen.

Valerij Serdjuk lebt seit fast 25 Jahren in Deutschland, er und seine Familie sind Spätaussiedler aus Sibirien. An der HAW hat er Soziale Arbeit studiert mit dem Schwerpunkt Kriminologie. Serdjuk hat in verschiedensten Bereichen gearbeitet – der Suchthilfe, der Familienhilfe, zuletzt als Sozialpädagoge an der Olzeborchschule. „Vor allem Einzelbetreuungen sind mir geläufig.“ Im Zentrum der Hilfe, dem Treffpunkt für Flüchtlinge aus aller Welt und Helfer, war er bereits Kulturmittler – unverzichtbar, denn er spricht fließend Russisch. „Daher kannte ich auch schon Wenzel und Michelle.“ Er sagt: „Es gibt viele geglückte Beispiele von Integration.“

Bürgermeisterin warnt: „Wir sind am Limit angelangt“

Und doch warnt Bürgermeisterin Ulrike Schmidt, dass die Kapazitäten zur Unterbringung irgendwann knapp werden. „Wir sind am Limit angelangt. Es ist unglaublich aufwendig, auch für die Verwaltung. Die Bereiche Soziales und Zentrale Liegenschaften arbeiten eng miteinander mit großen personellen Ressourcen.“ Sie betont: „Der Bedarf wird nicht weggehen. Unser Anliegen sollte sein, gut unterzubringen, auch dezentral“, sagt die Bürgermeisterin. Aber es gibt nicht für jede Familie eine freie Immobilie.

Die Verwaltung hatte die Politik um Beschlüsse gebeten, um Neubauprojekte voranzubringen für insgesamt 200 Plätze. Einigen konnten sich die Fraktionen kurz vor der Wahl aber nur auf einen Standort an der Norderstedter Straße im Ortsteil Rhen (40 bis 50 Personen). Schmidt: „Wir werden mit dem, was beschlossen wurde, arbeiten. Die Politik nimmt die Situation sehr ernst. Wir müssen uns strategisch aufstellen. Wir könnten davon profitieren, könnten Fachkräfte gewinnen, und wir müssen der demografischen Entwicklung vorbeugen.“

Henstedt-Ulzburg: Am 3. Juli berät die Politik über neue Unterkunft auf dem Rhen

Der Planungs- und Bauausschuss wird sich am 3. Juli weiter mit dem Vorhaben befassen. Immerhin: Offenbar trägt die Bevölkerung alles mit. „Ich bekomme keine negativen Rückmeldungen aus der Einwohnerschaft. Das ist ein Zeichen, dass es relativ gut läuft.“ Beim Städte- und Gemeindetag gelte Henstedt-Ulzburg sogar als „Modellkommune“, sagt sie.

Nur ein Problem gibt es: Die Mülltrennung funktioniert nicht überall. Das sei zwar eher ein Thema für die jeweilige Nachbarschaft. Aber Michelle Behrens verrät, dass ein „Wohnkompetenz-Team“ geplant sei für die wichtigsten Fragen rund um Energiesparen, Brandschutz – und Mülltrennung.