Tangstedt. Gemeinde und Initiative einigen sich, wann welche Fläche als Baugebiet erschlossen werden soll. Diese Areale haben Vorrang.
Es wird in Tangstedt keinen Bürgerentscheid darüber geben, in welcher Reihenfolge in der Gemeinde Flächen als Baugebiete entwickelt werden sollen. Wie mehrfach berichtet, hatte eine Bürgerinitiative gefordert, das Areal „Lindenallee“, gelegen im Ortsteil Tangstedt zwischen Schule und Nahversorgungszentrum, an die erste Stelle der Priorisierung zu setzen – bisher hatte dies die niedrigste Priorität.
Bei einem Bürgerbegehren hatte man das nötige Quorum an Unterschriften problemlos erreicht, ein Bürgerentscheid hätte mutmaßlich hohe Erfolgschancen gehabt – schließlich spiegeln die Kernargumente, unter anderem für mehr bezahlbaren Wohnraum in zentraler Lage und eine Entlastung der Schulstraße, die Meinung vieler Bürger wider.
Areale „Lindenallee“ und „Kuhteich“ haben Vorrang
In einer Sondersitzung fanden Gemeindevertretung und Initiative nun aber eine gemeinsame Lösung. Demnach sollen das „Lindenallee“-Areal sowie die gemeindeeigene Fläche „Kuhteich“, die sich nur wenige Hundert Meter entfernt befindet, vorrangig entwickelt werden.
Anschließend folgt die Fläche „südlich Dorfteich“ in Wilstedt (privater Besitz), erst dann die Fläche südlich des Funkturms (ebenso Ortsteil Tangstedt, Gemeindeeigentum). Unabhängig hiervon sollen die Planungen für eine neue Kindertagesstätte in Wilstedt vorangebracht werden, zudem der gesamte Themenkomplex ein Dauerbesprechungspunkt im Planungsausschuss werden.
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„Wir müssen auch einmal Entscheidungen treffen, dafür sind wir von der Bevölkerung gewählt worden“, hatte Bürgermeister Jürgen Lamp vorher gemahnt. Seine Fraktion, die CDU, brachte zunächst einen neuen Kompromiss ein: Die „Lindenallee“ würde vorgezogen, wenn die Gemeinde zu einem bestimmten Zeitpunkt mindestens zu 50 Prozent Eigentümerin sei, die Funkturm-Fläche käme an zweiter Stelle, die weiteren Vorhaben nur, wenn die ersten beiden Projekte nicht verzögert würden.
Gemeinde und Bürgerinitiative einigen sich
Die Bürgerinitiative hätte dem kaum zugestimmt, also kam es zu einer 45-minütigen Sitzungsunterbrechung – die Fraktionen, die beiden anwesenden Initiatorinnen Eva-Maria Schmidtkunz und Ina Gerlach sowie die Amtsverwaltung rangen um eine Formulierung. Letztlich fanden alle Seiten zueinander, es gab 17 Ja-Stimmen, nur aus der CDU zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung.
Wie es nun weitergeht? Die „Lindenallee“-Fläche gehört einer Erbengemeinschaft. Jürgen Lamp soll nun mit den Eigentümern kurzfristig Gespräche aufnehmen, dazu auch mit der Landgesellschaft, die weiterhin für ein treuhänderisches Verfahren zur Verfügung stünde. Manche Politiker befürchten bereits eine überzogene Kaufsumme – deswegen wurde vereinbart, dass alles unter einem Wirtschaftlichkeitsgebot stehen müsse, angelehnt an die Grundstückswerte im Kreis Stormarn.
Trotzdem ist die Bürgerinitiative vorerst zufrieden, auch wenn sie ankündigte, die weitere Diskussion in den Gremien aufmerksam zu beobachten. „Es war sehr konstruktiv. Toll, dass eine Einigung möglich war, das war von Anfang an unser Ziel“, sagte Eva-Maria Schmidtkunz, die dem Bürgermeister und der Amtsverwaltung dankte. „So, wie es jetzt dort steht, würden wir mitgehen und auf den Bürgerentscheid verzichten.“