Henstedt-Ulzburg. Pianistin Edda Blufarb, Geiger Stefan Czermak und Cellist Valeri Krivoborodov begeistern in der voll besetzten Kulturkate.

Sie sind gute alte Bekannte. Und überraschen doch immer aufs Neue. Diesmal gaben Pianistin Edda Blufarb, Geiger Stefan Czermak und Cellist Valeri Krivoborodov ein Konzert mit Klavier-Trios von Ludwig van Beethoven in der Kulturkate am Beckersberg in Henstedt-Ulzburg und wurden vom Publikum im voll besetzten Konzertraum begeistert gefeiert.

Bei allen drei Stücken hatten Edda Blufarb und ihre zwei Musikerfreunde hör- und sogar sichtbare Freude an Beethovens satten Klängen und wundervollen Einfällen und gaben diese Freude völlig unprätentiös ans Publikum weiter. Als erstes spielten sie das Trio Nr. 7 in B-Dur, das Ludwig van Beethoven 1811 schrieb und seinem Schüler widmete, dem Erzherzog Joseph von Österreich.

Henstedt-Ulzburg: Ein Beethoven-Konzert mit Geistern, Erzherzog und Kakadu

Nicht Franzl, dem Kaiser, sondern Joseph Rainer, dem Kardinal. Und Sisi hat Beethoven auch nicht gekannt, denn als die sagenhafte Kaiserin 1837 geboren wurde, war der Komponist schon zehn Jahre tot. Den ersten Satz, das Allegro moderato, gingen Blufarb, Czermak und Krivoborodov betont ruhig und konzentriert an. Nur ein Blick, ein Kopfnicken, ein Bogenschwenk genügten zur Verständigung, zum Einsatz.

Im Scherzo allegro betonte das Trio den tänzerischen Charakter, den Wiener Walzer, bei dem sich eine feine Prise Übermut einschlich, vor allem von Geiger Czermak. Im Andante cantabile ma però con moto, Poco piu adagio, ließ Edda Blufarb den kleinen Kulturkaten-Flügel singen, nicht ohne einen schwermütigen Unterton, eben Wiener Schmäh, während Geige und Cello mit abgeklärter Melancholie assistierten. Im Finalsatz Allegro moderato – Presto schwelgte das Trio in Beethoven pur.

Berührend erklang das Geister-Trio, dem der Beethoven-Schüler Carl Czerny den Beinamen „Geister“ aufgrund des für ihn rätselhaften Mittelsatzes gab. In der Tat ließen auch Blufarb, Czermak und Krivoborodov die Geister schwirren und verwirren, irren und sirren. Im zweiten Satz, dem Largo assai ed espressivo, gab Edda Blufarb am Klavier den Takt staccatihaft vor und begeisterte mit ihrem narrativen Spiel. Die Geister schienen sich gegenseitig aus ihrem früheren Leben vorzuschwärmen.

Konzert Henstedt-Ulzburg: Tastentanz und mitreißende Soli

Im Presto verjagte das Trio die Jenseits-Kobolde mit klaren Pizzicati und Staccati, mit diesseitigen Trost- und Verheißungsklängen, Aufbegehren und Begehren. Und dann – Wenzel Müllers „Ich bin der Schneider Kakadu“ aus dessen Oper „Die Schwestern von Prag“, ein Beethovensches Plagiat als Moritat, Opus 121a in G-Dur mit den kurzen Sätzen Introduction, Thema, zehn Variationen und Coda.

Blufarb, Czermak und Krivoborodov erzählen „Kakadu“ erst noch satzgemäß mit gebotenem Ernst, dann aber folgen sie der lebhaften Steigerung der Komposition und vor allem der Ironie, angetrieben durch Blufarbs Tastentanz, in den Czermak solistisch mitreißend einfällt, beherzt gefolgt von Krivoborodov mit warm-leuchtender Grundierung. Von solchen Klavierkonzerten bitte mehr.