Norderstedt. Beim Gas sinken die Preise deutlich stärker als beim Strom. Wie viel die Verbraucher jetzt jährlich sparen werden.

Nachdem die Norderstedter monatelang explodierende Energiepreise verkraften mussten, gibt es jetzt die gute Nachricht: Die Preise für Gas und Strom werden zum 1. April sinken, der Gaspreis geht sogar kräftig runter. Eine vierköpfige Familie, die 17.000 Kilowattstunden Gas im Jahr verbraucht, würde in der Grundversorgung 1114,85 Euro pro Jahr sparen. Die Kilowattstunde kostet von April an 14,40 Cent, der Grundpreis reduziert sich von 110,35 auf 109 Euro.

Das hat der Stadtwerkeausschuss beschlossen und damit die von den Stadtwerken genannten Tarife am Abend leicht nach unten korrigiert, auch für Strom. Der wird im Vergleich zum aktuellen Preis nur geringfügig günstiger: Bei einem Verbrauch von jährlich 2100 Kilowattstunden ergibt sich eine Ersparnis von 32,74 Euro pro Jahr. Der Arbeitspreis in der Grundversorgung sinkt von 57,63 auf auf 56,07 Cent pro Kilowattstunde, der Grundpreis bleibt bei 74,28 Euro.

Stadtwerke Norderstedt: Beschlossen – Gas und Strom kosten ab April deutlich weniger

„Die Senkung resultiert allerdings noch nicht aus den seit September geringeren Beschaffungskosten, sondern aus Überschüssen, die durch vorsichtige Kalkulation entstanden sind, und die wir nun natürlich gern an unsere Kunden weitergeben wollen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß. Der lokale Versorger habe wegen der vielen Risiken sehr zurückhaltend kalkuliert.

Viele Fragen und Unsicherheiten hätten im Raum gestanden? Wie verfügbar ist Gas? Was passiert mit den Atomkraftwerken in Frankreich? Laufen sie nur eingeschränkt, muss Deutschland den Nachbarn Strom liefern. Was schaffen Wind und Sonne?

Gas- und Strompreis: Energiemarkt hat sich besser entwickelt als befürchtet

Der Energiemarkt habe sich besser entwickelt als befürchtet. Dadurch hätten die Stadtwerke Überschüsse erzielt, die sie nun an die Kunden weitergeben wollen. Die Gasspeicher seien gut gefüllt, der Gasverbrauch seit gesunken und ausgebliebene Lieferungen mit russischem Erdgas hätten durch Alternativen zumindest teilweise kompensiert werden können. Daher seien die Überschüsse bei den Gaspreisen höher ausgefallen als bei den Stromtarifen.

Denn: „Im Gegensatz zum Gas muss Strom erzeugt werden. Daher gilt es andere Risiken zu berücksichtigen. Im letzten Jahr wurde viel Strom aus Kohle und Erdgas erzeugt. Hinzu kommen die natürlichen Schwankungen des Windstroms. Insgesamt sind die Risiken am Strommarkt höher einzuschätzen als am Gasmarkt, was sich im Umfang der Preissenkung widerspiegelt“, sagt Weiß.

Stadtwerke Norderstedt: Warum sinken die Energiepreise nicht stärker?

In den sozialen Medien werde gefragt, warum die Stadtwerke die Tarife nicht deutlich stärker senken, denn: Die Einkaufspreise seien in den vergangenen Monaten stark gesunken. „Es gibt durchaus Discounter, die die Kilowattstunde Strom für unter 40 Cent anbieten“, sagt Weiß und damit erheblich unter dem Tarif der Norderstedter Stadtwerke.

Aber: Die Discounter kauften ihre Energie kurzfristig ein, was momentan günstig ist und Neukunden bringen kann. Bei den vehementen Preissteigerungen der letzten Zeit habe dieses Beschaffungsmodell aber dazu geführt, dass Anbieter die Verträge mit ihren Kunden kündigen mussten.

Gas- und Strompreis Norderstedt: Tarife werden nochmals sinken

Sie konnten die Preise an den Strom- und Gashandelsplätzen nicht mehr bezahlen, oder mussten sogar Insolvenz anmelden. Natürlich stehe jedem ein Wechsel frei. Die Stadtwerke geben allerdings zu Bedenken, dass die Situation auf den Energiemärkten nach wie vor unsicher sei.

„Wir als Grundversorger mit eigenen Netzen bilden das Rückgrat der Energieversorgung. Unser Motto ist nicht, der günstigste am Markt zu sein, sondern ein verlässlicher Partner der Kunden“, sagt der Stadtwerke-Sprecher. Daher kauften die Werke Strom und Gas mit einem Vorlauf von rund zwei Jahren ein. Was jetzt zu den günstigeren Kosten beschafft wird, mache sich auf dem Konto der Kunden erst später bemerkbar. Weiß geht davon aus, dass die Energiepreise der Stadtwerke nochmals deutlich fallen werden, fraglich sei nur, wann.

Trotz aller Zuschüsse: Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß mit einem der kostenlosen Raumthermometer, die von den Stadtwerken verteilt wurden, zur Kontrolle der Heizkosten.
Trotz aller Zuschüsse: Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß mit einem der kostenlosen Raumthermometer, die von den Stadtwerken verteilt wurden, zur Kontrolle der Heizkosten. © Christopher Mey

Außerdem greife die Gaspreisbremse rückwirkend ab Januar 2023 und entlaste die Haushaltsbudgets. Für 80 Prozent ihres Verbrauchs zahlten die Kunden einen festen Satz von 12 Cent pro Kilowattstunde. Für die restlichen 20 Prozent gilt der Grundversorger-Tarif, ab April also voraussichtlich 14,43 Cent für die Kilowattstunde.

Anhand des September-Abschlags 2022 berechnen die Stadtwerke nach dem 80/20-Modell den Monatsabschlag für 2023. „Sparen Kunden 20 oder sogar 30 Prozent, wird die gesparte Summe gutgeschrieben, und zwar mit 14,43 Cent“, sagt Weiß. Das sei ein kräftiger Anreiz, sparsam mit Gas umzugehen.