Norderstedt. Theater Pur führt das durchgedrehte Boulevard-Stück im Festsaal am Falkenberg auf. Worum es geht und wo es Karten gibt.
Ray Cooney schrieb die Komödie „Funny Money – Geld verdirbt den Charakter“ zu einer Zeit, als Schwulsein strafbar war. Gehört so ein Stück, in dem mit der Verfolgung Homosexueller „gespielt“ wird, auf die Bühne? Verbietet nicht das Leid bis zum Mord im KZ, dem Homosexuelle ausgesetzt waren, dieses Thema als Komödie zu spielen, so wie jetzt das Amateurtheater Pur im Festsaal am Falkenberg in Norderstedt mit Cooneys „Funny Money“?
Oder ist gerade die Komödie ein Medium, um deutlich zu machen, dass noch heute Homosexualität in 69 Staaten unter Strafe und in elf Staaten sogar unter Todesstrafe steht, beispielsweise Iran, Katar, Saudi-Arabien, Pakistan?
Norderstedt: Theaterstück „Funny Money“ – Polizist wird zum Erpresser
Das Theater Pur hatte jetzt mit der harmlos erscheinenden Boulevard-Schmonzette „Funny Money“ Premiere im Festsaal. Hauptfigur Henry Perkins wird aufgrund seines Verhaltens in einem Pub von einem Polizisten der Homosexualität bezichtigt. Und erpresst.
Das Schauspiel-Team um Regisseurin Burga Jonas versteht es aber vorzüglich, nahezu en passant mit viel Humor und geradezu kindlichem Vergnügen an alten Homowitze-Klischees die Lächerlichkeit der Schwulen-Verfolgung ad absurdum zu führen. Sie machen aus der Schwere des Neben-Themas ein leichtes, sehr natürlich wirkendes Spiel.
Es gibt viele Gags, aber auch schlaue Sprüche
Das Hauptthema indes ist so albern wie abgedroschen. Mann vertauscht seinen Aktenkoffer gegen einen Geldkoffer mit geklauten Millionen. Endlich Ende der Fronarbeit, ab mit Frau in den Dauerurlaub. Blöd nur, dass Frau darauf keine Lust hat, Freunde mit ihm Geburtstag feiern wollen, seine Leiche in der Themse auftaucht und mal die falsche (der Schwulen-Verfolger) und mal die richtige Polizei (die Leichen-Entdecker) den fluchtartigen Abflug stören.
Autor Cooney hat in „Funny Money“ alles reingepackt, was es an Gags und Kalauern, faden Witzen und schlauen Sprüchen und an Situationskomik gibt – ein Fundus für Schauspielerinnen und Schauspieler, die mal so richtig lustvoll chargieren und die Rampensau rauslassen wollen, ein Fundus für die Pur-Spieler um Regisseurin Burga Jonas.
Yvonne Fröhlich überzeugt als Spießerin, die alle irre macht
Mit Ralf Janz schickt das Pur seinen durchtriebensten, vielseitigsten Spieler auf die Bühne. Janz verwandelt den langweiligen Büromenschen Henry Perkins sukzessive zum Überflieger, zum Frauenheld, zum charmanten Witzbold, der auf jede Situation die passende Lüge hat. Janz darf seine Sprechkünste zeigen, die Taxifahrerin mit Zischlauten vergrämen und mit wilder Mimik und Gestik das anfangs doch eher stockende Spiel vorantreiben – bis in den Bühnenwahnsinn.
Sein Eheweib Anni spielt Yvonne Fröhlich. Anfangs gibt sie die Spießerin, die Bremserin, die alle irre macht, dann dreht sie vollends auf und als Betrunkene auch durch, torkelt lallend und stolpernd durch die Kulisse, dass es schon an Clownerie grenzt.
Julian Hermeneit lässt als erpresserischer Polizist den Fiesen raus
Die coole Lady gibt Nadine Carstensen als elegante Freundin Betty, ihren Ehemann Vic spielt Michael Stein mit viel ursprünglichem Witz. An der derben Frauen-Rolle der gestandenen Taxifahrerin Liz hat Kathrin Clasen hör- und sichtbar unbändige Freude, während Julian Hermeneit als erpresserischer Polizist Davenport so richtig den Fiesen rauslässt.
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Seinen „Kollege“ Slater gibt Christian Lentfer als grundehrlichen Typen, kann aber in dem immer irrsinniger werdenden Plot auch mal laut werden. Ove Zwanck schließlich hat die Schlussrolle als lädierter, aber trotzdem noch schießwütiger Obergangster Oktuffka. Fazit: ein wundervolles Schauspiel-Team in einem anfangs langweiligen, dann völlig durchgedrehten Stück.
Norderstedt: Theaterstück „Funny Money“ – Polzist wird zum Erpresser
„Funny Money oder Geld verdirbt den Charakter“, Amateurtheater Pur, Sa, 11.02., 19.00, So, 12.02., 16.00, Sa, 18.02., 19.00, So, 19.02., 16.00, Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90. Karten zu 10, ermäßigt 6 Euro gibt es unter www.theaterpur.de, unter tickets@theaterpur.de per E-Mail, unter Telefon 040/60 94 17 57 und an der Abendkasse.