Norderstedt. 1000 Menschen feierten und tanzten bei der Feuernacht nach drei Jahren Pause als Piraten, Elfen und Engel bis in den Morgen.

Norderstedt in Feier-Laune. Sonnabendabend herrschte wieder mal ausgelassener närrischer Frohsinn in der Stadt. Die Freiwillige Feuerwehr Harksheide lud nach drei Jahren Corona-Lockdown-Pause zur Feuernacht in die Sporthalle am Falkenberg, die sie liebevoll festlich geschmückt und ausstaffiert hatte.

Gut 1000 Karneval-begeisterte Menschen hatten sich schick in Schale geworfen und kreative Kostümideen umgesetzt. Sie tanzten bis in den frühen Morgen hinein. Für die Musik sorgten die Hamburger Showband Metro-Lounge und DJ Gary Zender aus Lübeck, die bis 3 Uhr früh mit ihren flotten Party-Klängen für reichlich Stimmung in der vollen Halle sorgten.

Feuernacht: Da staunt der Rheinländer – so närrisch sind die Norderstedter

Für viele Gäste ist diese Faschings-Fete im hohen Norden, die meist eine Woche vor dem eigentlichen Karneval am Rhein gefeiert wird, ein absolutes Muss.

Gut 1000 Karneval-begeisterte Menschen hatten sich schick in Schale geworfen – getanzt wurde bis in den frühen Sonntagmorgen.
Gut 1000 Karneval-begeisterte Menschen hatten sich schick in Schale geworfen – getanzt wurde bis in den frühen Sonntagmorgen. © Burkhard Fuchs

„Wir sind immer mit dabei“, sagt Nicole Karl aus Norderstedt, die sich als Krankenschwester mit zahlreichen Blutflecken auf dem OP-Kittel ausstaffiert hatte und auf ihren Freund Dieter Hükenbrink aufpasste, der mit ihr als blinder Patient mit Taststock über das Parkett schlurfte. „Mein Sohn ist in der Feuerwehr“, sagt sie. „Hier ist immer eine coole Stimmung und so viele kreative Kostüme zu sehen.“

Krankenschwester Nicole Karl und ihr blinder Patient Dieter Hükenbrink hatten mit die einfallsreichste Kostümierung bei der Feuernacht.
Krankenschwester Nicole Karl und ihr blinder Patient Dieter Hükenbrink hatten mit die einfallsreichste Kostümierung bei der Feuernacht. © Burkhard Fuchs

Ob Astronauten, Piraten, Elfen oder Engel, Harlekine, Schlagersternchen, Piloten, Kapitäne, Magier, Zauberer, Indianer oder Figuren aus Fantasy-Romanen wie Harry Potter oder Games of Thrones – die Norderstedter Karnevalsgesellschaft kaufte oder nähte sich für eine Nacht die witzigsten Kostüme.

Motto der Feuernacht: Freunde treffen, Spaß haben und tanzen

Wie Manuela Rose, die sich als knallharte Polizistin mit Schlagstock und Handschellen verkleidet hatte. „Ich fertige meine Kostüme immer selbst an“, sagte die junge Norderstedterin, die die Party genoss, „um Freunde zu treffen, Spaß zu haben und zu tanzen“.

Es ist auch eine Feier, die mehrere Generationen anspricht. Thorsten und Sabine Ziemke aus Henstedt-Ulzburg waren mit ihren Kindern Nadine und Pierre gekommen, die sich als Raumfahrer getarnt hatten. Beate Thurau und ihre Freundin Vera Günther warfen sich im Look der 1920er-Jahre in Schale.

Beate Thurau (l.) und Vera Günther zeigten sich im Stil der 1920er-Jahre.
Beate Thurau (l.) und Vera Günther zeigten sich im Stil der 1920er-Jahre. © Burkhard Fuchs

Ihr stecke der „Karneval im Blut“, sagte die gebürtige Hessin fröhlich, die sich auch etwas unheimlich geschmückt hatte. Und Jan Panknin und Vincent Schlücker liefen mit ihren Kumpels als Brausepulver-Männchen durch den Saal. „Jeder von uns ist eine andere Geschmacksrichtung“, lachten sie.

