Norderstedt. Norderstedter Bad will sein Defizit durch mehr Einnahmen verringern. Doch die Politik will nicht alle Badegäste belasten
Das Arriba Erlebnisbad in Norderstedt wird zum 1. Juni seine Eintrittspreise erhöhen. Teurer wird der Badesspass allerdings lediglich für Erwachsene und Senioren. Nach kontroverser Diskussion im Stadtwerkeausschuss setzte eine Mehrheit unter den Kommunalpolitikern sich mit der Forderung durch, die Preise für Kinder nicht zu erhöhen.
Beschlossen wurde, dass Einzelkarten für Erwachsene als auch für Senioren um einen Euro teurer werden. Der Euro wird auf alle alten Tagestarife aufgeschlagen, also Karten für drei Stunden, einen ganzen Tag, für Wochenenden und Feiertage, Frühschwimmer, die „Mondschein-“ oder „Schnupperstunden“.
Norderstedt: Im Arriba steigen die Eintrittspreise – aber nicht für alle
Erwachsene zahlen vom 1. Juni an montags bis freitags 9,50 für drei Stunden und 12 Euro für die Tageskarte. Am Wochenende und feiertags kosten drei Stunden 10,50 und die Tageskarten 13 Euro. Der Seniorentarif, montags bis freitags, zwischen 11 und 19.20 Uhr, erhöht sich auf 6 Euro.
Für Kinder bis 15 Jahre hingegen bleibt es nach dem Beschluss bei 4,50 und 6,50 Euro (drei Stunden oder Tageskarte, montags bis freitags) und 5 Euro und 7 Euro (Wochenende und feiertags).
Erhöht werden hingegen auch die Preise für die sogenannten „Spaßkarten“. Zwei Erwachsene und drei Kinder zahlen als Gruppe ab Juni 24 oder 26,50 Euro (drei Stunden, Mo-Fr oder wochenends) – eine Erhöhung um 3,50 Euro. Ein Erwachsener mit drei Kindern muss ab Juni 3 Euro mehr, also 19,50 oder 21,50 Euro bezahlen. In der Sauna erhöhen sich die Eintrittspreise in allen Tarifen um 2 Euro
Bad fuhr in fünf Jahren ein Defizit von über 11 Millionen Euro ein
Die Stadtwerke hatten der Politik vorgeschlagen, auch die Preise für Kinder um 50 Cent zu erhöhen. Doch dafür fand sich keine Mehrheit im Stadtwerkeausschuss. Die AfD beantragte, lediglich die Preise für Erwachsene zu erhöhen, nicht für Kinder und Senioren. Die Freien Wähler hingegen baten den Ausschuss, gegen eine Erhöhung der Preise für Kinder zu stimmen.
Während der AfD-Antrag durchfiel, fand sich eine knappe Mehrheit für den Antrag der Freien Wähler. SPD, FDP, Linke stimmten dafür – und eine Stimme kam von der CDU, während zwei weitere CDU-Vertreter mit Enthaltung und Nein votierten.
Politik wehrte sich gegen den Plan, die Preis für Kinder zu erhöhen
Der Grund für die Erhöhung ist in den Geschäftszahlen des Erlebnisbades abzulesen. Der unter dem Dach der Stadtwerke laufende Badebetrieb ist seit Jahren defizitär und das jährliche Minus wird durch die Erlöse aus anderen Sparten des städtischen Unternehmens ausgeglichen.
Wenn man beim Arriba in den letzten fünf Jahren nur die Summe der Aufwendungen gegen die Umsatzerlöse verrechnet, kommt man auf ein Defizit von 11.335.811 Euro. Während das Minus in den letzten beiden Jahren vor der Corona-Pandemie bei den üblichen 1.426.814 Euro (2018) beziehungsweise 1.638.640 Euro (2019) lag, wuchs das Defizit in den Pandemiejahren gewaltig. Auf 3.320.586 Euro in 2020 und 2.438.973 Euro in 2021. Im vergangenen Jahr stabilisierte sich das Besucheraufkommen und die finanzielle Lage wieder, das Defizit lag bei 1.255.399 Euro.
Kostendeckungsgrad soll im Arriba bei 90 Prozent landen
Wie Werkleiter Nico Schellmann im Ausschuss ausführte ist es das Ziel, den Kostendeckungsgrad des Erlebnisbades von etwa 79 Prozent in 2022 (gerade mal 40 Prozent in 2020) in den kommenden Geschäftsjahren auf etwa 90 Grad zu erhöhen. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse des Bades ergab: Ausgabendisziplin und Erlössteigerung sind notwendig.
Die Erhöhung um 1 Euro bei den Tageskarten für Senioren und Erwachsene spült nach der Kalkulation der Werkleitung in 2023 etwas über 400.000 Euro mehr in die Kasse des Arriba. Durch die Entscheidung der Politik, die Erhöhung um 50 Cent für Kinder ausfallen zu lassen, bleiben weitere 130.000 Euro an Umsatz nun aus. So hätte der Kostendeckungsgrad in 2023 schon bei 88 Prozent liegen können.
Energie und Wasser: Kosten steigen extrem
Ansonsten versucht das Arriba die im Bereich Energie und Wasser gestiegenen Bezugspreise durch Einsparungen aufzufangen. Zum Vergleich: Musste das Erlebnisbad 2018 noch knapp 1,09 Millionen Euro für Strom, Gas und Wasser ausgeben, so waren es 2022 bereits 1,4 Millionen Euro. Reduziert hat das Bad die Fremdleistungen, also Aufträge an externe Firmen. Vieles wird jetzt in Eigenleistung von der Crew des Erlebnisbades erledigt. So konnten zwischen 2018 und 2022 ganze 390.000 Euro eingespart werden, berichtete Nico Schellmann im Ausschuss.
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Das Marketing-Budget für die Marke Arriba wurde in den letzten fünf Jahren um 300.000 Euro zusammengestrichen. Durch die Senkung der Wassertemperatur um 1 Grad in den meisten Becken wurden 6 Prozent an Energiekosten eingespart.
Norderstedt: Arriba im Landesvergleich im preislichen Mittelfeld
Mit der Erhöhung der Preise für die Erwachsenen-Tageskarte liegt das Arriba Erlebnisbad im landesweiten Vergleich der Bäder nun im preislichen Mittelfeld. Die Ostsee Therme in Scharbeutz (26 Euro von Mo-Fr oder 27 Euro Sa+So), „Wonnemar“ in Wismar (22,50/24 Euro), die Grömitzer Welle (22 Euro) und die Holstentherme in Kaltenkirchen (20,40 Euro) liegen deutlich über dem Arriba.
Die Badebucht in Wedel (8,50/9,50 Euro), das Familienbad Ohlsdorf (7,10 Euro), der Badepark in Elmshorn (7 Euro), das Kaifu-Bad in Hamburg (6,89 Euro) und das Badlantic in Ahrensburg (6,80 Euro) liegen deutlich unter dem Preisniveau in Norderstedt.