Norderstedt. Norderstedter Krimi-Autorin legt neuen Roman vor. Sie kennt die Betrugsmasche gut und möchte andere Frauen warnen.

Love-Scamming ist eine weit verbreitete Betrugsmasche: Die Opfer verlieben sich und schicken dem vermeintlichen Traumpartner Geld. Manchmal sehr viel Geld. Die Norderstedterin Angelika Waitschies hat diese Masche zum Anlass genommen, einen Kriminalroman zu schreiben. „Ich will die Frauen damit warnen“, sagt die Autorin, die selbst schon von Betrügern angeschrieben wurde.

Der Plot ist ausgedacht, aber der Hintergrund ist real. Denn bevor sich Angelika Waitschies an die Arbeit macht und einen Roman schreibt, recherchiert sie gründlich und nimmt vor allem auch Kontakt zur Polizei auf, um wirklich alle Facetten eines solch fiktiven Falles abzudecken. So auch für diesen Krimi, der im Frühjahr 2023 unter dem Titel „Nordwestschuld“ im Verlag HarperCollins erscheint. Nicht unter dem wirklichen Namen der Norderstedterin, sondern unter dem Autorennamen Svea Jensen.

Krimi: Love-Scamming – Wenn es statt Liebe nur Abzocke gibt

Die Norderstedter Krimi-Autorin Angelika Waitschies nimmt das Messer nur für den Fotografen in die Hand. Ihre Tatwaffe ist ansonsten der Laptop, mit sie ihre Kriminalromane schreibt.
Die Norderstedter Krimi-Autorin Angelika Waitschies nimmt das Messer nur für den Fotografen in die Hand. Ihre Tatwaffe ist ansonsten der Laptop, mit sie ihre Kriminalromane schreibt. © Frank Knittermeier

„Weil diese Thema zurzeit in aller Munde ist und die Medien häufig darüber berichten, habe ich es als Grundlage für mein neues Buch gemacht“, sagt Angelika Waitschies. So hatte das Hamburger Abendblatt kürzlich eine ganze Themenseite über Love-Scamming veröffentlicht. „Leeres Konto statt großer Liebe“ lautete die Überschrift des von Bettina Mittelacher verfassten Reports.

Im Kriminalroman „Nordwestschuld“ geht es um die 55-jährige Karla Hensel, die als vermisst gemeldet wird. Bei der Befragung des Umfelds stellt sich schnell heraus, dass sie erst vor kurzem per Facebook einen interessanten Mann kennengelernt hat. Eine Kollegin weiß von von Geldüberweisungen, die Karla an diesen Mann getätigt haben soll. Ist sie einem Love-Scammer aufgesessen? Die Soko St. Peter-Ording - dort spielen die Kriminalromane von Angelika Waitschies - vermutet es und geht der Sache nach. Es ist der vierte Kriminalroman, in der die Soko St. Peter-Ording im Mittelpunkt steht. Die drei ersten Bücher sind zu Bestsellern geworden.

So ziehen die Betrüger den Opfern das Geld aus der Tasche

Wie die Täter vorgehen und wer möglicherweise dahintersteckt, wird im Verlauf der Geschichte ganz genau erklärt. „Wer das Buch liest, kann sehr gut erkennen, wie die Sache läuft“, sagt die Autorin, die sich auch die Mühe macht, die Betrugsmasche von der anderen Seite zu beleuchten: Sie wechselt die Erzählperspektive und schreibt aus der Sicht des Scammers, der die bedauernswerte Karla Hensel um ihre Ersparnisse bringen will.

Angelika Waitschies verweist auf einen Fall, der sich tatsächlich ereignet hat und bei dem eine Frau um 835.000 Euro betrogen wurde. Die betrügerischen Herzensbrecher hatten über das Internet von der spanischen Ferieninsel aus Frauen in ganz Europa hereingelegt und um mehr als eine Million Euro erleichtert. Dabei zogen die Liebesschwindler alle Register, sogar ein Schauspieler wurde für gefälschte Videochats eingespannt

Angelika Waitschies hat auch schon Avancen per Facebook erhalten

Die Masche ist immer gleich: Ein Mann (oder eine Frau) gaukelt die große Liebe vor, muss vor dem persönlichen Kennenlernen aber erst einige Hindernisse finanzieller Art aus dem Weg räumen. Weil gerade kein Geld zur Verfügung steht, muss die Liebste oder der Liebste einspringen und welches überweisen.

Über Facebook hat Angelika Waitschies auch schon typische Anfragen von Männern bekommen: „Wie geht’s“ oder „Schön, dass ich dich hier gefunden habe“. Viele kennen das und ignorieren derartige Posts. Wer aber darauf eingeht, läuft Gefahr, sich auf gefährliches Terrain zu begeben.

Wie die Opfer in den Sozialen Medien gefunden wurden, erklärt in dem Buch „Nordwestschuld“ ein Kommissar: „Da stehen ja häufig viele Details im Profil. Wenn hier kein Partner erkennbar ist oder zum Beispiel Single oder verwitwet steht, wird die Person schon mal sehr interessant für die Täter.“

Im Kriminalroman endet der gute Glaube des Opfers tödlich

Angelika Waitschies will mit ihrem Buch nicht die Welt retten, aber sie hofft, dass es Leserinnen und Leser gibt, denen bewusst wird, in welche Gefahr sie sich begeben, wenn sie auf die vermeintlich nette Ansprache auf Facebook reagieren. „Wenn ich auf diese Weise auch nur eine Frau erreiche und damit retten kann, hat sich das Schreiben des Buches schon gelohnt.“

Andererseits: Nicht jede auf diese Weise betrogene Frau (oder Mann) landet eines Tages als Skelett am Strand von St. Peter-Ording. So viel Freiheit muss man einer Krimi-Autorin wohl gönnen...