Neubürger Alex kam als waschechter Rapper-Proll im Trainingsanzug

Erstmals dabei waren Sabine und Sven Reuther aus Lentföhrden, die sich im Stile Harry Potters kostümierten. Sie feierten sonst gern Karneval in Kisdorf. Weil der dort ausfallen sollte, seien sie zur Feuernacht umgeschwenkt. „Es füllt sich etwas langsam“, sagten sie zu Beginn des Abends. „Aber wir sind guter Dinge.“

Und auch die beiden Engel Ela Thiem mit Mann Patrick Füllsack-Thiem und Freund Alex Riedel, der als waschechter Rapper-Proll im Trainingsanzug wegging, besuchten als Neubürger der Stadt erstmals die große Norderstedter Feiersause. „Die Klamotten haben wir uns ausgeliehen.“

Manuela Rose hatte sich diesmal ein Polizei-Kostüm genäht.
Manuela Rose hatte sich diesmal ein Polizei-Kostüm genäht. © Burkhard Fuchs

Sogar aus der Karnevalshochburg vom Rhein waren Gäste da wie Sandra Drescher aus Krefeld, die sich als Schlangenfrau präsentierte. Und aus Peine kamen Birgit Spilker und Andi Brassat, die sich mit ihren Norderstedter Freunden Gabi und Dieter Rademann als Gothic-Grufties ganz in Schwarz und weißen Perücken vergnügten.

Feuernacht: Die 1000 Eintrittskarten war heiß begehrt

Ihr Heimat-Terrain Braunschweig sei die Karnevalshochburg im Norden, sagten die weiter gereisten Besucher, ganz gespannt, wie wohl nördlich der Elbe die Jecken so drauf sind. Sie freuten sich, endlich eine der begehrten 1000 Eintrittskarten abbekommen zu haben.

Rieke Harms vom Festausschuss und Shawn Kleese, sonst stellvertretender Wehrführer, hatten die Sause mit 120 Helferinnen und Helfern auf die Beine gestellt.
Rieke Harms vom Festausschuss und Shawn Kleese, sonst stellvertretender Wehrführer, hatten die Sause mit 120 Helferinnen und Helfern auf die Beine gestellt. © Burkhard Fuchs

Denn erstmals in der mehr als 30-jährigen Geschichte der Feuernacht wurden die Karten nicht vor langen Warteschlangen an einem Tag an der Harksheider Feuerwache ausgegeben.

Sie wurden im Internet online angeboten und waren innerhalb von zwei Wochen weg, berichtet Rieke Harms, die den Festausschuss leitete.

Feuernacht: Da staunt der Rheinländer – so närrisch sind die Norderstedter

„Die Leute haben uns die Karten förmlich aus den Händen gerissen“, freute sie sich. Schon vor Weihnachten seien sie ausverkauft gewesen, sagte Shawn Kleese, der an seine Feuerwehruniform als stellvertretender Wehrführer mit der eines Kapitäns zur See eingetauscht hatte.

Als Engel kamen Ela Thiem und ihr Mann Patrick Füllsack-Thiem mit Rapper-Freund Alex Riedel.
Als Engel kamen Ela Thiem und ihr Mann Patrick Füllsack-Thiem mit Rapper-Freund Alex Riedel. © Burkhard Fuchs

Am Sonntagmorgen waren die 120 Helfer schon wieder dabei, die jetzt leere Sporthalle aufzuräumen und alles abzubauen. Sie hatten am Abend die Getränketresen liebevoll in Flughafen-Atmosphäre oder als Uni-Klinik Harksheide ausstaffiert. Kurz ausschlafen und ein kräftiges Frühstück für seine Helfergruppe, dann geht das, sagte Kleese und schwärmte: „Das war wieder eine Super-Veranstaltung.“