Norderstedt. Wann der blinde Fleck des ÖPNV in Norderstedt getilgt wird. Und warum angedachte autonome Busse wohl doch keinen Sinn machen.
- Ab Dezember 2024 wird endlich ein blinder Fleck im Norderstedter ÖPNV getilgt. Dann fahren regelmäßig Busse über den Glashütter Damm
- Extra für die enge Straßenführung werden kleine E-Busse eingesetzt. Zunächst sei über autonome Busse nachgedacht worden. Diese Idee wurde jedoch wieder verworfen
it dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 wird ein blinder Fleck in der ÖPNV-Versorgung in Norderstedt getilgt: Kleine Elektrobusse sollen im regelmäßigen Takt über den Glashütter Damm rollen. Einen entsprechenden Antrag der Stadt Norderstedt hat der Kreistag einstimmig beschlossen. Denn die jährlichen Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro wird der Kreis übernehmen.
Die neue Buslinie entlang des Glashütter Damms soll von der Mittelstraße in Glashütte und vom dortigen ZOB über den Glashütter Damm bis zum Endhaltepunkt an der U-Bahn-Station Garstedt laufen. Und zwar gemäß des in Norderstedt üblichen 20-Minuten-Taktes, montags bis freitags, zwischen 5 und 24 Uhr, sonnabends zwischen 7 und 24 Uhr und sonntags zwischen 9 und 24 Uhr.
Norderstedt: Elektro-Shuttle pendeln am Glashütter Damm
Da auf dem engen Glashütter Damm Standard-Linienbusse im Begegnungsverkehr nicht aneinander vorbeikommen, sollen kleine akkubetriebene Elektrobusse von zehn Metern Länge und 2,35 Meter Breite zum Einsatz kommen, die maximal 35 Personen transportieren können.
Mario Kröska, Verkehrsplaner der Stadt Norderstedt spricht in seinem Antrag für die neue Buslinie über die „relativ große Bedienungs-, Angebots- und Versorgungslücke“, die am Glashütter Damm in Sachen ÖPNV seit Jahren bestehe. Der Stadtteil Glashütte habe sich stark in Richtung Norden entwickelt, immer mehr Leute würden hier leben, für 2500 bestehende Wohneinheiten bestehe eine „ÖPNV-Unterversorgung“.
Seit Jahren „ÖPNV-Unterversorgung“ am Glashütter Damm
Im Bereich des westlichen Glashütter Dammes existierten zwischen den zwei einzigen bestehenden Bushaltestellen „Heidehof“ und Glashütter Damm entlang einer Strecke von etwa 2,5 Kilometern keine weiteren ÖPNV-Haltepunkte.
Lösungsansätze für ein besseres Angebot bestanden. Zunächst wurde über den Ausbau des Glashütter Damms nachgedacht, damit Linienbusse hier fahren können. Doch das hätte den dichten und ökologisch zwingend schützenswerten Alleebaumbestand gekostet. Dieser verhindere auch, dass dort ausreichend breite Rad- und Fußwege gebaut werden könnten.
Innovativ war dann die Idee, auf dem Glashütter Damm autonome Elektrobusse im 24-Stunden-Dauerbetrieb pendeln zu lassen. In Abstimmung mit der Politik und unter Einbeziehung externer Fachgutachter wurde dieses Konzept umfassend geprüft – und verworfen.
Projekt Autonomer Busverkehr verworfen – zu teuer, zu unpraktisch
Denn alle Untersuchungs- und Ergebnisberichte zeigten, so teilt Kröska mit, dass autonom fahrende Shuttle-Kabinenbusse zurzeit keine Alternative zu diesel- oder elektrisch betriebenen Standard-Linienbusverkehren seien. „Dies liegt zum einen an der geringen Fahrgastkapazität – maximal 6 Personen – und zum anderen an der untertourigen Reisegeschwindigkeit, im Durchschnitt 8 bis 10 km/h)“, so Kröska.
Haltestelle verlegt – dennoch bleibt der Schulweg gefährlich
Zudem verkehrten diese Busse noch nicht bei Starkregenfällen oder Sturm. Im Ergebnis müsste entlang des Glashütter Dammes ein Fahrgast im Durchschnitt 20 Minuten fahren, um zunächst praktisch nur an den nächsten Linienbusumsteigepunkt zu gelangen. „Hierdurch ist keine Akzeptanz des Umweltverbundes zu erwarten und somit auch keine Verkehrswende“, schreibt Kröska.
Ziel U-Bahn Garstedt und Herold-Center hoch attraktiv
Laut Nahverkehrsplaner Claudius Mozer von der Südwestholstein ÖPNV-Verwaltungsgemeinschaft der Kreise Dithmarschen, Pinneberg und Segeberg (SVG) gebe es bei der möglichen Linienführung über den Glashütter Damm zwei Varianten: Zum einen nach Garstedt und zum Herold-Center oder zur U-Bahnstation Ochsenzoll.
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Ginge die Fahrt nach Ochsenzoll, käme die Stadt Hamburg mit in den Bus – als Finanzier des kleinen Stückchens der Linie auf Hamburger Grund, was etwa 70.000 Euro jährlich bedeuten würde. Die übrigen 850.000 Euro würde vom Kreis Segeberg übernommen.
Norderstedt: Lieferprobleme bei E-Bussen verzögern Einführung
Deswegen findet Mozer die Variante „Garstedt“ vorteilhafter. „Weil dort mit dem Herold-Center ein Standort mit insgesamt größerer Attraktivität direkt erreicht und daher ein höherer verkehrlicher Nutzen sowie Markterfolg der neuen Buslinie erwartet wird.“ Und man müsse nicht auch noch Hamburg um Geld bitten.
Dass die Linie realistisch erst zum Fahrplanwechsel Dezember 2024 möglich ist, hängt mit Lieferkettenproblemen zusammen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH), operativer Vertragspartnerin für den ÖPNV-Betrieb in Norderstedt, wies darauf hin, dass man die E-Kleinbusse quasi jetzt schon bestellen müsste, wenn man in knapp zwei Jahren losfahren wolle. Deshalb musste der Kreistag die Entscheidung nun treffen.