Bad Segeberg/Elspe. Alexander Klaws oder Jean-Marc Birkholz? Der eine spielt in Bad Segeberg, der andere in Elspe. Welche Unterschiede es gibt.
Alexander Klaws oder Jean-Marc Birkholz? Amphitheater am Kalkberg oder Naturbühne mit überdachten Sitzplätzen? Bad Segeberg oder Elspe? Beide Städte sind bekannt für ihre Karl-May-Aufführungen – doch Winnetou ist nicht gleich Winnetou. Und die Karl-May-Spiele in Schleswig-Holstein sind das eine, die Karl-May-Festspiele im Sauerland das andere Wild-West-Spektakel.
Winnetou-Legende Pierre Brice wirkte zehnmal in Elspe und viermal in Bad Segeberg mit. Wir stellen vor, welche Gemeinsamkeiten es noch gibt – und worin sich die Spielstätten unterscheiden.
Die Bühne: Open Air Amphitheater oder Naturbühne mit überdachten Sitzplätzen
Elspe: Die Naturbühne aus Kalksandsteinfelsen, Heidegras und Büschen ist etwa 100 Meter breit und 35 Meter tief. Der Höhenunterschied beträgt 25 Meter. Die Zuschauertribüne hat etwa 4.000 Plätze und ist komplett überdacht. Die Konstruktion des Daches ist dem Olympiastadion München nachempfunden. „Bei uns wird im vollen Galopp an den Zuschauern vorbei geritten und unsere Eisenbahn fährt mitten über die Bühne“, sagt Sprecherin Dagmar Schmidt. Zudem gebe es einen großen Felsen, der jedes Jahr eine wichtige Rolle spielt.
Bad Segeberg: Das Freilichttheater befindet sich am Fuße des imposanten Kalkbergs. Es ist etwa 18.000 Quadratmeter groß. Es gibt mehr als 7700 Sitzplätze für Zuschauer bei den Karl-May-Spiele. „Wir sind ein Amphitheater unter freiem Himmel“, sagt Michael Stamp, Sprecher der Karl-May-Spiele.
Die Anfänge: Früher Nazi-Treffpunkt und Nibelungen-Theater – heute Karl-May-Stücke
Elspe: Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine große Nachfrage in der Bevölkerung nach Theaterstücken. Da die bestehenden Theater zu klein waren, gab der Elsper Theaterverein den Anstoß zum Umbau der Freilichtbühne. Zunächst wurden von der 1950 gegründeten Naturbühne Elspe e. V. verschiedene Werke wie Wilhelm Tell und Die Nibelungen gespielt. Als man erkannte, dass das Interesse der Bevölkerung nachließ, wurde 1958 erstmals ein Stück nach den Werken von Karl May aufgeführt. Daraufhin verdoppelten sich die Zuschauerzahlen. Seit 1964 steht ausschließlich Karl May auf dem Programm.
Bad Segeberg: Von 1934 bis 1937 entstand am Fuße des Kalkbergs die „Nordmark-Feierstätte“, die in der Zeit der Nationalsozialisten für Theateraufführungen, Kundgebungen, Aufmärsche und andere Großveranstaltungen genutzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwaiste das Gelände – bis der Lübecker Oberspielleiter Robert Ludwig die Idee hatte, am Kalkberg die Abenteuer des sächsischen Schriftstellers Karl May auf die Bühne zu bringen. Der Erfolg der ersten „Winnetou“-Aufführung war gewaltig: Zu den gerade mal 15 Vorstellungen kamen fast 100.000 Besucher.
Die Stücke: Zwischen Tradition und moderner Auslegung
Elspe: Es gibt acht „verschiedene Stücke, die unabhängig voneinander gespielt werden können. „Bei uns muss man nicht Winnetou I gesehen haben, um Winnetou II zu verstehen“, so Dagmar Schmidt. Die Inszenierungen seien „frei nach Karl May“.
