Norderstedt. Katrin Schmieder ist seit Januar im Rathaus zuständig für Soziales, Kitas, Schulen, Kultur, Sport – also für alle Norderstedter von klein auf an
Offen, freundlich, energiegeladen, kommunikationsbereit – so wirkt sie schon am Telefon und erst recht, wenn sie einem gegenübersitzt. Attribute, die Katrin Schmieder brauchen wird. Sie ist Norderstedts neue Sozialdezernentin, wobei sozial viel zu kurz greift. „Von klein auf an bis ins hohe Alter“ seien sie und ihre Mitarbeitenden Ansprechpartner für die Norderstedter, zuständig für Kitas, Schulen, Sport, Bücherei, Musik- und Volkshochschule, Soziales, Inklusion und Integration, Jugendhilfe und Senioren. „Ein breites Spektrum, das mir schon immer am Herzen lag“, sagt die Nachfolgerin von Anette Reinders, die zum Jahresende in den Ruhestand gegangen ist.
Rund 450 Männer und Frauen wird Schmieder führen, immerhin ein gutes Drittel der Rathausbeschäftigten. Doch das schreckt sie nicht, schon vor dem Start in die Norderstedter Verwaltungsspitze hat sie Führungserfahrung gesammelt. Bei der DAK-Gesundheit hat sie seit April 2017 die Landesvertretung Hamburg geleitet, war verantwortlich für die Verträge von 175.000 Versicherten, für Finanzen und Personal.
Die Dezernentin ist „mit Herzblut Norderstedterin“
Warum der Wechsel ins Rathaus? „Ich bin mit Herzblut Norderstedterin, hier aufgewachsen, vernetzt und war immer schon ehrenamtlich für die Menschen in unserer Stadt aktiv. Als Stadträtin bekomme ich die Chance, diese Erfahrungen – nicht zuletzt meine politischen Erfahrungen und Kontakte aus der Zeit in der Stadtvertretung- mit meinen beruflichen Fähigkeiten zu verbinden und für die Stadt einzubringen.“ Sehr viel kürzer fiel die Begründung direkt nach der Wahl Mitte September aus: „Ich brenne für diese Aufgabe.“
Im Vorfeld der Wahl hätten viele sie aufgefordert, sich zu bewerben, sowohl aus der Politik als auch aus anderen Bereichen, und ihre Kandidatur unterstützt. Das habe sie zusätzlich motiviert. „Es passt einfach zusammen, und es ist für mich eine Ehre, an einer solch entscheidenden Position das Geschehen mitzugestalten“, sagt die gelernte Krankenschwester und studierte Diplom-Kauffrau. Die ersten Tage nutze sie, um ihr Team kennenzulernen und sich mit den Themen vertraut zu machen.
Ganz oben auf der Agenda stehe der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Offen lässt sie, wer Wohnungen für wen baut – die Verwaltung und Teile der Politik wollten eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen, die politischen Gegner brachten ein Alternativmodell ins Gespräch. Die Oberbürgermeisterin zog den Antrag daraufhin zurück. Doch ein anderes Millionenprojekt gewinnt weiter an Kontur: „Wir sind kurz vor dem Bauantrag für das Bildungshaus Garstedt, ein Meilenstein“, sagt Schmieder. Herausfordernd bleibe es, Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen.
Die Integration gelte es, weiter fortzuführen, die womöglich durch zusätzliche Flüchtlinge aus den Krisengebieten vor neue Aufgaben gestellt werden könnte. Die Schulen und Kindergärten müsse sie im Blick behalten. Aber sie kenne sich in der Jugendhilfe gut aus. Das sei immer ein Schwerpunkt in ihrer jahrelangen kommunalpolitischen Arbeit gewesen.
Schmieder ist in Norderstedt und im Land gut vernetzet
Von 2012 bis 2018 engagierte sich die neue Dezernentin in der Stadtvertretung, mit grünem Parteibuch wie ihre Vorgängerin, war Fraktionsvorsitzende und kandidierte 2011 mit beachtlichem Ergebnis, aber dennoch erfolglos, für den Landtag. Aus dieser Zeit stamme ein großes Netzwerk in alle Norderstedter Parteien und Fraktionen bis hin in die Landesebene und Teile der Landesregierung. „Diese Nähe werde ich weiter eng pflegen und hoffentlich eine gute Spange zwischen der Verwaltung und Politik sein. Meine Aufgabe als Dezernentin verstehe ich über alle Parteigrenzen hinweg. Das ist für mich ein professionelles Handeln im Sinne unserer Stadt“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder, die in einer Patchwork-Familie lebt und sich als Elternvertreterin auf Kreis- und Landesebene für Qualität in den Kitas starkgemacht hat.
Und sich nun mit einer Mammutaufgabe abseits ihrer Arbeitsplatzbeschreibung konfrontiert sieht: „Es wird darum gehen, dass wir gut aus der Pandemie herauskommen und wichtige Teile des gesellschaftlichen Lebens wiederbeleben.“ Gemeinsam lernen, Sport treiben, musizieren, sich an den schönen Orten „unserer Stadt“ zu treffen, kulturelle Angebote schaffen und nutzen. „Ich glaube, danach sehnen wir uns alle.“ Ihre großen Erfahrungen aus dem Gesundheitsbereich könnten helfen, diejenigen kompetent zu unterstützen, die besondere Hilfe brauchen, zum Beispiel im Sport, in der Betreuung, Integration und Jugendarbeit. Also kein leichter Start. Aber Katrin Schmieder bleibt positiv: „Ich freue mich auf die Arbeit.“
Katrin Schmieders Lebenslauf
Katrin Schmieder ist für sechs Jahre als Dezernentin gewählt. Die 53-Jährige ist zuständig für Kitas, Schulen, Kultur, Soziales, Integration und Sport. Sie ist in Norderstedt aufgewachsen, hat am Coppernicus-Gymnasium Abitur gemacht. Der Ausbildung zur Krankenschwester folgte ein Studium der Betriebswirtschaft. Die Mutter zweier erwachsener Söhne, die in einem Patchwork-Modell lebt, arbeitete für die DAK als Kundenberaterin, Krankenhausreferentin, schließlich als Leiterin der Landesvertretung Hamburg.
Ehrenamtlich hat sich Schmieder in der Kreis- und Landessportjugend, in der Kreis- und Landeselternvertretung für Kitas und in der Kommunalpolitik engagiert. Von 2012 bis 2018 arbeitete sie für die Grünen in der Stadtvertretung mit, war Fraktionsvorsitzende und kandidierte 2011 für den Landtag, allerdings erfolglos.
Katrin Schmieder gehört zum Förderverein des Frauenhauses Norderstedt und und ist Mitglied von FiM (Frauen im Management). Die Förderung von Frauen und Mädchen liegt ihr am Herzen. Bleibt noch Zeit, spielt sie Golf.