Kaltenkirchen. Bürgermeister korrigiert erste Schätzung der Polizei. Wann der beliebte Treffpunkt in Kaltenkirchen wiedereröffnen kann.
Brandexperten der Polizei haben am Mittwoch ihre Untersuchungen am Bürgerhaus in Kaltenkirchen fortgesetzt. Sie suchten an dem schwer beschädigten Gebäude nach weiteren Spuren, die zum Täter führen könnten. Die Ermittler der Segeberger Kripo gehen weiter von Brandstiftung aus.
Bürgermeister Hanno Krause hat die ersten Schätzungen der Polizei über die Höhe des Schadens deutlich nach oben korrigiert. Zunächst war von 50.000 Euro die Rede. Inzwischen geht die Stadt davon aus, dass der Schaden bis zu einer Million Euro betragen könnte.
Brand brach an derselben Stelle wie 1999 aus
Der Brand hatte in der Nacht zu Freitag das reetgedeckte Dach zerstört. 300 Helfer von Feuerwehr und THW waren im Einsatz. Ihnen gelang es, ein Abbrennen des Gebäudes mit einem massiven Löscheinsatz zu verhindern. Schwere Schäden konnten die Einsatzkräfte jedoch nicht verhindern.
Nach Informationen des Abendblatts wurde das Gebäude an derselben Stelle angezündet wie bei zwei Brandanschlägen im Jahr 1999. Damals wie heute zündelte der Täter an dem tief herunter hängenden Dach am Gehweg zum Haupteingang. „Wir prüfen Zusammenhänge mit früheren Bränden“, sagte Polizeisprecher Lars Brockmann zu den aktuellen Ermittlungen.
Denkbar ist, dass der Täter am frühen Freitagmorgen das Umfeld genau beobachtete, bevor er um 3.15 Uhr das Feuer legte. Bis spät in die Nacht waren Mitarbeiter der Pächterin und Gäste dabei, eine bevorstehende Hochzeitsfeier vorzubereiten und die Tische einzudecken. Gegen 3 Uhr wurde das Haus abgeschlossen.
Mitarbeiter der benachbarten Bäckerei Vogt hatten das Feuer gegen 3.15 Uhr entdeckt und die Feuerwehr gerufen. Außerdem versuchten sie, mit mehreren Eimern Wasser das Feuer zu löschen.
Der Brand in der Nacht zum Freitag brach fast genau am 23. Jahrestag des ersten Großfeuers aus. 1999 war das älteste Haus Kaltenkirchen bei der zweiten Brandstiftung komplett zerstört worden. Als Täter ermittelte die Polizei einen Jugendlichen und nahm ihn fest.
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Dabei handelte es sich um Mitglied der Jugendfeuerwehr, das sich am Brandort auffällig verhalten hatte. Nach dem Brand hatte die Stadtvertretung den kompletten Wiederaufbau des Gebäudes beschlossen.
Das gesamte Dach muss voraussichtlich bis zum Gebälk abgetragen werden. Die Isolierungen und die Abdeckungen sind komplett durchnässt. Im Gebäude laufen Trocknungsgeräte auf Hochtouren, nachdem das Wasser in allen Räumen 20 Zentimeter hoch stand.
Stadt hofft auf eine zügige Abwicklung des Schadens durch die Versicherung
Äußerlich wirkt die Inneneinrichtung intakt, doch alle Räume riechen intensiv nach Rauch und müssen saniert werden. Mittendrin überwacht Thomas Schwedas vom Gebäudemanagement der Stadt die Trocknungsgeräte. Er war viele Jahre Gemeindewehrführer Kaltenkirchens und leitete 1999 den Großeinsatz am Bürgerhaus.
Die Stadtverwaltung habe den Schaden der Versicherung gemeldet, sagte Bürgermeister Hanno Krause bei einem Besuch im Bürgerhaus. Auch von ihr hänge es ab, wie lange der Wiederaufbau dauern werde.
Ob sich die Stadt erneut für Reetdach aussprechen wird, sei noch offen, sagte Krause. Denkbar sei auch der Einbau eines Materials, das so aussehe, aber nicht so leicht entzündlich sei. „Das müssen wir diskutieren“, sagte Krause.
Bürgermeister fordert nach dem Wiederaufbau eine Videoüberwachung
Außerdem sprach sich der Bürgermeister dafür, das Gebäude mit Kameras überwachen zu lassen. „Das halte ich für angemessen und begründbar“, sagte der Bürgermeister. Die Beschlüsse über einen Wiederaufbau muss die Stadtvertretung fassen.
Für Bürgerhaus-Pächterin Bianka Jonas ist der Brand ein Katastrophe. Sie hat das Gebäude im Jahr 2004 übernommen und steht jetzt vor dem Aus. Sie musste sämtliche Veranstaltungen absagen und kann erst das Bürgerhaus nach der umfassenden Sanierung wieder öffnen.
Vereine und Verbände müssen jetzt einen neuen Treffpunkt suchen
Viele Vereine und Verbände, die das Bürgerhaus regelmäßig nutzen, müssen sich jetzt einen anderen Treffpunkt suchen. Die Stadt will versuchen, Kapazitäten in den Schulen zur Verfügung zu stellen. Auch für private Feiern bleibt das Bürgerhaus geschlossen.
Die Sanierungen werden sich voraussichtlich bis zum Ende des kommenden Jahres hinziehen.