Kiel/Norderstedt. Norderstedterin (29) half beim Betrieb einer Drogenplantage in der Doppelhaushälfte. Das meiste Geld machte ein anderer.
Gemeinsam mit einem Komplizen hatte die Angeklagte in einer Doppelhaushälfte in Norderstedt eine professionelle Marihuana-Plantage eingerichtet. Doch die führende Rolle, die sie im Drogengeschäft gespielt haben soll, bestätigte sich im Prozess vor dem Kieler Landgericht nicht. Am Freitag kam die 29-Jährige mit zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung davon.
„Der Kammer ist klar, dass sie total ausgenutzt wurden“, begründete der Vorsitzende Richter die milde Strafe. Der psychisch labilen Frau könne man „eine gewisse Naivität nicht absprechen“. Nach eigenen Angaben hatte sie sich von einem Bekannten aus dem Fitness-Studio mit der Aussicht auf die gemeinsame Eröffnung einer Shisha-Bar ködern lassen.
Prozess: „Total ausgenutzt!“ – Milde Strafe für Marihuana-Gärtnerin
Für dieses Projekt fehlte allerdings das Geld. Eine Marihuana-Plantage sollte den Traum von der eigenen Gastronomie finanzieren. Die Suche nach einer Perspektive und nach Anerkennung war laut Urteil das Motiv, warum sich die nicht vorbestrafte Frau auf den Drogenanbau einließ. Für den Weiterverkauf war sie nicht zuständig, hieß es. Trotzdem sei sie nicht nur Gehilfin sondern Mittäterin gewesen.
Wie die Strafkammer befand, leistete die Angeklagte mit ihrem gärtnerischen Einsatz „einen erheblichen Tatbeitrag in untergeordneter Rolle“. Sie hatte die Doppelhaushälfte an der Bundesstraße 432 unweit der Landesgrenze zu Hamburg angemietet und stand schon deshalb im Fokus der Ermittler.
Angeklagte bekam nur 10.000 Euro aus den Drogengeschäften
Die stießen im Februar 2021 durch Zufall auf die Plantage. Erst Monate nach ihrer Festnahme entschloss sich die Frau, ihre Loyalität gegenüber dem mutmaßlichen Drahtzieher aufzugeben. Demnächst muss auch der angebliche Initiator und Hauptnutznießer der Plantage mit einem eigenen Strafprozess rechnen.
Von ihm will die Angeklagte nur 10 000 Euro für ihren Lebensunterhalt aus den Drogengeschäften bekommen haben. Dies wäre nur ein Bruchteil des Ertrags, den die 320 Cannabispflanzen in vier Ernten seit November 2018 eingebrachten. Nach Rechnung der Staatsanwaltschaft produzierte die Plantage mindestens 43 Kilo Marihuana.
Ermittler nahmen an, dass 166.000 Euro erwirtschaftet wurden
Für jede Pflanze legten die Ermittler pro Ernte mindestens 35 Gramm Blütenmaterial zugrunde. Demnach hätte die Anlage mindestens 166 000 Euro erwirtschaften müssen. Nachdem die 29-Jährige von Missernten und längeren Leerständen berichtet hatte, ging die Strafkammer von einer geringeren Ausbeute von 26 Kilo Drogen aus.
Gegen mögliche Übergriffe aus der Drogenszene hatte sich die ehemalige Prostituierte bewaffnet. Bei ihrer Festnahme trug die Inhaberin eines kleinen Waffenscheins griffbereit eine Schreckschusspistole in ihrer Jacke. In ihrem Fahrzeug lagen zwei Pfeffersprays, ein Springmesser und ein Baseballschläger.
Prozess: Sie nannte den Drahtzieher – und milderte ihre Strafe
Aus Angst vor dem mutmaßlichen Drahtzieher habe sie lange gewartet, bis sie sich zur Aussage gegen ihn entschloss, so das Urteil. Mit ihren Angaben habe sie über ihren eigenen Tatbeitrag hinaus wichtige Aufklärungshilfe geleistet. Dies führte laut Urteil zu einer deutlichen Strafmilderung.
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Die von der Staatsanwältin befürwortete Bewährung bekam die 29-Jährige auch deshalb, weil sie eine Festanstellung in der Firma ihres Bruders nachweisen konnte. Die 10 000 Euro, die sie laut Urteil durch die Taten erlangte, muss sie nun an den Staat abführen. Das Gericht ordnete die Einziehung der Summe an.