Hamburg/Norderstedt. Flughafen muss Start- und Landebahn asphaltieren. Warum das länger als sonst dauert und wann die Baustelle eröffnet wird.
Der Flughafen Hamburg und seine unmittelbare Nachbarstadt Norderstedt – für manche Menschen ist es die willkommene Nähe, um in 20 Minuten beim Terminal zu sein und in den Urlaub abzuheben. Anderen Bürgern rauben die Geräusche von startenden und landenden Flugzeugen den letzten Nerv – insbesondere im Stadtteil Garstedt. Jetzt steht fest: Demnächst werden vier Wochen (vom 31. Mai bis 28. Juni) lang sämtliche Starts und Landungen über die Nord-Süd-Piste, also Alsterdorf/Norderstedt, durchgeführt werden müssen.
Der Grund: Es stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten der Start- und Landebahn 05/23 (Niendorf/Langenhorn) an. Und das ist nicht während des laufenden Betriebs möglich. „Die Pisten müssten alle paar Jahre saniert werden, vor allem die Oberflächen“, erklärt Martin Borstelmann, Projektleiter für Tiefbau am Hamburg Airport.
Flughafen Hamburg: Fluglärm – Vier Wochen lang hat Norderstedt ihn ganz exklusiv
Die Bahnsperrungen waren früher zweiwöchig, das wurde letztlich sogar noch verkürzt aus Rücksicht auf die Anwohner und die Menschen in den Flugschneisen. „Aber jetzt müssen wir ein großes Stück machen, das ist in einer Woche nicht möglich. Deswegen erneuern wir in vier Wochen die Pistendecke. Und wir werden größtenteils auf LED-Feuer umstellen, bewegen insgesamt 900 Feuer. Das trägt dazu bei, dass wir uns in Zukunft energetisch gut aufstellen.“
Die Asphalterneuerung ist vergleichbar mit den regelmäßigen nötigen Instandsetzungen von Straßen. „So bleiben die Pisten sicher nutzbar für den Flugbetrieb – das hat oberste Priorität am Flughafen Hamburg.“ Der Zeitraum ist bewusst gewählt, liegt außerhalb der Sommerferien. „Wir sind sehr ambitioniert unterwegs, um die Einschränkungen für alle Betroffenen so gering wie möglich zu halten.“
Start- und Landebahn: Am Pistenkreuz wird nachts gearbeitet
Die Baustelle hat eine Besonderheit – nämlich Nachtarbeit. Anders geht es nicht im Bereich des Pistenkreuzes. „Das ist hauptsächlich diese Stelle, da rollt eigentlich jeder Flug drüber. Es geht nur über Nacht, da wir immer eine Piste in Betrieb haben müssen. Gegen 23 Uhr wird der Flughafen abends geschlossen, nachts nehmen wir den Asphaltbelag runter, bauen komplett neu ein – sodass ab 6 Uhr wieder Flüge drüber rollen können.“
Die zuständige Behörde habe eine Ausnahmegenehmigung für die nächtlichen Bauarbeiten erteilt, dabei auch klare Vorgaben unter anderem zum Lärmschutz genannt. Es geht hierbei um drei Zeiträume: 4. Juni, 21 Uhr, bis 12. Juni, 6 Uhr – 17. Juni, 21 Uhr, bis 19. Juni, 6 Uhr – 26. Juni, 21 Uhr, bis 28. Juni, 6 Uhr. Logistisch ist das nicht einfach – „aber das bekommen wir hin“, so Borstelmann.
Flughafen Hamburg: Täglich 150 bis 200 Starts und Landungen
Dennoch: Täglich gibt es 150 bis 200 Abflüge und Landungen. Und diese müssen mit der verbleibenden Piste auskommen. „Wir sind noch schwächer als vor Corona unterwegs, sind bei etwa 80 Prozent“, sagt Johannes Scharnberg, Leiter für Kommunikation, Umwelt und Politik.
Mit zahlreichen Lärmschutzprogrammen hat der Flughafen in der Vergangenheit denjenigen geholfen, die in den Bereichen leben, die den Fluglärm am stärksten vernehmen. „Aber auch außerhalb der Gebiete leben Leute, die es wahrnehmen, die betroffen sind.“
Home-Office im Sommer – da nützen auch Schallschutzfenster nichts
40 bis 50 Termine in der Nachbarschaft gebe es in den Sommermonaten. „Wir sind mit unserem Nachbarschaftsmobil auf Veranstaltungen in den Stadtteilen, um die Menschen vor Ort aufmerksam zu machen, sind auf Events, bei unseren Kooperationspartnern oder in Sportvereinen.“
Was immer mehr auffällt in den Gesprächen: Die Arbeitsgewohnheiten hätten sich verändert, „die Menschen arbeiten von zu Hause, da ist es ein Unterschied, wenn ich bei offenem Fenster an der Landebahn sitze“. Da nütze der beste Schallschutz nichts.
Flughafen Hamburg: Start- und Landebahn Norderstedt wird ab Ende August saniert
Schon jetzt steht fest: Die Start- und Landebahn Norderstedt/Alsterdorf wird ebenfalls noch in diesem Jahr eine neue Deckschicht bekommen. Das soll voraussichtlich vom 30. August bis 27. September sein – dann starten und landen alle Flugzeuge logischerweise über Niendorf beziehungsweise Langenhorn.
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Der Flughafen erwartet, dass dann in den kommenden Jahren nur kurzfristige Maßnahmen nötig sein werden – in diesem Jahr gab diese fünftägigen Einschränkungen mit einer gesperrten Piste bereits zweimal. Ein dritter Termin steht bevor: Vom 3. bis 7. Juli müssen an der Start- und Landebahn Norderstedt/Alsterdorf kleinere Arbeiten durchgeführt werden, auch nachts, die Genehmigung wurde bereits erteilt.
Luftraum im Norden: Einschränkungen durch NATO-Übung „Air Defender“
Einschränkungen wird es derweil demnächst nicht nur wegen der Bauarbeiten geben. Denn vom 12. bis zum 23. Juni findet die NATO-Luftkampfübung „Air Defender“ in Deutschland – beziehungsweise im deutschen Flugraum – statt. Die Kampfjets donnern zwar nicht über die Metropolregion, aber dort, wo das Manöver geflogen wird, muss der reguläre zivile Flugbetriebe Umwege nehmen. „Wir werden in dem Zeitraum mit Verspätungen leben müssen“, sagt Scharnberg.
Der Flughafen rät den Menschen in der Region, den Nachbarschafts-Newsletter zu abonnieren. Da gebe es dann alle wichtigen Infos zu Sperrungen.