Kreis Segeberg. Sondengänger Andy Wagner fand Münzen auf einem Acker. In der Szene machte ihn das zum Star – dem jetzt andere nacheifern

Schatzsucher Andy Wagner aus Wakendorf II hat das geschafft, wovon viele träumen: Er hat einen echten Schatz gefunden. Mit seiner Metallsonde war er auf einem Acker in Götzberg unterwegs und entdeckte dabei unschätzbar wertvolle Münzen. Das hat viele Menschen fasziniert: Der Artikel über den Fund am 27. April im Hamburger Abendblatt war über mehrere Tage der meistgelesene überhaupt.

Die Suche nach historischen Gegenständen mit Metalldetektoren ist offenbar nicht nur für Andy Wagner ein faszinierendes Hobby. Die Erfolgsgeschichte des Wakendorfers motiviert nun viele Nachahmer, es auch mal mit der Schatzsuche zu probieren. Im Wikinger-Museum Haithabu wurden jetzt weitere Schatzsucher ausgebildet.

Spektakuläre Funde - Warum ein Schatzsucher aus Wakendorf II zum Star wurde

„In Deutschlands Böden schlummern noch unglaubliche Schätze erloschener Kulturen, von Menschen die lange Zeit vor uns lebten, liebten und litten“, heißt es auf der Website „Abenteuer Schatzsuche“ von Jochen Reifenrath. „Zu allen Kriegszeiten wurden Münzen, Schmuck, Edelsteine, Waffen und viele andere Wertgegenstände in unsere Böden vergraben. Kelten, Römer, Germanen, Wikinger, Hunnen, Schweden und Franzosen, sie alle versteckten und vergruben ihre Schätze in Deutschland.“

Viele gehen auf Suche, aber nur sehr wenige werden tatsächlich fündig. In Schleswig-Holstein haben in jüngster Zeit zwei Schatzsucher die Phantasie der Menschen entfacht: Neben Andy Wagner aus Wakendorf II ist es Nicki Andreas Steinmann aus Braderup, der auf einem Gelände bei Haithabu am dritten Tag seiner Ausbildung in Begleitung eines Mentors noch keine zehn Meter gelaufen war, als sein Detektor schon anschlug – und einen Fund zum Vorschein brachte, den die meisten Sucher ein Leben lang nicht machen.

Andy Wagner aus Wakendorf II geht seinem Hobby nach: Auf dieser Weide des Bauern Gülk in Henstedt-Götzberg hat er den Silberschatz gefunden.
Andy Wagner aus Wakendorf II geht seinem Hobby nach: Auf dieser Weide des Bauern Gülk in Henstedt-Götzberg hat er den Silberschatz gefunden. © Frank Knittermeier

Über den Fund von Nicki Andreas Steinmann berichteten internationale TV-Sender

30 Silbermünzen, zwei mit Halbedelsteinen bestückte goldene Ohrgehänge, zwei vergoldete Ringe sowie eine vergol­dete Münzfibel wurden dort ausgegraben. Alles etwa 800 Jahre alt. Wohlgemerkt: der 44-jährige Bundeswehrangestellte Nicki Andreas Steinmann war gerade dabei, eine Detektor-Ausbildung beim Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein zu machen. Über seinen Fund berichteten sogar internationale Fernsehsender.

Tatsächlich aber hatte Andy Wagner noch mehr Glück: Rund um das Wikinger-Museum Haithabu mag es Schätze geben – aber auf einem abgelegenen Acker im Henstedt-Ulzburger Ortsteil Götzberg? Das konnte niemand ahnen. Aber egal, wer etwas gefunden hat und wo etwas gefunden wurde: Der Ansturm auf die Sondengänger-Kurse ist so groß wie noch nie.

Ansturm auf die Sondengänger-Kurse ist so groß wie noch nie

Denn niemand darf sich einfach einen Metalldetektor kaufen und irgendwo losmarschieren. Wer das macht, handelt illegal und kann dafür belangt werden. Viele Menschen aber wollen nach Schätzen in der Erde suchen – dafür müssen sie einen Lehrgang besuchen, den das Amt für Denkmalsschutz organisiert und anbietet. Wer unter die Schatzsucher gehen will, muss Geduld haben, und zwar in doppelter Hinsicht.

Einerseits ist es schwer – wenn nicht gar nahezu aussichtslos – einen Schatz zu finden, andererseits ist die Liste derer, die das begehrte Zertifikat nach Abschluss des dreitägigen Lehrgangs haben wollen, sehr lang. Die Wartezeit: mehrere Jahre. Geduld ist also in jeder Hinsicht erforderlich. Pro Jahr erhalten etwa 100 Sondengänger nach Lehrgangsabschluss die Genehmigung in Schleswig-Holstein nach Schätzen zu suchen. Denen stehen etwa 500 Bewerber pro Jahr gegenüber.

