Rohlstorf. Wie das Begräbnis von Brigitte Quaiser auf dem Friedhof Warder zum Ereignis wurde und wie ihr Leben in der Manege aussah.
Das ist kein alltäglicher Anblick auf einem Friedhof: Ein Foto, das eine Zirkusartistin auf einem Pferd zeigt. Daneben eine Artistin als Blumenskulptur auf einem weißen Holzpferd. Beides in Lebensgröße. Dieses Grab ist auf dem Friedhof Warder in der Gemeinde Rohlstorf ein Blickfang, viele Menschen kommen extra, um sich diese außergewöhnliche Grabstelle anzusehen. Das Hamburger Abendblatt ist der ungewöhnlichen Geschichte nachgegangen und ist dabei der Lebensgeschichte eines Ehepaares auf die Spur gekommen, das sein Leben dem Zirkus gewidmet hat.
Am 25. Februar wurde auf dem Warder Friedhof die am 15. Februar im Alter von 89 Jahren verstorbene Brigitte Quaiser beerdigt. Der Hamburger Dom- und Schaustellerpastor Friedrich Brandi von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Altona würdigte in seiner Trauerpredigt das Leben einer Frau, die einst in ganz Europa das Herz der großen und kleinen Zirkusbesucher mit ihrem Charme und ihrem artistischen Können erobert hat.
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Brigitte Quaiser ist in den 89 Jahren ihres Lebens nie sesshaft gewesen. Sie wurde im Zirkus ihrer Eltern geboren und verstarb im Puppentheater-Unternehmen ihrer Tochter Felicia im Kreise der großen Familie. „Wir waren immer auf Achse und hatten nie einen festen Wohnsitz“, berichtet Felicia Gries, die genau wie ihre fünf Geschwister von Geburt an mit dem Zirkus ihrer Eltern Brigitte und Erich Quaiser unterwegs war und natürlich mit der ganzen Familie auch in der Manege stand.
Über 30 Jahre gab es diesen Zirkus Quaiser, der zunächst vor allem im Hamburger Raum unterwegs war. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Zirkus gleichen Namens, der in Wrist (Kreis Steinburg) seine Heimatadresse hat und vor allem in norddeutschen Raum aktiv ist. „Natürlich sind wir irgendwie verwandt“, sagt Felicia Gries, die sich mit ihrer Bremer Märchenbühne im Großraum Hannover als Puppenspielerin einen Namen gemacht hat.
Schon als Kind stand Brigitte Quaiser im Zirkus Saloni in der Manege
Brigitte Quaiser, die selbst aus der Zirkusfamilie Weisheit stammt und als Kind mit ihren Eltern im Zirkus Saloni in der DDR unterwegs war, spezialisierte sich schon früh auf das Kunstreiten, war aber auch als Seiltänzerin und Luftakrobatin aktiv. Ein Allround-Talent also – ganz so, wie es bei Zirkuskindern üblich ist. Mit ihrem Mann Erich bugsierte sie das Zirkusunternehmen durch Höhen und Tiefen und musste erleben, dass es immer schwieriger wurde, die Zuschauer mit einem Zirkusprogramm anzulocken.
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Die Familie Quaiser wich aus und gastierte viele Jahre in anderen Ländern: Die Spanier, Griechen, Holländer oder Belgier waren begeistert von dem Zirkus aus Deutschland. Das 300 Zuschauer fassende Vier-Mast-Zelt war häufiger ausverkauft als es in Deutschland der Fall war. Brigitte Quaiser eroberte das europäische Publikum. Mit zwei Elefanten, Pferden, Kamelen, Lamas, Guanakos und Ziegen reisten die Quaisers umher – so lange, bis es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging.
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Erich Quaiser verstarb 2012 im Alter von 92 Jahren, jetzt folgte ihm seine Frau Brigitte. Beerdigt wurden beide auf dem Friedhof Warder in der Gemeinde Rohlstorf, weil dort enge Verwandte leben. In Rohlstorf hat sich einst die Zwillingsschwester von Brigitte Quaiser mit ihrem Mann, der wiederum ein Bruder von Brigittes Mann war, mit Familie niedergelassen.
Für Felicia Gries gibt es also einen doppelten Grund immer mal wieder in diese Gegend zu kommen. Auch wenn die Bremer Märchenbühne mit ihren Handpuppen nie in Schleswig-Holstein gastiert: „Ich besuche den Friedhof sehr oft“, sagt sie. Das Großfoto von ihrer Mutter und die Blumenskulptur sollen bleiben, bis die Blumen verwelkt sind.