Norderstedt. Anbieter aus Norderstedt berichten von weniger Nachfrage. Was die Gründe sind und welche besondere Ausnahme es gibt.

  • Während der Corona-Pandemie gab es einen regelrechten Boom was Wohnmobile angeht
  • Doch die guten Zeiten scheinen jetzt vorbei zu sein
  • In einem anderen Camping-Bereich explodiert hingegen die Nachfrage

Die Corona-Pandemie hatte ihnen einen historischen Nachfrage-Boom beschert. Nun allerdings stellen Verkäufer und Vermieter von Wohnmobilen und Wohnwagen in Norderstedt fest, dass der Kundenandrang spürbar nachlässt.

Das liegt offenbar nicht nur am Ende der vielen Corona-Einschränkungen, sondern auch daran, dass die Fahrzeuge deutlich teurer geworden sind – während sich Familien weniger leisten können als früher. In einem eher unerwarteten Bereich gibt es aber ein starkes Wachstum.

Camping: Urlaub mit dem Wohnmobil – Der große Corona-Boom ist vorbei

„Corona war natürlich ein Sonderfall. Uns hat es schon in die Karten gespielt, dass die Leute nicht in den Urlaub fliegen konnten“, sagt Heinz Ceglarek, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens Lundberg Reisemobile. Die Norderstedter Firma verkauft und vermietet Wohnmobile.

Im Verkaufsbereich sei es nun „ein bisschen ruhiger“ als zu Corona-Zeiten. Denn die Wohnmobile seien deutlich teurer geworden: „Für ein Fahrzeug, das vor zwei Jahren 72.00 Euro kostete, werden jetzt 82.000 bis 85.000 Euro fällig. Das ist für Familien viel Geld, besonders wenn man bedenkt, dass auch sonst alles teurer geworden ist, Heizkosten zum Beispiel. Und wir haben ja immer noch eine hohe Inflation.“

„Zehn bis 20 Prozent weniger Nachfrage“ bei Wohnwagen

Auch Christian Storbeck, Geschäftsführer der Firma „MS Caravaning“ in Norderstedt, sagt: „Die Nachfrage ist ein bisschen zurückgegangen, auf das Niveau vor Corona.“ Sein Unternehmen verkauft Wohnmobile und Wohnwagen. Bei den Wohnwagen habe man „zehn bis 20 Prozent weniger Nachfrage als in der Corona-Zeit“, bei Reisemobilen und Vans sei der Rückgang geringer.

Preise für Fahrzeuge sind gegenüber 2021 „um 15 Prozent gestiegen“, sagt ein Verkäufer

Dass die Nachfrage gesunken sei, führt Storbeck auf das Ende der Pandemie zurück, was wieder andere Arten des Reisens ermögliche. Und auch Storbeck betont die gestiegenen Preise für Campingmobile und Wohnwagen. „Gegenüber 2021 sind die Preise um 15 Prozent gestiegen, in der gesamten Caravaning- und Wohnmobilbranche“, sagt Storbeck.

Camper-Ansturm auf Sylt- „Kaum noch Plätze zu bekommen“

Wie schon zu Corona-Zeiten kämpfe die Branche immer noch mit dem Problem der langen Lieferzeiten. „Wer heute ein Wunschfahrzeug neu bestellt, muss damit rechnen, ein Jahr oder länger darauf zu warten.“ Sei man als Kunde flexibler, etwa was Farbe oder Motorisierung anbetreffe, verkürze sich die Zeit: „Dann kann es sein, dass man nur ein paar Monate warten muss.“

Vermieter erwartet „durch die aktuelle Situation in Deutschland“ einen Rückgang

Auch das Unternehmen „Alster Camper“, das Wohnmobile verkauft und vermietet, hat seinen Sitz in Norderstedt. Geschäftsführer Ansgar Matscheck sagt: „Die Begeisterung am Campingurlaub ist immer noch groß, aber so langsam beruhigt sich die Lage wieder.“ Er glaubt, dass „durch die aktuelle finanzielle Situation in Deutschland ein Rückgang zu erwarten ist“.

Anders als beim Verkauf von Campingmobilen stellt Heinz Ceglarek von Lundberg Reisemobile bei den Vermietungen „noch keinen Rückgang“ fest. Er sagt aber auch: „Wir haben viele Stammmieter.“

„Leute sind vorsichtiger geworden, budgetieren ihr Geld“

Ein anderes Bild zeichnet Ralf Holstein. Er ist General Manager der Deutschen Reisemobil-Vermietung (DRM). Die Firma mit Sitz in Markt Schwaben in Bayern hat zwölf Standorte in Deutschland – und auch einen in Henstedt-Ulzburg. Holstein sagt: „Das Interesse, Wohnmobile zu mieten, ist weiterhin sehr groß. Aber die Leute sind durchaus etwas vorsichtiger geworden. Sie budgetieren ihr Geld.“

Das bedeute, dass sie nicht mehr so „lang und ausgiebig“ Urlaub machten. „Heute sind sieben bis 14 Nächte Vermietung normal. Früher waren das im Durchschnitt 14 Nächte und mehr. Viele haben sechs bis acht Wochen gemietet, auch zu Corona-Zeiten.“ Und es gebe einen weiteren Unterschied: „Mittlerweile wird deutlich spontaner gebucht.“

Camping: In diesem Bereich „explodiert“ die Nachfrage gerade

Während sich deutsche Urlauber mit Blick auf das Portemonnaie also zurückhalten, trifft das auf andere nicht zu. In einem ganz anderem Bereich „explodiert“ die Nachfrage derzeit nämlich geradezu, wie Ralf Holstein sagt. „Wir haben viel mehr Anfragen aus dem Ausland, besonders von Australiern und Israelis, aber auch von Brasilianern und Kunden aus arabischen Ländern.“

Die Kunden aus diesen Ländern „reisen mit dem Flugzeug an“, sagt Ralf Holstein, um dann mit einem Wohnmobil von DRM Deutschland und Europa zu erkunden, „oft für mehrere Wochen, manchmal bis zu drei Monate“. Das Ende der Corona-Pandemie, hier hat es den gegenteiligen Effekt: „Die konnten ja zwei Jahre lang kaum ihre Länder verlassen. Nun wollen sie das nachholen und Europa erkunden“, sagt Ralf Holstein.