Ein Schatzfunde ist wie ein Sechser im Lotto

Wenn es also losgeht und der Detektor tatsächlich einen Fund meldet, heißt das noch lange nicht, dass etwas Wertvolles zutage gefördert wird. Denn die archäologischen Grabungsexperten wissen: 99 Prozent aller „Schätze“ sind Schrott. Aber das eine einzige Prozent elektrisiert die Schatzsucher und hält sie munter.

So wie andere auf einen Sechser im Lotto spekulieren, hoffen die Sondensucher auf den großen Fund. Das Resultat sieht ähnlich aus. Aber die Schatzsucher sind, im Gegensatz zu Lottospielern, eben aktiv unterwegs und fühlen sich deshalb auch ein bisschen als die eigenen Schmiede ihres Glücks.

35 Männer und Frauen haben ihre praktische Prüfung zum Sondengänger gemacht. Um in Schleswig-Holstein mit einer Sonde nach Schätzen suchen zu dürfen, muss man zuerst einen Zertifizierungskurs mit einem theoretischen und einem praktischen Teil absolvieren. Erst danach kann man eine Genehmigung erhalten, auf einer bestimmten Fläche zu suchen.
35 Männer und Frauen haben ihre praktische Prüfung zum Sondengänger gemacht. Um in Schleswig-Holstein mit einer Sonde nach Schätzen suchen zu dürfen, muss man zuerst einen Zertifizierungskurs mit einem theoretischen und einem praktischen Teil absolvieren. Erst danach kann man eine Genehmigung erhalten, auf einer bestimmten Fläche zu suchen. © dpa

Mehrere hundert Funde im Jahr - aber fast alle sind wertlos

Tatsächlich melden die rund 400 bisher zertifizierten Sondengänger in Schleswig-Holstein mehrere hundert Funde im Jahr. Sie alle werden ausgewertet und dokumentiert. Das Ergebnis: siehe oben. Meistens handelt es sich um Metall aus der Neuzeit und ist für die Archäologen uninteressant. Manchmal werden auch alter Sprengstoff und Granaten zutage gefördert.

Wer das begehrte Zertifikat, das zur offiziellen Schatzsuche berechtigt, erworben hat, darf nicht einfach losziehen und irgendwo suchen. Das ist in Schleswig-Holstein nicht erlaubt – im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wo überall gesucht werden darf. Die Suchflächen müssen beim archäologischen Landesamt beantragt werden, der jeweilige Grundeigentümer muss die Genehmigung zur Suche geben.

Die Funde gehören dem Land, nicht den Findern

Was außerdem wichtig ist, sagt Birte Anspach, Sprecherin des Landesamtes: „Die Funde gehören nicht dem Finder, sondern dem Land, einen Anspruch auf Finderlohn gibt es nicht.“ Fündig werden die meisten Sucher auf Ackerflächen.

In den Archiven gibt es Hinweise auf spektakuläre Schatzfunde in der Vergangenheit: In Holland wurde von einem Sondengänger 2021 ein etwa 1000 Jahre alter Goldschatz gefunden, in England wurde 2018 ebenfalls von Sondengängern eine Geldbörse aus dem 14. Jahrhundert mit fünf Goldmünzen gefunden, aus dem vierten Jahrhundert stammen 1290 Münzen, die von Sondengängern in der Schweiz gefunden wurden, einen Schatz aus Gold- und Silbermünzen aus dem frühen Mittelalter fanden Sondengänger 2019 in den Niederlanden.

Metalldetektoren gibt es schon ab 300 Euro, die Guten sind aber teurer

Der bedeutendste dänische Bodenschatz wurde 2019 ebenfalls mit Hilfe eines Metalldetektors geortet: Ein Kilo Goldobjekte, die 1500 Jahre im Boden verborgen waren. In allen Fällen waren Amateursucher aus reinem Spaß an der Freunde unterwegs.

Metalldetektoren, die für die Schatzsuche geeignet sind gibt es ab etwa 300 Euro. Wer aber ein Profi-Modell erwerben will, muss mehr Geld ausgeben. Andy Wagner zum Beispiel hat in einem Internetshop 2200 Euro für sein Suchgerät ausgeben und dafür ein Modell erhalten, mit dem er ohne Mühe laufen kann: Es wiegt gerade mal 950 Gramm.

„Damit kann ich stundenlang unterwegs ein“, sagt der Schatzsucher aus Wakendorf II. Im Falle eines Fundes wird der Signalton per Funk auf einen Kopfhörer übertragen. Die Sonde wird über einen Akku betrieben.