Jochen Bludau, langjähriger Geschäftsführer der Karl-May-Festspiele Elspe, beschrieb das Prinzip einmal so: „Ich weiß nicht, ob man Klassiker verändern sollte, um sie einem neuen Zeitgeschmack anzupassen. Für mich sind Karl-May-Bücher, gerade Winnetou I, II, III – Klassiker, die man in der Form übernehmen sollte, wie Karl May sie gemacht hat.“
Bad Segeberg: In den letzten 70 Jahren haben sich die Karl-May-Spiele stark verändert. „In den ersten Jahrzehnten dominierte das Sprechtheater. In den 70er-Jahren kamen immer mehr Showelemente hinzu. Heute haben wir eine ganz eigene Mischung aus Action, Romantik, Spannung und Komik“, sagt Michael Stamp. „Wir nennen das die Melodie des Stückes.“ Es gebe dezente aktuelle Anspielungen für die Erwachsenen, über die die Kinder aber meist hinweggehen. „In jedem Jahr wird eine komplett neu geschriebene Inszenierung gezeigt, wir wiederholen keine Stücke“, sagt Michael Stamp, der seit 25 Jahren die Bühnenstücke schreibt.
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Besucherzahlen: Rekord liegt bei rund 400.000 Zuschauern – in beiden Orten
Elspe: In einer normalen Saison (ohne Corona-Bedingungen) kommen zwischen 180.000 und 200.000 Gäste pro Saison (54 Vorstellungen). In der Pierre-Brice-Zeit lag der Rekord bei 400.000 Zuschauern.
Bad Segeberg: Am Kalkberg wurde nach zwei Jahren Corona-Zwangspause 2022 ein Zuschauerrekord erzielt. Das Abenteuer „Der Ölprinz” zog 406.925 Besucher nach Bad Segeberg. Während der Abschiedssaison von Pierre Brice waren es rund 317.000 Gäste – allerdings in nur 58 Vorstellungen. Heute stehen in Bad Segeberg 72 Vorstellungen auf dem Plan.
Winnetou: GZSZ, Let’s Dance, Masked Singer – Stationen der beiden Darsteller
Elspe: Jean-Marc Birkholz (49) gab bei den Karl-May-Spielen in Rathen in der Spielzeit 2001 seinen Einstand, seit 2012 verkörpert er bei den Karl-May-Festspielen in Elspe den Winnetou. Er spielte unter anderem in „Verliebt in Berlin“, „GZSZ, „The Folks“, dem Mehrteiler „Chernobyl“ und in den Streaming-Serien „Contamin“ und „Suicide“.
Bad Segeberg: Alexander Klaws (39) gab bei den Karl-May-Spielen 2017 seinen Einstand – damals allerdings in der Rolle des Old Surehand. 2019 spielte er das erste Mal den Winnetou. Der heute 39-Jährige wurde 2003 als Sieger der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt. Er spielte unter anderem in der Musicalversion von „Tanz der Vampire“, der Sat.1-Telenovela „Anna und die Liebe“ und im Walt-Disney-Musical „Tarzan“ und nahm an der RTL-Sendung „Let’s Dance“ sowie der ProSieben-Sendung „The Masked Singer“ teil.
Spielzeit:
Elspe: Vom 17. Juni bis 03. September 2023 wird im Sauerland das Stück „Unter Geiern“ gespielt.
Preise ab 19,90 Euro (für Kinder) und 24,90 (für Erwachsene). Die Eintrittskarten berechtigen für den ganztägigen Zugang zu Karl-May-Festspielen und Rahmenprogramm.
Bei Nachmittagsvorstellungen beginnt das Rahmenprogramm ab 10 Uhr, die Karl-May-Festspiele um 14.45 Uhr. An Sonnabenden mit Nachmittags- und Abendvorstellung startet das Rahmenprogramm ab 09.30 Uhr, die Karl-May-Festspiele um 14 Uhr. An Tagen mit Abendvorstellung geht das Rahmenprogramm ab 17.00 Uhr los, die Karl-May-Festspiele um 20.15 Uhr.
Weitere Infos: https://www.elspe.de/
Bad Segeberg: Am Kalkberg läuft das Stück „Winnetou I – Blutsbrüder“ vom 24. Juni bis zum 3. September. Vorführungen sind jeweils donnerstags bis sonnabends um 15 und 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Tickets gibt es für Kinder ab 19 Euro, für Erwachsene ab 22,50.
Weitere Infos: www.karl-may-spiele.de