Norderstedt. Wie Zoe Goutas ihre Liebe für die Mini-Nager entwickelte und was sie alles tut, um sie vor dem Tod zu bewahren.
- Katzen und Krähen schmeißen die Eichhörnchen-Babys aus den Kobeln
- Ellie, Sid, Peanut und Cashew müssen alle 30 Minuten gefüttert werden – auch nachts
- Spenden kann Zoe Goutas gut gebrauchen
Mit großem Appetit saugt Eichhörnchen-Baby Sid lebenswichtige Milch aus einer Einwegspritze. Zoe Goutas freut sich über jeden Schluck und das zufriedene Schmatzen ihres neuen Pflegekindes – das mit ihren Geschwistern Ellie, Peanut und Cashew bei ihr eingezogen ist. Die Vier sind für Zoe Goutas die ersten Eichhörnchen in diesem Jahr, doch bereits seit drei Jahren kümmert sich die Norderstedterin hingebungsvoll um verwaiste und verletzte Kletterkünstler.
Ohne ihre Hilfe hätten der vier Wochen alte Sid, das 80-Gramm-Leichtgewicht, und seine gleichaltrigen Geschwistern keine Chance gehabt. „Das Muttertier hatte sich in einem Balkonnetz für Katzen verfangen und war nach seiner Befreiung nicht mehr zum Nachwuchs zurückgekommen. Da die Kleinen aber spätestens alle vier Stunden Milch brauchten, wären sie ohne Rettung verhungert“, sagt die 24-Jährige.
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Erste Kontakte mit den flinken Hörnchen hatte die Tierarzthelferin im Tierheim Süderstraße und bei der Wildtierhilfe Lüneburger Heide. „Jedes Lebewesen hat eine zweite Chance verdient“, betont Zoe Goutas, die zudem ein Fernstudium für Tierhaltung und Tierpsychologie abgeschlossen hat.
Etwa 70 Eichhörnchen hat die junge Frau bereits aufgepäppelt und sich ein breites Wissen über die Spezies zugelegt. An ihrem Arbeitsplatz in der Tierklinik Quickborn ist sie die Expertin für die rotbraunen Nager – „sogar die Ärzte fragen mich öfter um Rat“.
Katzen und Krähen schmeißen die Eichhörnchen-Babys aus den Kobeln
Bis zu sechs Mini-Eichhörnchen kann Zoe Goutas gleichzeitig großziehen. Zwischen Februar und August hat sie immer volles Haus, denn Nachwuchs kann bis zu zweimal pro Jahr zur Welt kommen. Im Schnitt sind es vier Junge pro Wurf, die zunächst nackt, blind und taub sind.
Die Lebenserwartung beträgt drei, in seltenen Fällen bis zu sieben Jahre. Besonders Jungtiere leben gefährlich. Von Katzen und Krähen werden sie oft aus Kobel genannten Nestern geholt; schwere Stürme oder Baumfällungen lassen sie unverschuldet obdach- und schutzlos werden.
Ellie, Sid, Peanut und Cashew müssen alle 30 Minuten gefüttert werden – auch nachts
Ellie, Sid, Peanut und Cashew kamen aus Hamburg-Alsterdorf zu Goutas. Für die intensive Pflege ihrer Schützlinge richtet sie ihren Alltag aus. Rund um die Uhr sind die handtellergroßen Tierchen immer mit dabei – auch bei der Arbeit, denn alle vier Stunden bekommen sie Babybrei und spezielle Milch, wie sie auch Hundewelpen verabreicht wird – „auf keinen Fall Kuhmilch, denn die vertragen die Hörnchen nicht!“
Und nachts muss ebenfalls gefüttert werden – neugeborene Mini-Nager sogar alle 30 Minuten. „Zum Glück kann ich schnell wieder einschlafen“, sagt Zoe fröhlich. Bei Bedarf hilft die ganze Familie Goutas mit und selbstverständlich fahren die Hörnchen auch mit in den Kurzurlaub an die Ostsee.
Auswilderung in einer Voliere im Wald – die Tür steht einen Spalt offen
Noch wohnen die vier flauschigen Geschwister in einer Transportbox samt Wärmematte. In einem Beutel kuscheln sie sich dicht aneinander. Wenn sie agiler werden, ziehen sie zunächst in einen Vogelkäfig um, machen erste Kletterversuche an Seilen und dürfen unter Aufsicht ihrer Ersatz-Mutter über das Sofa im Wohnzimmer toben.
Mit etwa acht Wochen geht es zum ersten Mal nach draußen in eine große Voliere im Wald unweit des Hamburger Flughafens. Dort werden die Tiere noch zwei Wochen regelmäßig etwa mit Champignons, Karotten, Äpfeln und heißbegehrten Pinienkernen gefüttert, ehe die Tür einen spaltweit geöffnet bleibt.
Eichhörnchen sind zutraulich – bis sie größer werden
„So zutraulich die Eichhörnchen durch den intensiven Kontakt zunächst sind, so erstaunlich ist, wie schnell sie sich selbst auswildern“, sagt Zoe Goutas ohne Abschiedsschmerz. „Auch wenn es nicht alle schaffen – ich freue mich über jedes Tier, dass durch meine Hilfe zurück in die Freiheit kommt.“
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Schon als kleines Kind hatte Zoe Goutas ein großes Herz für alles, was kreucht und fleucht – wie ihre ganze Familie. „Bereits mit drei Jahren habe ich es geliebt, stundenlang Ameisen zu beobachten“, erinnert sich die Tierfreundin. Zum Haushalt zählen aktuell sechs Hunde, zeitweise Katzen, ein Papagei, Enten, aber auch mal ein Mini-Schwein und ein Lämmchen, das mit einer Windel im Haus umherlief.
Norderstedt: Spenden kann Zoe Goutas gut gebrauchen
„Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn sie mir die Haare vom Kopf futtern.“ Rund 50 Euro betragen die monatlichen Kosten für Verpflegung und Medikamente pro Hörnchen-Patient. Zudem kümmert sich die 24-Jährige auch um Wildvogelküken sowie verunfallte Amseln, Meisen und Spatzen, die bis zur Auswilderung mit sieben Insektensorten aufgepäppelt werden. Kostenpunkt: 25 Euro pro Federball plus Brutautomat und Voliere, die mit 600 Euro zu Buche schlägt.
Keine Frage, dass sich die junge Frau über jede finanzielle Unterstützung ihrer privaten Tierrettung per PayPal an zoe@goutas.de freut. Und sie hat noch Großes vor: Zusammen mit ihrer Familie hat sie „Pangea“ ins Leben gerufen, derzeit ein Verein in Gründung, um einen Traum wahr werden zu lassen. „Ich möchte einen Resthof mit viel Land kaufen, um dort meine Wildtierhilfe mit einem Gnadenhof für verschiedene Tierarten zu kombinieren.“
Kontakt: Über das Netzwerk „De Kattekers“ (plattdeutsch für Eichhörnchen), den Verein Eichhörnchen-Notruf (0700/200 200 12) und über ihren eigenen Facebook-Account kommen die Findelkinder zu Zoe Goutas nach Norderstedt.