Kaltenkirchen. Fleischermeister stellt enorme Summe für Sanierung des abgebrannten Bürgerhauses zur Verfügung. Was ihn dazu veranlasst hat.
„Das ist für die Stadt Kaltenkirchen wie ein Sechser im Lotto“, schwärmt Bürgermeister Hanno Krause und kann es immer noch nicht richtig fassen. Der ehemalige Fleischermeister Klaus Schmidt hat der Stadt Kaltenkirchen eine halbe Million Euro geschenkt, damit diese das im September 2022 zum zweiten Mal weitgehend abgebrannte Bürgerhaus wieder komplett aufbauen und sanieren kann.
„Wir sind Herrn Schmidt dafür sehr dankbar, und ich bedanke mich im Namen der Stadt für diese großzügige Spende, die zum Erhalt des für unsere Stadtgemeinschaft so wichtigen Bürgerhauses beiträgt“, sagte der Verwaltungschef jetzt bei einem Ortstermin mit dem edlen Spender und seiner Familie vor der Bürgerhaus-Ruine.
Kaltenkirchen: Unglaublich – Herr Schmidt schenkt der Stadt 500.000 Euro
Zehn Tage zuvor habe der inzwischen 85 Jahre alte Schmidt um ein Gespräch bei ihm im Rathaus ersucht, erzählte Bürgermeister Krause. „Gut, dass ich da schon saß.“ Sonst wäre er womöglich noch vor Überraschung und unverhofftem Glück ins Stolpern geraten. Denn als ihm Schmidt eröffnete, er wolle der Stadt Geld schenken, dachte Krause zunächst nicht an eine solche Summe, die ja ein Vermögen darstellt. Und dass dieses Versprechen Hand und Fuß hat, konnte er schon zwei Tage später schwarz auf weiß nachvollziehen, berichtet Krause. „Da war das Geld schon überwiesen.“
Eine Mitarbeiterin der Stadtkasse habe noch ungläubig nachgefragt, da sei eine so große Summe eingegangen, dabei müsse es sich wohl um einen Irrtum handeln. „Was soll sie jetzt damit machen?“, habe sie gefragt. „Nein, nein, das habe alles seine Richtigkeit“, erklärte Krause der staunenden Kollegin, auch wenn er selbst noch ziemlich geplättet ist von diesem selbstlosen finanziellen Engagement eines Bürgers für seine Wahlheimatstadt.
Kaltenkirchen: In den 60er-Jahren eröffneten die Schmidts ein Fleischerfachgeschäft
Für den wohlhabenden Rentner Schmidt scheint das dagegen keine große Sache zu sein. Er sei 1966 mit seiner Frau Aurelie aus Oberhausen nach Kaltenkirchen gekommen, erzählt der gebürtige Thüringer. Mit zwei Mitarbeitenden habe er dann sein Fleischerfachgeschäft aufgemacht und es mit einem Partyservice bis 1992 sehr erfolgreich betrieben.
„Am Ende hatten wir 38 Mitarbeiter und 52 Lehrlinge ausgebildet“, sagt Schmidt und fügt fast bescheiden hinzu: „Wir haben hier unser Geld gemacht und fühlten uns immer wohl in Kaltenkirchen. Darum wollten wir der Stadt jetzt etwas zurückgeben.“
Kinder des edlen Spenders unterstützen das Vorhaben
Es sei auch nicht seine alleinige Entscheidung gewesen, berichtet Schmidt. Frau, Sohn und Tochter waren eingeweiht und hätten dem großzügigen Geldgeschenk an die Stadt auch in dieser Höhe zugestimmt.
Das bestätigen die Kinder, die beide auch in Kaltenkirchen leben. „Ich bin damit voll einverstanden“, sagt Christoph Zettel-Schmidt. Und Schwester Sabine Lemke ergänzt: „Uns gefällt, dass wir so zum Wiederaufbau des Bürgerhauses beitragen können, das uns sehr ans Herz gewachsen ist.“
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Und der Wiederaufbau sei jetzt vollständig gesichert, erklärt Bürgermeister Krause. So werde die gesamte Sanierung des Bürgerhauses wohl etwa 1,3 Millionen Euro kosten. Die Brandschutzversicherung trage davon lediglich 600.000 Euro. Darum sollte zunächst auf eine neue Heizung verzichtet werden. Das sei jetzt natürlich anders. Nun könnte erst das Reetdach renoviert und anschließend der Innenraum mit Fußboden, Heizung, Küche, Kaminzimmer, neuen Wänden, Beleuchtung, Akustik und Brandschutzmeldeanlagen komplett saniert werden, kündigt Krause an. Im Herbst sollte das Bürgerhaus der Bevölkerung wieder zur Verfügung stehen.
Kaltenkirchen: Stadtvertretung muss der 500.000-Euro-Spende noch zustimmen
In der Nacht zum 9. September vorigen Jahres stand das reetgedeckte Gebäude an der Friedenstraße plötzlich in Flammen. 300 Feuerwehrleute konnten mit vereinten Kräften verhindern, dass das Bürgerhaus in Gänze niederbrannte, wie es 1999 passiert war. das Bürgerhaus wurde anschließend wieder aufgebaut. Damals wie heute ist es Brandstiftern zum Opfer gefallen, die aber bisher nicht ermittelt werden konnten.
Formal muss der großzügigen Spende der Familie Schmidt noch die Stadtvertretung zustimmen. Das werde auf der Sitzung am Dienstag, 9. Mai, geschehen, ist sich Bürgermeister Krause sicher. Die Familie Schmidt werde er dann noch zum Essen einladen. Und die Stadtvertretung sollte dann noch in Ruhe beraten, wie sie den edlen Spender gebührend ehren und würdigen könnte, schlägt Krause vor. „Da werden wir uns was überlegen müssen.“ Die silberne Ehrennadel der Stadt Kaltenkirchen hat Klaus Schmidt allerdings schon.