Norderstedt. Wie Stadtverwaltung und Polizei zusammenarbeiten wollen, um Bürgerinnen und Bürger vor Übergriffen zu schützen.
Die zuletzt zu verzeichnende Zunahme an Gewalttaten und Fällen von Jugendkriminalität an den Norderstedter U-Bahnhöfen in Norderstedt-Mitte und Garstedt haben nun konkrete Konsequenzen. Polizei und die Stadt Norderstedt wollen mit zusätzlichen Kontrollen und erhöhter Präsenz das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger verbessern. Dabei soll künftig auch wieder ein privater Sicherheitsdienst in den Einsatz gehen. Außerdem will die Stadt am Bahnhof in Norderstedt-Mitte den Einsatz von Videoüberwachung rechtlich prüfen lassen.
Wie Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder jetzt dem Hauptausschuss berichtete, haben sich Vertreter des Hauptamtes und des Ordnungsamtes des Norderstedter Rathauses mit der Polizei ausgetauscht. „Im Ergebnis bestand Einvernehmen, dass sich Stadt und Polizei bei ihren Anstrengungen gegenseitig unterstützen werden, um durch präventive Maßnahmen zu einer Verbesserung der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls für die Bürgerinnen und Bürger zu kommen“, sagte Roeder.
Kriminalität: Angstraum Bahnhof – Was Norderstedt für die Sicherheit plant
Im Fokus der Bemühungen stehe der Schutz der Kundinnen und Kunden des Schienenpersonennahverkehrs sowie vor Vandalismusschäden an öffentlichen Einrichtungen des Bahnhofes.„Seitens der Stadt werden deshalb zusammen mit der Polizei die öffentlichen Flächen im direkten Umfeld der Bahnhöfe noch einmal auf mögliche dunkle Ecken und unübersichtliche Gegebenheiten hin überprüft“, berichtete die Oberbürgermeisterin. „Entsprechende Sichthindernisse werden entschärft und es wird auf eine helle Ausleuchtung geachtet.“
Der kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt werde – je nach seinen personellen Möglichkeiten – seine Präsenz an den Bahnhöfen innerhalb des Spätdienstes entsprechend erhöhen. „Darüber hinaus ist aktuell geplant, den Personalbestand des KOD von derzeit fünf auf acht Einsatzkräfte zu erhöhen, um so generell die Handlungsmöglichkeiten der Ordnungsbehörde im Außendienst zu stärken“, so Roeder. Mit der personellen Stärkung soll auch die regelmäßige Ausweitung von Einsatzzeiten auf das Wochenende ermöglicht werden.
Kommunaler Ordnungsdienst wird aufgestockt
Außerdem will die Stadt für die auf Straftäter möglicherweise abschreckende Wirkung der Videoüberwachung an den Bahnhöfen sorgen. Die Stadtverwaltung will jetzt durch das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz überprüfen lassen, ob und in wieweit eine Videoüberwachung des Bahnhofes für die Gefahrenabwehr grundsätzlich zulässig ist.
Im Rathaus will man die Überwachung aber nicht nur der Polizei, dem KOD und den Kameras überlassen. Die Stadtverwaltung will prüfen, in welcher Form die städtische Verkehrsgesellschaft als Eigentümer des Bahnhofes Norderstedt-Mitte und der unmittelbar umliegenden Flächen, wirksam beim Objekt- und Eigentumsschutz unterstützt werden kann. Sensible Zeiten seien dabei jeweils der Freitag und Sonnabend, in den frühen Nachtzeiten bis Mitternacht.
Videoüberwachung wird geprüft – dunkle Ecken werden ausgeleuchtet
Die Stadt möchte in dieser Zeit einen privaten Sicherheitsdienst einsetzen. In einer Pilotphase könnte dieser freitags und sonnabends jeweils vier Stunden in Doppelstreife an dem U- und Busbahnhof auf Patrouille gehen. Angedacht ist eine erste Pilotphase von drei Monaten. Danach könnte ausgewertet werden, ob der Sicherheitsdienst die Lage spürbar verbessert hat. „Die entsprechenden Kosten für den Einsatz eines Sicherheitsdienstes werden gerade ermittelt“, berichtete Roeder im Hauptausschuss.
Beim Einsatz der privaten Sicherheitsleute sei zu bedenken: Der Dienst verfüge über keinerlei hoheitliche Befugnisse. Die Doppelstreifen könnten lediglich für die Verkehrsgesellschaft das Hausrecht wahrnehmen. „Darüber hinaus sind die Handlungsmöglichkeiten begrenzt auf die Befugnisse der ,Jedermannrechte’, zum Beispiel in Fällen der Begehung von Ordnungswidrigkeiten als Zeugen im späteren Verfahren“, teilte Roeder mit.
Kriminalität: Privater Sicherheitsdienst soll das Hausrecht wahrnehmen
Zu Jahresbeginn hatte es rund um das Herold Center und Norderstedt-Mitte eine ganze Reihe von Raubtaten und Überfällen gegeben. Betroffene und auch Täter waren oftmals Jugendliche. Die Polizei hatte sich gegenüber der Stadt und der Politik für den Einsatz von mehr Videoüberwachung und eine Stärkung des kommunalen Ordnungsdienstes ausgesprochen.
- Norderstedt: Angst im U-Bahnhof – muss Norderstedt mehr durchgreifen?
- Polizei Norderstedt: Raubüberfall beim Gassigehen: Opfer schlägt auf Täter ein
- Norderstedt: Angst im U-Bahnhof? CDU fordert kommunalen Ordnungsdienst
Die beiden Bahnhöfe der Stadt würden sich deutlich von der Kriminalitätsbelastung anderer Bereiche im Norderstedter Stadtgebiet abheben, berichtete Florian Born, Leiter des Polizeireviers Norderstedt im Hauptausschuss. Dazu legte er Zahlen vor, die aus dem Zeitraum März bis September 2022 stammten.
Damals wurden allein am U-Bahnhof Garstedt und rund ums Herold-Center 377 Straftaten erfasst. Im Bereich der U-Bahnhofs Norderstedt-Mitte 197 Straftaten. Meistens handelte es sich um Eigentumsdelikte, also häufig Diebstähle, aber auch Körperverletzungen seien zu verzeichnen.